Unternehmenskultur: Sind die Mitarbeiter zufrieden, steigen die Umsätze - so einfach kann Business sein

Hamburg. Wertschätzung! Vielfalt! Offenheit! Nur drei der Schlagworte, die fallen, wenn Firmen ihre Kultur beschreiben. Viele tun das gern und ausführlich - auf ihren Internetseiten, in Firmenbroschüren und Stellenanzeigen.

Hubertus Hagen, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Brunata-Metrona Hamburg (270 Mitarbeiter), hat die Werte, die das von seinem Vater gegründete Unternehmen ausmachen, noch nie wirklich ausformuliert. Offensichtlich kommt eine gute Kultur auch ohne das aus: Brunata ist im Wettbewerb "Hamburgs beste Arbeitgeber 2010" mit dem Sonderpreis für hervorragende Unternehmenskultur ausgezeichnet worden. Die Preise werden aufgrund der Ergebnisse aus einer anonymen Mitarbeiterbefragung vergeben.

"Die Kultur eines Unternehmens wird von Werten geprägt, die in dieser Firma besonders zählen", beschreibt Hagen, wie er den Begriff versteht. Der freundliche Umgang untereinander, mit Kunden und Geschäftspartnern gehöre bei Brunata zum Beispiel dazu. "Wir wollen auch keinen uniformieren", sagt er. "Jeder darf so sein, wie er ist. Wir mögen Vielfalt." Und nicht zuletzt: "Die beste Antwort zählt! Dabei ist es egal, von wem sie kommt."

Schlechte Stimmung in der Firma kann den Geschäftserfolg zunichte machen

"Unterm Strich ist die Unternehmenskultur der Wohlfühlfaktor in einer Firma", sagt Christian Roos, Inhaber von roos consult und damit Teil der Unternehmensgruppe Prof. Sarges & Partner, die den Contest "Hamburgs beste Arbeitgeber" wissenschaftlich begleitet. Und auch wenn "Wohlfühlfaktor" eher kuschelig und weniger nach hartem Business klingt, sollte man seine Bedeutung nicht unterschätzen.

"Man kann sich durch schlechte Stimmung im Unternehmen tatsächlich den Geschäftserfolg kaputt machen", sagt Roos. "Dann sinkt erst das Engagement der Mitarbeiter, anschließend die Qualität der Dienstleistung. Das wiederum hat zur Folge, dass die Kunden ausbleiben", beschreibt er die Abwärtsspirale. Der Ruf der Unternehmenskultur dringt auch nach außen: Das Unternehmen wirkt weniger attraktiv auf potenzielle Bewerber, wenn nicht mal die eigenen Mitarbeiter positiv über ihren Arbeitgeber sprechen.

Aber kann man eine gute Unternehmenskultur "machen"? Man kann, sind Berater wie Stefan Bald von der Change-Management-Beratung Dr. Kraus & Partner in Bruchsal überzeugt. Allerdings dauert es eine Weile. Drei, fünf oder gar zehn Jahre - bei größeren Organisationen - müsse man einkalkulieren. Neue Strukturen müssen her, die Mitarbeiter müssen neue Denk- und Handlungsmuster entwickeln.

"Kulturgestalter sind die Führungskräfte", sagt Stefan Bald. "Sie sind die Orientierungspunkte der Mitarbeiter und müssen ein kulturelles Vorbild sein." Und das dürfe auch vor Kritik gegenüber Gleichrangigen nicht Halt machen. Bald: "Es reicht nicht, den Schutzhelm aufzusetzen, wenn man als Chef in die Werkshalle kommt." Zum Vorbildsein gehöre auch, den Vorstandskollegen auf seine Verantwortungslosigkeit anzusprechen, wenn man ihn mit dem Firmenwagen zu schnell durch eine verkehrsberuhigte Zone brausen sieht.

Die Unternehmenskultur verstärkt sich selbst - im Guten wie im Schlechten

"Die Unternehmenskultur ist eine große Baustelle", sagt Christian Roos. "Sie verstärkt sich - in beide Richtungen!" Ist sie gut, hat sie die Tendenz, noch besser zu werden. Stehen die Mitarbeiter und Führungskräfte mit der Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, auf Kriegsfuß, wird die Stimmung sich noch weiter verschlechtern.

Aber was macht eine Unternehmenskultur denn eigentlich gut? "Fairness, Respekt, Teamorientierung gehören zum Beispiel dazu", sagt Stefan Bald von Dr. Kraus & Partner. "Das Entscheidende ist für mich das Menschenbild, das hinter der Kultur steht." Die Beschäftigten müssten selbstverantwortlich handeln dürfen, das Miteinander sollte von Anstand geprägt sein.

"Gefragt, wie ein Unternehmen sein muss, in dem sie sich wohlfühlen, nennen die meisten: Anerkennung, flache Hierarchie, kurze Entscheidungswege, Kooperation statt Konkurrenz, Konflikte ansprechen dürfen, sich einbringen können", erklärt Christian Roos von roos consult.

"Erlebbar wird Kultur in Ritualen", betont Stefan Bald. "Zum Beispiel in Reflexionsrunden, in denen man fragt: Wie gehen wir miteinander um?" Zwar gebe es heute in fast jeder Firma das jährliche Mitarbeitergespräch - in dem sei jedoch nur selten Platz, um Stimmungen im Team zu erörtern. "Aber man kann doch wohl im wöchentlichen Meeting 15 Minuten dafür nutzen zu reflektieren, wie man in der vergangenen Woche miteinander umgegangen ist." Schon ist ein Anfang gemacht.