Trainerin Dagmar Säger berät Berufstätige dabei, sich im Job zu etablieren. Ihr Rezept: Wer Erfolg will, muss auffallen

Hamburg. Wer nur still und leise einen guten Job macht, aber nicht für sich trommelt, bleibt beim beruflichen Aufstieg irgendwann auf der Strecke. "Der Chef muss sehen und hören, dass Sie etwas können", sagt Dagmar Säger, Trainerin und Coach in Hamburg. Im Abendblatt-Gespräch erklärt die 54-Jährige, wie man auf sympathische und doch druckvolle Art und Weise im Beruf von sich reden macht.

Hamburger Abendblatt:

Warum hat man im Job oft das Gefühl, dass die Lautesten auch die Erfolgreichsten sind?

Dagmar Säger:

Ganz einfach: Wer laut ist, wird wahrgenommen. Selbstmarketing funktioniert allerdings langfristig nur, wenn dahinter auch etwas Fundiertes, also Leistung, steht. Und diese muss man eben auch bemerkbar machen. Der Chef muss sehen und hören, dass Sie etwas können.

Vielen fällt es schwer, sich in einem neuen, starken Umfeld zu behaupten. Was raten Sie denen?

Wenn Sie etwas können, gehört das auf den Tisch. Vieles was für Sie selbstverständlich ist, ist für andere etwas Besonderes. Seien Sie mutig, und stellen Sie sich bei jedem persönlich mit dem vor, was Sie zur Zusammenarbeit beitragen können. Seien Sie positiv: Jeder hat etwas, worauf er stolz sein kann. Aussagen wie "Ich freue mich, dass mir die Arbeit gelungen ist" lassen Sie sichtbar werden. Bescheidene Äußerungen wie: " Ich habe den Chef beeindruckt, aber das war Glück" werden Sie nicht weiterbringen. Fakt ist, dass Sie die Aufgabe erfolgreich bewerkstelligt haben. Mit Glück hat das nur wenig zu tun.

Wie offen geht man mit Schwächen um?

Sie können sogar damit kokettieren, wenn der Schwäche auch eine Stärke gegenübersteht. Sprechen Sie darüber: Sagen Sie beispielsweise mit einem Lächeln, dass Sie mit der EDV auf Kriegsfuß stehen, dafür aber richtig gut in der Buchhaltung sind. Fragen Sie nach Hilfestellungen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Das signalisiert, dass Sie lernen wollen. Und denken Sie daran: Eine Seminareinladung zeigt, dass der Chef in Sie investieren will, dass Sie es ihm wert sind.

Wie können denn Menschen, die nicht so gern selbst im Mittelpunkt stehen, Selbstmarketing betreiben?

Ich gehe davon aus, dass man ein konkretes Ziel hat, wenn man Selbstmarketing betreiben will. Achten Sie bei der Umsetzung also darauf, dass Ihre Ziele zu Ihnen passen. Um Erfolg zu haben, muss man allerdings nicht zwingend marktschreierisch auftreten. Man kann auch leise sichtbar sein. Sichtbar im Sinne von Erfolg und Leistung, über die man mit anderen redet.

Worauf muss man beim erfolgreichen Selbstmarketing noch achten?

Auf das Äußere. Oft ist das die Eintrittskarte in eine neue berufliche Welt. Ein ehemaliger Mitarbeiter von mir wollte im Unternehmen beruflich weiterkommen. Ich schlug ihm vor, sich dem Kleidungsstil der angestrebten Abteilung anzupassen, da die Mitarbeiter dort Anzugträger waren. Nun zog auch er sich ein Jackett an, wenn er mit ihnen zu tun hatte. Demonstrieren Sie optisch, dass Sie dazugehören. Dann werden Sie bald als potenzieller Kandidat gesehen.

Welche Rolle spielen Netzwerke für das Selbstmarketing?

Netzwerke können den Zugang zu bestimmten Personen erleichtern. Kennt jemand aus Ihrer Abteilung den Chef persönlich, so gesellen Sie sich in der Mittagspause dazu. Werden Sie aktiv: Man selbst kennt den obersten Chef, umgekehrt ist das nicht immer der Fall.

Stellen Sie sich darum bei Gelegenheit offensiv vor. Sagen Sie beispielsweise im Aufzug. "Guten Tag Herr Meier. Ich kenne Sie, deswegen begrüße ich Sie. Ich bin Frau ... und arbeite im Vertrieb." Von diesem Augenblick an, wird Herr Meier Ihren Namen kennen. Auf diese charmante und nicht aufdringliche Art fallen Sie positiv auf.

Welche Strategien gibt es außerdem noch, um den Chef auf sich aufmerksam zu machen?

Lassen Sie Ihren Chef merken, dass Sie zuversichtlich sind. Halten Sie sich bewusst von den "Jammergruppen" fern. Präsentieren Sie sich lösungsorientiert. Stellen Sie ein Problem analytisch dar, und bieten Sie Lösungen an. Der Chef wird begeistert sein.

Also gelten gute Laune und positive Energie als Mittel zum Erfolg?

Richtig. Es erleichtert viel, wenn man nicht jammert, sondern Lösungen findet. Arbeit ist Lebenszeit, da will man sich gut fühlen. Stellen Sie sich mit positiver Energie den Herausforderungen. Und holen Sie sich von Freunden gelegentlich ein Lob ab - das wirkt Wunder.