... ein Social Entrepreneur? Bernd Gebert ist ein Unternehmer, der nicht auf hohe Profite aus ist

Hamburg. Wenn Schüler Farbspritzer im Gesicht haben, Eltern Malerkittel tragen und Manager mit Spachteln Wände bearbeiten, ist oft Bernd Gebert in der Nähe. Der 55-Jährige ist Gründer der gemeinnützigen Initiative "Das macht Schule". Diese unterstützt Schüler, ihre "Penne" mitzugestalten. Gebert ist ein Social Entrepreneur.

Firmengründer, die nicht Marktanteile gewinnen oder hohe Profite einfahren wollen, sondern versuchen, gesellschaftliche Probleme zu lösen, werden Social Entrepreneure genannt. Bernd Gebert kam 2005 auf die Idee, Schüler ihre Klassenräume gestalten zu lassen, damit diese erfahren, wie viel Spaß es macht, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. "Kinder können mit ihren Erfahrungen ihre Familie und damit letztendlich auch die Gesellschaft beeinflussen", ist der gebürtige Wolfenbütteler sicher. "Schöne Klassenzimmer beispielsweise schaffen eine gute Lernatmosphäre. Selbst anzupacken, das eigene Umfeld zu verändern, fördert Eigeninitiative, Selbstverantwortung und Gemeinsinn."

Vor der Gründung seiner gemeinnützigen GmbH war Gebert Chef einer Kommunikationsagentur. "Doch nicht alle von uns sind etablierte Unternehmer. Es gibt auch Social Entrepreneure, die ausgebildete Lehrer, Sozialpädagogen und Handwerker sind." Einen "Königsweg" zum Sozialunternehmer gibt es also nicht. Aber einige Voraussetzungen muss der Sozialunternehmer schon mitbringen: So sollte er innovative Ideen haben, kreativ sein, quer denken und über den Tellerrand hinausschauen können.

Er muss Unternehmergeist und betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse besitzen. Schließlich kann sich ein Social Entrepreneur im Gegensatz zu Charity-Organisationen nicht auf Spenden verlassen, sondern muss andere Einnahmequellen generieren, um seine Arbeit und seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Gebert und sein sechsköpfiges Team kooperieren dafür mit "normalen" Unternehmen wie Max Bahr, Disney, Tesa und Apetito: "Diese Firmen bringen sich finanziell bei uns ein, und wir bieten ihnen im Gegenzug Möglichkeiten, sich an Schulen zu engagieren und darüber in der Öffentlichkeit zu reden", erläutert Gebert diese Partnerschaften. "Das macht Schule" erhält außerdem Beiträge von rund einem Dutzend Fördermitgliedern.

Alle Gelder, die die gGmbH erwirtschaftet, werden in Projekte investiert. Ein Social Entrepreneur bestimmt die Höhe seines Gehalts selbst. Bernd Gebert: "Über den Daumen ist das zwischen einem Drittel und der Hälfte weniger, als für vergleichbare Aufgaben in der Wirtschaft gezahlt wird." Das positive Feedback auf eine sinnerfüllte Arbeit lasse sich aber nicht mit noch so viel Geld aufwiegen, findet er.

Die Karrierechancen eines Social Entrepreneur sind begrenzt, denn er startet meist bereits als Geschäftsführer. Fühlt sich Gebert als Altruist? "Nein, unser beruflicher Aufstieg besteht aus Auszeichnungen und zunehmender Reputation, wir suchen Anerkennung und wachsende gesellschaftliche Bedeutung."

Außerdem wollten Non-Profit-Unternehmer beweisen, "dass man bestehende Märkte auch anders nutzen kann, als für den eigenen Gewinn - nämlich um gesellschaftlich Gutes zu bewirken". Dafür müsse man hart arbeiten: "Einen Acht-Arbeitsstundentag haben wir selten." Daher sei es wichtig, den Rückhalt der Familie zu haben.