Johann Gravenhorst, 36, stellt Komponenten für den Flugzeugbau her
Bei den Kohlefaser- und Glasfaserkunststoffen, mit denen der Laminierer arbeitet, handelt es sich um ein stabiles, widerstandsfähiges und witterungsbeständiges Material. Es ist vielseitig einsetzbar: im Transportwesen, im Flugzeugbau ebenso wie im Schiffbau oder beim Bau von Windkraftanlagen.
Johann Gravenhorst arbeitet beim PMG Technologiezentrum in Moorburg, einem Unternehmen, dessen 90 Mitarbeiter Komponenten für den Flugzeugbau herstellen. Der 36-Jährige beschäftigt sich derzeit vor allem mit dem Nasslaminieren. Dafür bereitet er die Form vor. Sie wird erst gereinigt, geschliffen und poliert. Dann tränkt der Laminierer sie mit einem Trennmittel. Die Form kann je nach Verwendungszweck zehn Zentimeter oder 25 Meter groß sein. "Im zweiten Schritt bereite ich den Zuschnitt vor. Dieser besteht aus zwei Materialien, die erste Komponente ist das Glasfasergewebe, die zweite das Glasvlies", erklärt Gravenhorst.
Wenn dieser Arbeitsschritt erledigt ist, mischt Gravenhorst die Matrix, die aus Harz und Härter besteht, in einem Mischbecher exakt nach dem vorgegebenen Mischungsverhältnis an. "Nachdem ich Harz und Härter einige Minuten sorgfältig zu einer Matrix verrührt habe, laminiere ich abwechselnd das Glasfasergewebe und das Glasvlies in die Form unter Zugabe der Matrix ein."
Bei den Kohlefaserwerkstoffen handelt es sich um künstlich hergestellte Fasern aus Erdöl, die für den Leichtbau eingesetzt werden. "Das hat mehrere Vorteile, denn das Material ist fester als metallische Werkstoffe", sagt Reinhard Krause, Schulungsleiter bei PMG. "Das bringt Spitzenwerte und als weiteren Pluspunkt: Es spart Kerosin." Aber das ist nicht alles. Die feinen Fasern aus Glas, so dünn wie ein Haar, sind unter anderem in der Glasfasertapete, die für Dämmung sorgt, in den Flügeln der Windenergieanlagen ebenso wie im Stab für den Stabhochsprung oder im Ski für die Skispringer verbaut.
"Ferner finden sie Verwendung in der Orthopädie, denn Knieprothesen sind ebenfalls aus Kohlefaser", sagt Krause. Für diesen technisch-handwerklichen Beruf ist Geschicklichkeit wichtig. Deshalb werden gern Tischler, Lackierer, Maler oder Zuschneider eingestellt, die mit einer speziellen Schulung zum Laminierer fit gemacht werden. "Die Tätigkeit ist nicht körperlich anstrengend und eignet sich ebenso für Frauen", sagt Krause. Haben diese Erfahrung in der Textilbranche und kennen sich mit Gewebe und Zuschnitten aus, sei dies von Vorteil.
"Es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit", sagt Gravenhorst, der zunächst als Tischler in mehreren Betrieben gearbeitet hat, bevor er in Flensburg vier Semester Technische Informatik studierte und im August bei PMG anfing. "Die Arbeit macht Spaß, auch wenn sie manchmal knifflig ist und Geduld erfordert. Beim Zufügen von Harz entstehen automatisch Luftbläschen. Diese muss ich dann vorsichtig mit einer Rolle entfernen", sagt Gravenhorst, der in Rumänien aufwuchs und mit 18 Jahren nach Deutschland kam.
Je nach Branche sind Laminierer im Schichtbetrieb tätig. Dies ist beispielsweise beim Bau von Windkraftanlagen der Fall. Laminierer arbeiten angestellt oder freiberuflich. "Da hat man sehr gute Möglichkeiten bei der Reparatur von Windkraftanlagen oder Surfbrettern, und man verdient auch besser", sagt Gravenhorst. "Man kann aus Kohlefaserwerkstoffen sehr vieles machen. Das ist das Faszinierende."