... eine Datenschützerin? Faezeh Shokrian berät Firmen dabei, wie sie Informationen sichern

Videokameras in fast allen Ecken, kaum ein Winkel, in dem Passanten sich ihren Blicken entziehen können. Die Menschen werden aufgezeichnet, während sie sich durch die engen Gänge im Warenhaus drängen. Darf das Unternehmen diese Aufnahmen machen? Ja.

Doch ganz so einfach und schnell kann man eine Kamera nicht aufstellen. Erst müssen einige Rechtsfragen geklärt sein. Das ist das Spezialgebiet von Faezeh Shokrian. Sie arbeitet als externe Datenschützerin bei der Hamburger Firma Intersoft Consulting und berät Unternehmen beim Datenschutz. Dazu gehört auch der Umgang mit Videoüberwachung.

In Deutschland darf ein Mitarbeiter nicht ununterbrochen aufgezeichnet werden: "Auch eine Verkäuferin muss sich mal unbeobachtet die Nase putzen können", sagt Shokrian. Als sie vor einigen Jahren ihr Studium beendet hatte, wurde Datenschutz immer häufiger in der Öffentlichkeit diskutiert - auch ein Grund für die heute 32-Jährige, sich auf dieses Thema zu spezialisieren.

Inzwischen wird Datenschutz fast täglich diskutiert - immer häufiger werden Berichte über das fragwürdige Sammeln von Daten veröffentlicht. Der Datenschützer kümmert sich darum, dass die Informationen, die der Einzelne nicht von sich preisgeben möchte, auch geheim bleiben. Shokrian arbeitet oft bei ihren Auftraggebern vor Ort. "Manchmal konfrontiere ich die Mitarbeiter mit der Bilanz des Vorjahres, die ich im Betriebsmülleimer im Hof gefunden habe. Das schockt, aber macht das Problem am besten verständlich", sagt sie. "Vielen Firmen ist nicht bewusst, wie unachtsam sie mit wichtigen Unterlagen umgehen." Es genügt in manchen Fällen sogar schon, das Schloss am Büroschrank regelmäßig zu verschließen - und ein erster Schritt in Richtung Sicherheit ist getan.

Wenn die Datenschützerin in einen Betrieb kommt, wird sie nicht immer von allen Seiten willkommen geheißen. Schließlich deckt sie Fehler auf und zeigt, wo Schwachstellen liegen. Zu ihren Arbeitswerkzeugen gehören meist nur ein Block, ein Stift und ein guter Beobachtungssinn.

Darüber hinaus sind IT-Kenntnisse gefordert. Zwar kennt sie sich in diesem Bereich aus und kann die erste Diagnose stellen, doch bei spezifischen Fragen zieht sie einen IT-Experten hinzu. Trotzdem erweitert Shokrian ihr IT-Wissen auf Seminaren. Mittlerweile weiß sie dadurch zum Beispiel, wie ein Rechenzentrum funktioniert, und kann eine IP-Adresse ermitteln.

Besonders wichtig sind ihre Kenntnisse in Rechtsfragen, dennoch findet die Expertin nicht immer zu allen Fragen sofort Antworten im Gesetzbuch. Dann sucht sie sich Lösungen aus bestehenden Rechtsgrundlagen zusammen. "Die technische Entwicklung ist rasant, die Rechtswissenschaft hängt ihr allerdings oft hinterher", sagt die Juristin " aber gerade dies ist das spannende an meiner Arbeit".

Gern wird im Marketing mitunter mit Newslettern geworben oder Kunden ungebeten angerufen. Das ist nicht immer erlaubt. Der Kunde muss vor Empfang solcher Werbung immer seine Einwilligung geben. "Wenn das nicht der Fall ist, kann das für die Firmen teuer werden" erklärt die 32-Jährige.

Die Arbeit der Datenschützerin ist ein Balanceakt zwischen den Interessen ihrer Auftraggeber und dem Persönlichkeitsschutz Einzelner. "Eine Herausforderung, der ich mich immer wieder aufs Neue stelle."