Wer im Berufsleben hoch hinaus will, muss sich durchsetzen. Am besten geht das mit dem Mund - sofern er an Hirn und Verstand angeschlossen ist.

Von Fall zu Fall geht es durchaus auch mit den Ellbogen. Das ist halt so in der Leistungsgesellschaft, Kuschelzone ist woanders. Deshalb gehen karriereorientierte und machtbewusste Macher auch grundhart ran in ihrem Wirkungskreis zwischen Konferenzraum und Kaffeeecke. Jedoch: Je schärfer das Mundwerk und je spitzer die Ellbogen, desto größer das Risiko. Wenn es auf einmal unrund läuft, aus welchen Gründen auch immer, kommt es schnell zu Widerständen und Vorbehalten; Zusammenhänge verschwimmen, und Wahrheiten werden unklar. Bald ist es Zeit, zu gehen. Dann aber wenigstens auf dem Zenit der Macht.

Helmut Kohl hat das nicht geschafft. Wolfgang Schäuble ist dabei, das nicht zu schaffen. Und Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher macht es auch nicht besser: Gegenwärtig wird er mühsam aus seinem Chefsessel bei der HSH Nordbank herausgeflext. Wird wieder mal nichts mit einem vorbildlichen, selbsterkenntnisreichen, proaktiven Rückzug mit gerade noch gekratzter letzter Kurve.

Wichtig ist, zu spüren, wann man sich verabschieden sollte. Und es dann tatsächlich zu tun. Schließlich, nach dem Wundenlecken, ausgiebig innezuhalten und zu reflektieren: Was ist geschehen? Was lief gut, was schlecht, was hätte anders laufen können? Wofür kann ich etwas und wofür nichts? Was werde ich bei der nächsten Station anders machen, weil ich jetzt lernen durfte und reifen konnte? Wem das alles gelingt, der ist der wahre Manager - nicht bloß einer Partei, einer Firma, vielmehr der Manager seines Lebens und der Gefühle der anderen.

Wisse also ruhig, was du kannst, strebe hoch hinaus, verfolge deinen Weg, und mache vor allem zur rechten Zeit eine Verbeugung vor all denen, die dir das ermöglicht haben. Dann darfst du deinen letzten Firmengang auch durch die Vordertür machen.

Der Autor Jon Christoph Berndt ist Markenexperte, Management-Trainer und Keynote-Speaker. www.human-branding.de