Ein Kommentar von Mark Hübner-Weinhold

Hamburg. Gesucht wird jemand, der zu uns passt. Eine Person, die so tickt wie wir. Die unsere Werte, Denk- und Verhaltensweisen, kurzum unsere Kultur teilt. So jemand passt perfekt ins Team, kann sich bestens integrieren, fällt nicht weiter auf.

Willkommen in der Einstellungspraxis deutscher Firmen und Organisationen. Von ein paar fachlichen Defiziten abgesehen, erfüllt ein Mensch, der teamfähig, flexibel und einsatzfreudig ist, schon die wichtigsten Anforderungen der Arbeitgeber.

Neben dieser soziokulturellen Gleichschaltung wiegt eine zweite Tendenz bei der Bewerberauswahl schwer: Viele Führungskräfte neigen nicht nur dazu, Menschen mit Ecken und Kanten auszusortieren, um sich im Arbeitsalltag nicht mit unbequemen Typen auseinandersetzen zu müssen. Nein, die Chefs bevorzugen auch oft Kandidaten, die ihnen selbst zwar ähnlich sind, aber ihrem eigenen Status als Alphatier in der Abteilung nicht gefährlich werden können - sozusagen kleine Klone.

So erzeugen die Unternehmen selbst das graue Mittelmaß, über das sie oft klagen. Verstärkt wird dieser fatale Trend durch ein formidables Missmanagement im Bewerbungsverfahren. Gerade im Mittelstand, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft, ist häufig eine gnadenlos amateurhafte Auslese zu beobachten: Ritualisiert werden Lebensläufe durchgesprochen, im netten Smalltalk versucht man das eigene Bauchgefühl zu bestätigen - ohne die blasseste Ahnung zu haben, welche Kompetenzen die zu besetzende Position wirklich verlangt. Denn die Personalabteilung und der Fachbereich stimmen sich, wenn überhaupt, nur oberflächlich ab.

Manchmal stellt der Chef sogar noch selbst ein und nimmt die Kandidaten ins Verhör. Bewerber, die dabei eine gute Vorstellung geben und ins kulturelle Raster passen, gewinnen. Ihre Eignung ist dadurch leider keineswegs geprüft und bewiesen. Doch wer mahnt später beim Chef dessen eigene Entscheidung an?

Unternehmen sind gut beraten, wenn sie solche Missstände beim Bewerbermanagement abstellen. Denn erstklassige Mitarbeiter bekommen sie nur mit erstklassigen Methoden.