Wenn Widersacher sie piesacken, müssen Betroffene offensiv werden

Hamburg. Da steht man dann in der Teeküche und tratscht ein bisschen über den Kollegen X. Und manchmal - vielleicht wenn man grad von ihr genervt ist -, erzählt man Kollegin Y nichts vom Kunden, der angerufen hat, als sie nicht da war. "Die Palette der Intrigen am Arbeitsplatz ist breit gefächert", sagt Manuela Krüger, Kommunikationspsychologin und Coach in Berlin. "Oft sind es Machtspiele, um die eigene Position zu festigen."

Krüger glaubt, dass daran eine zunehmende Verunsicherung der Mitarbeiter schuld ist. "Unterschwellig hört man, dass es Existenzängste sind, die Kollegen zu Intriganten machen", sagt sie. "Es geht um materielle Existenzängste, aber auch um die Angst, an Prestige zu verlieren." Gerade für Berufseinsteiger und Rückkehrer werde es schnell zum Problem, wenn ihnen Informationen vorenthalten werden.

Intriganten versuchen instinktiv, die Schwächen der Kollegen auszunutzen

Dierk Rommel, Kommunikationstrainer und Coach in Hamburg, sieht ein schlechtes Betriebsklima als Grund dafür, dass im Unternehmen Intrigen gesponnen werden. "Die Intriganten erkennen oft gar nicht, welchen Schaden sie anrichten, merken aber instinktiv, wie sie die Schwächen anderer für sich ausnutzen können." Der Übergang zum Mobbing sei fließend.

Mobbing, die gezielten und immer wiederkehrenden Attacken gegen eine Person, ist in jedem Fall ein Thema, mit dem man zur Führungskraft, zum Arzt, zum Betriebsrat oder zu einem externen Berater gehen sollte. Intriganten können Betroffene mitunter noch selbst in den Griff bekommen.

Aber wie? "Man sollte den anderen zeitnah mit der eigenen Wahrnehmung konfrontieren", rät Dierk Rommel. Ich-Botschaften solle man aussenden, denn die seien unstrittig. "Wenn man erst diskutieren muss, ob der Vorfall so oder anders stattgefunden hat, dann hat man schon verloren", sagt er. "Man kann sich auch erst einmal eine Person des Vertrauens suchen und mit ihr über seine Wahrnehmung sprechen", schlägt Manuela Krüger vor. Der könne man seinen Eindruck schildern und fragen: Bilde ich mir das ein? Merkst du das auch?

Wer nach Feierabend noch lange über den Vorfall grübelt, sollte aktiv werden

Die eigene Wahrnehmung trügt allerdings meist nicht. "Wenn ich mich nach Feierabend noch lange mit einer Sache beschäftigen muss, dann läuft tatsächlich etwas falsch", sagt die Mediatorin aus Berlin.

Und wie geht es weiter im Gespräch mit dem Intriganten? "Schildern Sie ihm die Folgen seines Tuns", sagt Dierk Rommel. "Und formulieren Sie zum Schluss Ihren Wunsch oder Ihre Forderung an ihn." Wenn man sich vor Anschuldigungen hüte, habe ein Intrigant kaum eine Chance, diesem Vorgehen zu entrinnen, glaubt der Trainer. "Das ist ein Schuss vor den Bug." Allerdings verlange das auch einiges an Stärke und Rückgrat vom Betroffenen. "Oft geht es nicht ohne professionelle Hilfe."

Manuela Krüger weist auf die Fehler hin, die Betroffene im Umgang mit ihren Peinigern machen können. "Emotionen sind der schlechteste Ratgeber", betont sie. "Wenn ich merke, es kocht in mir hoch, dann ist das kein guter Moment, um die Aussprache zu suchen." Besser sei es dann, sich erst einmal abzulenken, kurz um den Block zu gehen, mit jemandem zu telefonieren, der einem guttut.

Bloß nicht laut werden, damit gießt man nur weiteres Öl ins Feuer

Zu flüchten sei auch ein falscher Weg. "Das lasse ich mir nicht sagen" rufen und hinausrennen - "damit gießt man nur Öl ins Feuer" , sagt die Kommunikationsexpertin. "Flüchten funktioniert nur, wenn es sich um eine echte Bagatelle handelt, von der man sich nur nicht den Tag verderben lassen will."

Bei gutem Betriebsklima sollte es gar nicht erst dazu kommen, dass Intriganten ihr Spiel treiben können. "Ein guter Chef geht rechtzeitig dazwischen", sagt Dierk Rommel. "Schließlich hat er eine Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter." Führungskräfte täten das Thema allerdings auch gern einmal ab, hat der Hamburger Coach erfahren. "Sie verharmlosen die Situation mit Floskeln", erklärt er. Schließlich zeige ein Problem mit Intriganten im Team immer auch ein Versagen ihrerseits.

Vorgesetzte müssen sich um ihr Team kümmern und Spielregeln aufstellen

Nichtsdestotrotz sollte der Betroffene seine Führungskraft natürlich ansprechen und um Klärung bitten, wenn er alleine mit dem Thema nicht zurechtkommt. Möglicherweise kann ein moderiertes Gespräch mit dem Vorgesetzten helfen. "Vorgesetzte müssen sich um ihre Mitarbeiter kümmern, wenn es im Gebälk knistert. Sie müssen Spielregeln aufstellen", bekräftigt auch Trainerin Manuela Krüger.

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