... ein Schiffsbesichtiger? Er prüft, ob Schiffe sicher sind und alle technischen Auflagen erfüllen

Hamburg. Ihre Tanker, Container- oder Passagierschiffe müssen Reeder regelmäßig bei einer Schiffsklassifikationsgesellschaft technisch untersuchen lassen. "Unsere Aufgabe besteht in erster Linie darin, sicherzustellen, dass Schiffe inklusive sämtlicher Anlagen seetauglich sind und den gängigen internationalen Regularien entsprechen", erläutert Jörg Langkabel, 50. Der Maschinenbauingenieur und Schiffsbetriebstechniker ist bei der norwegischen Schiffsklassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV), dem weltweit viertgrößten "Schiffs-TÜV", für das Deutschland-Geschäft verantwortlich.

Die eigentliche Prüfung der Schiffe auf ihre Sicherheit hin übernehmen Schiffsbesichtiger ("ship surveyor"). Im Hafen oder in der Werft gehen sie an Bord der Schiffe und begutachten gemeinsam mit dem leitenden Ingenieur jeden Winkel der schwimmenden Transporter, um mögliche Schäden aufzuspüren. Überprüft werden die gesamte Bordtechnik sowie die Geräte für Kommunikation und Lebensrettung. Auch der Pflegezustand der Schiffe wird unter die Lupe genommen und protokolliert.

Außer bei den jährlichen Routine-Inspektionen gehen Schiffsbesichtiger auch an Bord von Neubauten, um zu entscheiden, ob sie für den Schiffsverkehr zugelassen werden können. Zudem werden die Besichtiger nach Unfällen gerufen, um entstandene Schäden zu begutachten. Nach der Kontrolle an Bord schreiben sie einen Bericht für ihren Auftraggeber. Dieser hat dann die aufgelisteten Schäden binnen einer festgelegten Frist aus der Welt zu schaffen. Geschieht das nicht, läuft er Gefahr, dass sein Schiff aus dem Verkehr gezogen wird.

"Eine Schiffsbesichtigung kann zwischen einem Tag und mehreren Wochen dauern. Mit den Jahren weiß man sehr genau, in welche Ecken man gucken muss und wo es haken könnte", sagt Frans Paardekooper, 48. Der diplomierte Schiffsingenieur hat viele Jahre als Schiffsbesichtiger für DNV gearbeitet. "Dennoch erlebt man immer wieder viele Überraschungen." Wie die meisten seiner Kollegen ist auch Paardekooper selbst lange zur See gefahren, bevor er bei DNV anheuerte. "In diesem Job braucht man nicht nur technisches Verständnis, sondern auch ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten und Fingerspitzengefühl. Man sollte sich nicht als Oberlehrer aufspielen, sondern ein sicheres Gespür für den Umgang mit Menschen aller Nationalitäten haben. Ansonsten ist Ärger mit der Besatzung vorprogrammiert."

Mittlerweile ist der gebürtige Niederländer Leiter der DNV-Kundenbetreuung in Deutschland. In dieser Funktion berät er Reeder in allen technischen Fragen. Sein Werdegang ist nicht untypisch: Viele Schiffsbesichtiger entscheiden sich im Laufe ihrer Karriere dazu, ihr an Bord erlangtes Wissen als Berater einzubringen. Denn immer mehr Reeder müssen Kosten sparen oder sich auf spezielle Umweltschutzrichtlinien einstellen. Und da reicht es dann nicht, den Propeller etwas anders einzustellen oder eine klassische Unternehmensberatung anzuheuern.

Als Schiffsbesichtiger sind hauptsächlich Ingenieure oder ehemalige Kapitäne im Einsatz. Um ihre Tätigkeit ausüben zu können, müssen sie ein ein- bis zweijähriges internes Trainingsprogramm durchlaufen.