Unzufrieden mit der Arbeit? Keine Angst vor dem Jobwechsel! Experten verraten, wie der berufliche Neustart gelingt

Träumen Sie von einer anderen Aufgabe, von einem Job, der Sie erfüllt? Gehören Sie zu den 23 Prozent derjenigen Arbeitnehmer, die laut Gallup-Engagement-Index innerlich bereits gekündigt haben? Oder droht Ihnen womöglich die Kündigung?

Falls Sie eine dieser drei Fragen mit einem Ja beantworten, wird es höchste Zeit, über einen Neustart nachzudenken. "Den vagen Wunsch, etwas anderes zu machen, haben viele Menschen, aber nur die wenigsten trauen sich, die eingefahrenen Wege zu verlassen und konkrete Schritte zu einer Veränderung zu gehen", sagt die Trainerin Julia Glöer. Ein fester Job biete schließlich finanzielle Sicherheit. "Diese Komfortzone verlässt niemand gern", meint Glöer.

Allerdings spüren viele Arbeitnehmer auch nur eine diffuse Unzufriedenheit. "Weil sie gar nicht wissen, mit welcher Aufgabe sie wirklich glücklich wären." Im Abendblatt-Seminar "Den Neustart wagen" (siehe Kasten) arbeitet Glöer heraus, welche Potenziale in den Teilnehmern schlummern und welche Jobchancen das eröffnet.

"Viele Menschen nehmen aber die latente Unzufriedenheit mit ihrem Beruf einfach hin anstatt zu handeln", erklärt Claus Fehling von der Hamburger Outplacementberatung GMC. "Und so warten sie passiv ab, bis ihnen etwas passiert, bis ihre Abteilung verkleinert oder aufgelöst wird und sie den Job verlieren. Das kommt oft gar nicht so überraschend, wenn man die Signale im Unternehmen beachtet."

Fehling rät, sich neben einem aussagekräftigen Lebenslauf frühzeitig ein soziales Netzwerk aus Menschen an wichtigen beruflichen Schnittstellenaufzubauen. "Dabei sollte man ein klares Profil seiner Fähigkeiten und Qualitäten vor Augen haben", sagt Fehling. "Auf Formulierungen in den üblichen Arbeitszeugnissen zu vertrauen, reicht oft nicht aus, um deutlich werden zu lassen, was einen im Kern auch für andere Aufgaben und/oder Arbeitgeber in anderen Branchen attraktiv macht."

Ähnlich argumentiert Richard Nelson Bolles, Autor des weltweit mehr als zehn Millionen mal verkauften Buches "Durchstarten zum Traumjob". Bolles hat in seinem neuen kompakten Ratgeber "Jobs finden in harten Zeiten" (beide Titel bei Campus erschienen) für die berufliche Neuorientierung vier Grundregeln aufgestellt.

Ihre Aufgabe: Betrachten Sie die Jobsuche als Ihre Aufgabe. Warten Sie nicht darauf, dass jemand anders kommt und Sie rettet - zum Beispiel der Staat oder sonst irgendjemand.

Harte Arbeit: Seien Sie bereit, hart für Ihre Jobsuche zu arbeiten. Es reicht nicht, sich nur oberflächlich mit dem Thema zu beschäftigen. "Hart zu arbeiten" bedeutet, Zeit und Beharrlichkeit zu investieren. Und zwar sehr viel von beidem. Tage, Wochen, Monate. Nutzen Sie Ihre Zeit klug.

Gründliche Selbstanalyse: Analysieren Sie Ihre Fähigkeiten, Ihre Wünsche, Ihre Qualitäten, Sie glauben, dazu keine Zeit zu haben? Oh doch, die haben Sie! Die Bedeutung dieses Schrittes wird häufiger unterschätzt als alles andere, dabei ist er der wichtigste Schritt für eine erfolgreiche Jobsuche überhaupt. Sie müssen sich mit all Ihrer Kraft auf Ihre Jobsuche konzentrieren - punktgenau wie ein Laserstrahl.

Neu lernen: Lernen Sie so viel wie möglich über die Suche nach einem Arbeitsplatz im 21. Jahrhundert. Lassen Sie das, was Sie in der Schule oder woanders über die Jobsuche gelernt haben, hinter sich. In schwierigen Zeiten ist es wichtig, das eigene Wissen wieder auf den neuesten Stand zu bringen. "Die Methoden, die Ihnen beim letzten Mal bei der Jobsuche noch geholfen haben, sind jetzt vielleicht völlig wirkungslos", schreibt Bolles. Der Managementberater Marshall Goldsmith formulierte: "Was Sie bis hierher gebracht hat, wird Sie nicht weiterbringen."

Dabei ist ein beruflicher Neustart nicht so schwierig, wie es scheint, wenn die Angst vor der großen Veränderung regiert: neue Aufgaben, neuer Chef, neue Kollegen, andere Bedingungen, Probezeit. "So, wie Sie Auto fahren und schwimmen gelernt haben, können Sie auch Job wechseln lernen", sagt Personalberater Hans-Georg Willmann, Autor von "Das Jobwechsler-Buch" (Cornelsen Verlag). Wer den Jobwechsel beherrsche, mache sich unabhängig von einem einzelnen Arbeitgeber. "Das gibt Sicherheit", sagt Willmann.

Wer Veränderung möchte, muss sich selbst verändern. Doch wie schafft man es, vage Pläne für einen Neuanfang in die Tat umzusetzen? "Selbst wenn ich die Methoden kenne, heißt das noch lange nicht, dass ich loslege. Oftmals brauche ich dabei Unterstützung", sagt Julia Glöer. Sie empfiehlt daher ein Gruppentraining. "Menschen in ähnlichen Situationen sollten sich vernetzen und einen Teil des Weges gemeinsam gehen. Das hilft, das haben die erfolgreichen Abnehmprogramme bewiesen."