Sie brauchen medizinisches Fachwissen. Reich werden Hebammen aber nicht: Der Stundenlohn liegt bei 7,50 Euro

"Kinder werden immer geboren", sagt Eva Börnsen. Die 36-Jährige ist freiberufliche Hebamme im "Geburtshaus Hamburg", wo die natürliche Geburt im Vordergrund steht. "Wir haben großes Vertrauen in den Körper und die Instinkte der Frau. Darum greifen wir nicht mit Medikamenten in den Geburtsprozess ein, sondern setzen etwa auf Akupunktur, Massagen oder Homöopathie sowie eine entspannte Atmosphäre", erläutert sie die Philosophie des Hauses. Und wenn das nicht ausreicht?"Dann greift unser Sicherheitskonzept. So bemerken wir frühzeitig jede Veränderung und sorgen gegebenenfalls für eine Verlegung in eine Klinik", sagt Börnsen.

Besonders oft findet das glückliche Ereignis nach Börnsens Erfahrung nachts oder am Wochenende statt, "wenn die Entspannung am größten ist". Für die Hebamme bedeutet dies allerdings nicht, dass ruhige Nächte und Wochenenden für sie nur bloße Theorie sind. "Im Geburtshaus arbeiten wir nach Dienstplan, der auch Wochenend-Dienste und 24-Stunden-Rufbereitschaften mit einschließt, aber auch Hebammen haben ein Privatleben."

Am liebsten sind ihr die umfassenden Geburtsbegleitungen: Von der Schwangerschaftsvorsorge und pränatalen Beratung über das Geburtsgeschehen bis hin zu Rückbildungsübungen. Entsprechende Kurse gehören auch zum Berufsalltag von Astrid Dahmen, freiberufliche Hebamme in der Praxisklinik Winterhude. "Wir zahlen hier Miete und rechnen eigenständig mit der Kasse ab, arbeiten aber eng mit den Ärzten und den anderen Mitarbeitern der Praxisklinik zusammen."

Dahmen und ihre fünf Kolleginnen bieten auch Betreuung zu Hause im Wochenbett an, denn jede Mutter hat nach ihrem Krankenhausaufenthalt Anspruch auf Hebammenbetreuung. "Hebamme ist ein sehr kommunikativer Beruf", sagt Dahmen. Man braucht ein offenes Ohr und manchmal auch gute Nerven, denn "dramatische, brenzlige oder auch traurige Situationen gehören ebenfalls zu unserem Beruf. In einer Extremsituation geht es unter Umständen um das Leben von zwei Menschen."

Gut 15 Jahre hat die 45-Jährige Geburten geleitet oder begleitet. Seit sie ihrerseits Mutter wurde, hat sie die Geburtsbegleitung aufgegeben. "Die dazu notwendige 24-Stunden-Rufbereitschaft ist nur schlecht mit dem Elterndasein zu vereinbaren." Auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle. Die sprunghaft steigenden Haftpflichtprämien, besonders für geburtshilflich tätige freiberufliche Hebammen, machen Dahmen und ihren Kollegen das Leben schwer. "Ich habe aufgehört mir meinen Stundenlohn auszurechnen. Dieser Job ist eine Berufung."

Der Durchschnittsstundenlohn einer Hebamme liegt etwa bei 7,50 Euro. "Davon kann man leben, muss dafür aber sehr viel arbeiten!" sagt Maja Häuser, zweite Vorsitzende des Hamburger Hebammen Verbandes. Arbeit gibt es jedoch genug, auch in einer Großstadt wie Hamburg. "Es gibt noch unterversorgte Stadtviertel, vorwiegend in den sozial schwächeren Gegenden. Berufsanfänger sollten Mobilität zeigen, denn ländliche Regionen bieten vielleicht schneller Arbeitsmöglichkeiten."