Serie, Teil 5: Das 1 x 1 der Büropolitik. Visitenkarten sammeln reicht nicht. Man muss interessiert sein und Hilfe anbieten

Erfolgreich zu netzwerken ist doch so leicht! Schnell sind mit ein paar Klicks fünf neue Xing-Kontakte gewonnen, mit ein paar humorigen Sätzen zehn weitere Follower bei Twitter angelockt. Das Netzwerk wächst und wächst ... Aber bringt das auch was?

"Wenig - wenn man einfach nur bei den großen Plattformen im Internet angemeldet ist und Kontakte sammelt", sagt Anke Brandt, Kommunikationstrainerin und Coach aus Kiel. "Denn es geht nicht um die Anzahl der Kontakte, sondern um ihre Qualität."Das ist online genauso wie im realen (Berufs-)Leben. Wer es jedoch richtig anstellt, fördert die Entwicklung seiner Karriere, indem er netzwerkt, meint Brandt. "Es ist aber wichtig, dass man wirklich Interesse an den Kontakten hat", betont sie. "Und dass man weiß, warum man überhaupt ein Netzwerk haben will." Und nicht zuletzt: Dass man nicht erst anfängt, Kontakte zu knüpfen, wenn man konkrete Unterstützung sucht.

Das eigene Ziel - zum Beispiel immer gut informiert zu sein, den beruflichen Aufstieg voranzubringen oder (auch privat) nützliche Kontakte zu gewinnen -, sollte man beim Netzwerken aber erst einmal hintanstellen. "Wer nur daran denkt, wen er wie briefen muss, um seine Ziele zu erreichen, der wird scheitern", sagt Andrea Schottelius, Coach und Karriereberaterin aus Hamburg. Schließlich sei es für jeden unangenehm, "angebaggert" zu werden, à la "Kannst du mir nicht mal ..."

Wer in Vorleistung geht, bleibt beim anderen in guter Erinnerung

"Wenn ich mich mit jemandem vernetzen möchte, sollte ich lieber überlegen, wie ich demjenigen weiterhelfen kann", erklärt die Personalentwicklerin. Wer dem anderen erst einmal Info oder Unterstützung zukommen lasse, ohne gleich eine Gegenleistung zu erwarten, der bleibe in angenehmer Erinnerung. "Netzwerken ist schließlich ein Geben und Nehmen", betont Schottelius. Womit man in Vorleistung geht? "Zeigen Sie Interesse an dem, was andere tun", rät sie. "Wenn man weiß, was jemand beruflich macht oder woran er interessiert ist, kann man ihm auch leicht mal helfen." Zum Beispiel mit einem Buchtipp, einem Hinweis auf einen interessanten Artikel, mit einer Idee zu einem Problem oder dem Kontakt zu einem Bekannten aus demselben Metier. Gelegenheiten, behilflich zu sein, gibt es unzählige.

Zuhören und Informationen sammeln ist aber nicht alles. "Es ist auch wichtig, von sich selbst, den eigenen Plänen und Leistungen zu erzählen", hebt Kommunikationstrainerin Anke Brandt hervor. "Selbst in eigentlich engen Netzwerken weiß man doch oft nicht, was der andere alles macht und welche Interessen er hat." Und genauso, wie man selbst erst einmal über die Beweggründe des anderen Bescheid wissen müsse, um ihm hilfreiche Tipps geben zu können, braucht auch das Gegenüber erst einmal Input, um zu wissen, wie es Unterstützung bieten kann.

Am besten, man notiert sich, wer welches Steckenpferd pflegt

Um nicht durcheinanderzukommen, wer welches Steckenpferd pflegt und wer welche Fortbildung macht, hilft es, sich Notizen zu machen. "Auf dieser Liste kann man zum Beispiel auch vermerken, worüber beim letzten Kontakt gesprochen wurde und wann der nächste sein soll", regt Andrea Schottelius an.

Wer beginnen will, strategisch zu netzwerken, muss sich erst einmal darüber klar werden, mit wem er sinnvollerweise in Kontakt treten möchte - um dann zu gucken, wo er diese Personen kennenlernen könnte. Sind diese Leute internetaffin, trifft man sie vor allem online? Gibt es einen Branchenstammtisch? Einen passenden Kongress, bei dem man ungezwungen ein Gespräch beginnen kann, oder einen Berufsverband, der zu Veranstaltungen einlädt? "Zäumen Sie das Pferd von hinten auf", rät Andrea Schottelius. "Überlegen Sie sich, was Sie erreichen wollen und welche Schritte dahin notwendig sind."

Man muss übrigens kein besonders extrovertierter Typ sein, um sich gut zu vernetzen. "Eigentlich kann das jeder", findet Anke Brandt. Wem die Kommunikation per Telefon nicht so liege, der könne schließlich auch bei persönlichen Treffen netzwerken oder übers Internet. "Dort fällt es auch eher schüchternen Menschen meist leicht."

Lesen Sie am kommenden Wochenende: Teil 6 - Intriganten erkennen und abwehren