Ein Kommentar von Jon Christoph Berndt
Wer im Berufsleben profilstark sein will, sollte kein Klappmichel sein, bei Gegendruck also nicht so leicht umfallen. Dann machen die anderen mit ihm ganz schnell, was sie wollen, und aus dem Manager wird ein Managerchen. Besser ist es, den fairen und werteorientierten Umgang in der rauen Berufswelt nicht mit Ringelpiez mit Anfassen zu verwechseln. Dafür sind die Zusammenhänge zu komplex und die Zeiten zu ernst.
Es kann gut sein, dass man die richtige Mischung aus mitziehender Empathie und Wachstum fördernder klarer Kante - bis hierhin und nicht weiter! - dort mitbekommt, wo die Welt noch ein bisschen mehr in Ordnung scheint: auf dem Bauernhof. Da stammt Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter her. Man sagt, er lebe immer noch die alten Kaufmannstugenden und mache Geschäfte per Handschlag. Er selbst sagt, Führen sei wie Fußball: "Ein guter Stürmer muss auch in der 87. Minute noch ein Tor schießen können."
So ein Tor hat er jetzt geschossen, gegen die feindlichen Übernehmer von ACS aus Spanien und mit dem Weißen Ritter aus Katar. Was für eine geradlinige Haltung, auch wenn oder vielmehr obgleich ACS schon lange beteiligt ist an Hochtief. "Partner gehen eigentlich so miteinander um, dass keiner den anderen überrascht", konstatiert "Dr. Lü". Und wenn der andere dann doch zum Angriff bläst, schlägt er eben kompromissfrei zurück.
Es gibt sie also noch, die guten Vorweggeher. Sie leben alte Tugenden. Sie kämpfen wie die Löwen für ihre Mitarbeiter, lassen sich weder ins Bockshorn jagen noch entmutigen. Sie gehen analytisch und zielorientiert vor. Und wenn ein Partner trotzdem zur Blutgrätsche ansetzt, legen sie ihn dermaßen entschlossen aufs Kreuz, so schnell kann der gar nicht schauen.
Wie wird man so einer, auch wenn man nicht vom Bauernhof kommt? Auf jeden Fall auch hierdurch: wachsam sein, bei Vorbildern klauen und immer davon ausgehen, dass andere etwas besser könnten als man selbst. Und: zur rechten Zeit zurückschlagen.
+++ Zum Nachlesen: Kompass +++