Matthew Hansen coacht Führungskräfte, die sich auf Englisch bewerben müssen. Dabei gelten andere Regeln

Der amerikanische Karriereberater hat Hamburg schon als Student auf Reisen kennengelernt. Vor zwölf Jahren kam Matthew Hansen dann mit einem One-Way-Ticket und ließ sich an der Elbe nieder. Als Kenner der amerikanischen und der deutschen Kultur hat er seine Marktlücke gefunden: die Beratung hiesiger Führungskräfte beim Sprung in ein internationales, englischsprachiges Unternehmen.

Hamburger Abendblatt:

Was ist der häufigste Fehler, den deutsche Manager machen, wenn sie sich zum ersten Mal auf Englisch bewerben?

Matthew Hansen:

Wert und Bedeutung eines englischen CV (Curriculum Vitae, d. Red.) werden häufig falsch eingeschätzt. Oft wird ein Muttersprachler gebeten, einen Blick auf den CV zu werfen. Die Bewerber sind dann der Meinung, er sei geprüft und in Ordnung. Aber würden Sie als Deutscher die Professionalität Ihrer Bewerbung von jemandem prüfen lassen, nur weil er Deutsch als Muttersprache spricht? Das könnte der Nachbar von gegenüber oder die Empfangsdame von nebenan sein. Manchmal meinen Bewerber, dass der CV auch ihre sprachlichen Kompetenzen akkurat widerspiegeln soll. Sie möchten nicht, dass der CV zu gut ist, weil sie sich sprachlich nicht topfit fühlen. Sie denken: "Der CV soll mich spiegeln und nicht jemand anderes." An dieser Stelle ist das grundverkehrtes Denken.

Unterscheidet sich ein deutscher Lebenslauf vom internationalen CV?

Hansen:

Hier gibt es sogar viele Unterschiede. Ein Lebenslauf, wie er in deutschen Unternehmen normalerweise erwartet wird, hat schon mal ein anderes Layout. Er ist außerdem länger und enthält oft mehr Details. Er wird nicht so häufig als ein Verkaufsdokument angesehen. Gerade wenn ein CV in ein angelsächsisches Unternehmen geht, darf er auf das Aktuelle und die Zukunft fixiert sein. Ein Lebenslauf hingegen hat vielmehr das gesamte Berufsleben im Blick.

Wird in internationalen Unternehmen eigentlich mehr Marketing in eigener Sache erwartet?

Hansen:

Auf jeden Fall, vor allem bei Unternehmen, die von der amerikanischen Kultur beeinflusst sind.

Wie sieht so ein Marketing aus?

Hansen:

Bei der Bewerbung betrifft es die Art und Weise, wie man sich positioniert. In Layout, Wortwahl und Betonung kommt das zum Ausdruck. In den Gesprächen ist es wichtig, proaktiv in einem direkten, offenen, verkaufsorientierten Stil zu kommunizieren, der gleichzeitig locker ist. Das ist so eine Kunst, mit der sich viele im deutschsprachigen Raum schwertun: locker zu bleiben, aber immer noch präzise und direkt das Gespräch zu steuern. Wichtig ist zu verstehen: Ich verkaufe mich hier.

Was raten Sie deutschen Bewerbern für das erste Vorstellungsgespräch auf Englisch?

Hansen:

Informieren Sie sich über den Gesprächspartner, insbesondere über dessen Nationalität, um sinnvolle Anpassungen in Strategie und Stil machen zu können. Bewerber, die nervös sind, während sie sich auf Englisch verkaufen müssen, neigen dazu, zu viel zu reden. Auf einmal fehlt ihnen dann das Gespür für das Ende der Antwort. Beim häufig benutzten Einstieg "So, tell us about yourself" sollte man tunlichst vermeiden, typisch deutsch zu antworten und den Lebenslauf herunterzubeten. Halten Sie sich stattdessen kurz. Ich empfehle etwa 90 Sekunden. Fassen Sie den CV in einem Satz zusammen. Nutzen Sie die Gelegenheit, um sich selbst zu positionieren. Erörtern Sie zwei oder drei aussagekräftige Schlüsselqualifikationen und enden sie zukunftsorientiert auf der nächsten Stelle.

Wie bereitet man sich am besten auf das Jobinterview vor?

Hansen:

Wie in einem Gespräch auf Deutsch bereitet man sich auf typische Fragen vor. Auf Englisch hilft es vielleicht, Stichworte aufzuschreiben, damit sie präsent bleiben. Auch sollte der Bewerber darüber nachdenken, selbst Fragen zu stellen. Es ist im internationalen Raum viel üblicher als in Deutschland, als Bewerber tiefer gehende Fragen zu stellen. Doch auch beim Fragen sollte man natürlich den richtigen Ton treffen.