Serie, Teil 4: Das 1 x 1 der Büropolitik. Ihr Vorgesetzter ist ein Ärgernis? Behandeln Sie ihn wie einen wichtigen Kunden

Hamburg. Es gibt Dinge, denen können wir nicht ausweichen. So mancher Stau gehört dazu. Oder Verspätungen der Deutschen Bahn. Und der Chef. Oder die Chefin. Sie werden uns vorgesetzt, in manchen Firmen sogar in schnellem Wechsel. Chefs sind für viele Arbeitnehmer scheinbar das größte Ärgernis in ihrem Leben. Sogar im Feierabend regen wir uns noch über ihre Marotten und unfaire Entscheidungen auf.

Doch so sehr wir auch unserem Ärger Luft machen, es bringt herzlich wenig. "Erwarten Sie nicht, dass Ihr Chef sich verändert, sondern passen Sie Ihr Verhalten an die Situation an", sagt der Trainer Ingo Krawiec aus Mannheim. Wenn Mitarbeiter ein gestörtes Verhältnis zum Vorgesetzten haben, geben sie oft dem Chef die Schuld; er sei autoritär, fast nie ansprechbar oder führungsschwach.

"Das ist ein typischer Reflex in Seminaren", berichtet der Hamburger Managementcoach Manfred Klapproth: "Oft heißt es: Hier sitzen eigentlich die Falschen. Das müssen Sie mal unserem Chef erzählen." Selbst wenn die Kritik häufig berechtigt sei, würden Mitarbeiter die Verantwortung einfach von sich schieben, sagt Klapproth. Wenn die Beziehung zum Chef kriselt, gehören eben oft zwei dazu, auch wenn der Vorgesetzte natürlich der Mächtigere ist. "Es ist wie mit der Henne und dem Ei: Was war zuerst da?", fragt Ingo Krawiec.

Wir können zwar eine andere Persönlichkeit nicht ändern - ebenso wenig, wie wir einen Stau wegfluchen können. Wohl aber können wir unser Verhalten ändern. Denn für die eigene Karriere und - noch wichtiger - für das Wohlbefinden ist die Beziehung zum Chef extrem wichtig.

"Entscheidend ist deshalb, sich einmal strategisch mit dem Chef zu befassen", rät Manfred Klapproth. "Haben Sie sich schon einmal bewusst damit auseinandergesetzt, was Ihr Chef eigentlich macht? Sind Ihnen alle Aufgaben klar, die er erfüllen muss?", fragt der Kommunikationsberater Jens Tomas aus Münster.

Warum das wichtig ist? "Weil es Ihre Aufgabe ist, Ihren Vorgesetzten bestmöglich in seiner Arbeit zu unterstützen. Wenn Sie durch die Brille Ihres Chefs schauen, entdecken Sie viele Möglichkeiten, Ihrem Chef Ihren ganz besonderen Wert zu zeigen", erklärt Tomas.

"In gewisser Weise ist Ihr Vorgesetzter auch ein Kunde von Ihnen. Vielleicht Ihr wichtigster. Er erteilt Ihnen Aufträge, die Sie ausführen", sagt Ingo Krawiec. Damit hat der Chef zwar viel Macht, ist aber umgekehrt auch von den Leistungen seiner Mitarbeiter abhängig. "Kundenorientierung heißt nicht, unterwürfig zu sein", betont Ingo Krawiec. Kundenorientierung heiße Beratung und Unterstützung, aber auch das Setzen von Grenzen. "Finden Sie heraus, was Ihr Chef braucht und wie Sie es ihm liefern können."

Manfred Klapproth empfiehlt, dem Chef Feedback zu geben, wie seine Entscheidungen und sein Verhalten ankommen. "Aber auf der Sachebene. Wichtig ist, die gemeinsamen Vorteile zu betonen, wenn sich bestimmte Abläufe und Rituale im täglichen Miteinander ändern."

Lesen Sie am kommenden Wochenende: Teil 5 - Erfolgreiches Networking