... ein Hufbeschlagschmied? Berit Kuhnert pflegt, raspelt und beschlägt Pferdehufe

Chacco steht in der Stallgasse und bewegt sich nicht. Der 16-jährige Wallach hält auch still, als Udo Simon seine beiden Hinterhufe nacheinander anhebt und ausschneidet. Das muss der Hufbeschlagschmied alle sechs bis zwölf Wochen machen, je nachdem wie schnell das Hufhorn wächst. Simon schneidet zuerst mit einem Messer den Strahl (Weichhornschicht) aus und kneift dann den Tragrand mit einer Zange ab. Danach wird der Huf plan geraspelt und gerundet. Nach 20 Minuten sind alle vier Hufe ausgeschnitten, und Chacco kann zurück in seine Box.

Es ist ein schweißtreibender Job für Simon und seine Berufskollegen, die in gebückter Haltung die Hufe von bis zu zehn Pferden pro Tag behandeln. Ihre Werkzeuge sind Zangen, Raspeln und Messer, ein Gasofen und der 37-Kilo-Amboss. "Jetzt im Sommer ist für uns das Hauptgeschäft, denn die Weiden sind satt, und das Hufhorn wächst stärker als im Winter", sagt Berit Kuhnert. Die 36-Jährige ist seit 2007 im Nordosten von Hamburg als Hufbeschlagschmiedin in Ställen und auf Koppeln unterwegs. Täglich gegen 8.30 Uhr startet sie von Lasbek aus zu ihren Kunden im Stormarner Raum. Sie fährt bis Ratzeburg, Plön und Lübeck.

Berit Kuhnert begeisterte sich schon als Jugendliche für Pferde und wollte zunächst Pferdewirtin werden. Weil das nicht klappte, lernte sie im Schwarzwald Konditorin und absolvierte trotzdem Praktika bei mehreren Schmieden. Einer zeigte ihr, wie sie bei ihrem eigenen Pferd die Hufe ausschneiden musste. "Das war nicht so schwierig", sagt Berit Kuhnert. 1997 machte sie zunächst einen Lehrgang zur Hufpflegerin und zog dann 2001 nach Rethwisch bei Bad Oldesloe. "Weil es im Norden mehr Pferde gibt als im Schwarzwald", sagt sie.

Vor drei Jahren schloss Kuhnert an der staatlichen Lehrschmiede Berlin den Lehrgang Hufbeschlag ab. Von 50 Bewerbern wurden nur sechs angenommen, darunter Berit Kuhnert als einzige Frau. Die Frauenquote in ihrem Beruf beträgt etwa 20 Prozent. Ein Hufbeschlagschmied prüft zunächst die Stellung des Pferdes, lässt es auch vortraben, um zu prüfen wie es auftritt ("auffußt"). "Ein Pferd muss plan fußen", sagt Kuhnert, die wie ihre Kollegen auch Fehlstellungen oder Hufkrankheiten behandelt.

Eisen benötigen vor allem Pferde, bei denen das Hufhorn langsam wächst, die ausgebrochene Hufe haben und Sportpferde, die viel geritten werden und an Turnieren teilnehmen. Bei Springpferden schraubt man zusätzlich Stollen unter die Eisen, damit sie im Parcours nicht rutschen. Bei Pferden mit Problemhufen kann ein Kunststoffbeschlag sinnvoll sein.

Stehen ihre vierbeinigen Kunden nicht still, hilft meistens Geduld oder ein Aufhalter, ein Assistent, der den Huf festhält, wenn Berit Kuhnert raspelt, schneidet oder die Eisen anpasst und nagelt. Selten hat die Hufbeschlagschmiedin ein sehr unruhiges Pferd, das nur mit einem Tierarzt nach einer Sedierung beschlagen werden kann.

Beim Beschlagen ist neben Fachkunde auch Vorsicht geboten, denn genagelt wird nur in der weißen Linie des Hufs. Wird der Nagel zu weit nach innen gesetzt, kann er direkt "ins Leben" in die Lederhaut gehen. Die Folge: Das Pferd ist vernagelt und lahmt. Nicht immer ist dies ein Fehler des Hufschmieds. "Bei sehr kurzen oder ausgebrochenen Hufen kann das leicht passieren", sagt Kuhnert.