Serie, Teil 3: Das 1 x 1 der Büropolitik. Worauf Sie in der Mittagspause und beim Umtrunk nach Feierabend achten sollten

Hamburg. Die Arbeit ist getan. Jetzt ab in die Freizeit, zum Feierabend-Bierchen mit den Kollegen. Was Spannendes zu erzählen gibt es auch. Der Meier im Vertrieb hat ja heute wieder ...

Sind Afterwork-Treffen und Mittagspausen wirklich so etwas wie Freizeit? Darf man mit den Kollegen umgehen als wären sie Freunde? Experten raten, vorsichtig zu sein. "Solche Zusammenkünfte finden immer noch im Rahmen des Geschäftslebens statt", sagt Dr. Ursula Heckner-Bisping, Kommunikationstrainerin und Coach bei der Hamburger Agentur Wortgewandt. "Man sollte sich auch nach 18 Uhr immer daran erinnern: Ich bin ein Repräsentant der Firma."

Beim Lästern mitmachen, kann zum Boomerang werden

Lästern über abwesende Kollegen, den Chef oder die Firma als solches sollte tabu sein - auch wenn die Kollegen einen dazu quasi auffordern. "Das gilt ganz besonders für Neulinge, die sich in den Strukturen des Betriebs noch nicht so auskennen", betont Heckner-Bisping. Sonst erweise sich der ach so nette Plausch mit den neuen Kollegen schnell als Boomerang: "Sie wissen nie, ob nicht jemand von denen es dem 'schwierigen' Chef oder der 'unvorteilhaft gekleideten' Sekretärin steckt."

Das fördert weder den eigenen Ruf noch die Karriere. Im schlimmsten Fall gerate man postwendend in böse Mobbingspielchen hinein, warnt die Kommunikationsexpertin. Respekt und Wertschätzung den anderen gegenüber seien die richtigen Verhaltensratgeber.

Der Tipp der Expertin: "Halten Sie sich zurück, und lassen Sie sich nicht detailliert ausfragen." Wenn das Gespräch auf ein brenzliges Thema zusteuert, sollte man elegant das Thema wechseln. "Die anderen müssen merken: Der ist selbstbewusst, der lässt sich nicht vereinnahmen!" Das wirke sich auf lange Sicht positiv auf die eigene Position im Unternehmen aus.

Regina Maass, Inhaberin der Firma Kolibri Imageberatung und Coaching in Hamburg, rät bei aller Vorsicht aber unbedingt auch zu Transparenz: "Man sollte sich gezielt öffnen, damit der andere weiß, wie er einen einschätzen muss", sagt sie. "Nahbar zu werden ist absolut wichtig, das gehört zur sozialen Kompetenz." Vorschnelles Duzen und Kumpelei dagegen könnten einem hinterher schnell leidtun.

Den Ruf als Schluckspechtwird man nicht wieder los

Gleiches gilt für den Alkohol: "Man muss nicht nichts trinken", betont Imageberaterin Regina Maass. "Aber immer kontrolliert!" Wenn man erst einmal den Ruf weg habe, gern ins Glas zu schauen, werde man den nicht mehr los. Fingerspitzengefühl, sein Verhalten abwägen ist immer das Wichtigste.

Denn natürlich müsse man zu Kollegen und Vorgesetzten einen guten Draht entwickeln, sagt die Hamburger Karriereberaterin Sabine Breitbart. Die Haltung "Ich arbeite hier nur, Mensch bin ich privat" schade definitiv, betont sie. "Wer persönliche Kontakte im Unternehmen pflegt, wird bei Fehlern und Schwächen klar feststellen können, dass sie leichter verziehen werden."

Doch Sabine Breitbart warnt davor, sich zu sehr an eine einzige Person im Unternehmen zu binden - egal, ob Vorgesetzter oder Kollege. "Solche sehr engen Bindungen können eher ins Gegenteil umschlagen, als wenn man zu demjenigen einen normal freundlich-interessierten Kontakt pflegt." Außerdem könne man mit dieser Person leicht "im Zweierpack untergehen", wenn eine solche innige Verbindung nicht (mehr) ins Unternehmen passe.

Die Kommunikationsregeln einzuhalten, sollte darüber hinaus eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. "Denken Sie daran, Ich-Botschaften zu senden", sagt Regina Maass. "Auf mich wirkt das, als wenn ..." statt "Sie haben schon wieder ..." "Leider beherrschen das sehr wenige", bedauert die Imageberaterin.

Blickkontakt halten, Interesse zeigen - das macht Eindruck

Für die Karriere förderlich sei auf jeden Fall eine positive Ausstrahlung, betont Ursula Heckner-Bisping. "Denn man kommuniziert immer - darin, wie man geht oder guckt", erklärt sie. Lächeln, Blickkontakt halten, sich auf ein Gespräch mit dem anderen wirklich einlassen, das sei der richtige Ansatz. "Und seien Sie ein interessanter Gesprächspartner", rät sie. Wem es beim Plaudern schnell mal an Ideen mangele, könne sich auch Themen vorab zurechtlegen.

Bei der Mittagspause im italienischen Restaurant biete sich etwa das Reiseland Italien als Thema an. Aktuelle Bestseller oder besuchte Veranstaltungen seien auch immer gute Themen. Um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, sucht man am besten nach Gemeinsamkeiten mit dem Gesprächspartner: "Sie fördern das Sympathiegefühl für den anderen", sagt Ursula Heckner-Bisping.

Die Kommunikationstrainerin bringt es so auf den Punkt: "Verhalten Sie sich, wie Sie immer im Business sind, zeigen Sie Kompetenz, seien Sie höflich, selbstbewusst und stehen Sie zu Ihrem Wort." Wer dann noch dem anderen wirklich zuhört, sorgt dafür, dass ihn Kollegen und Vorgesetzte nicht nur seiner fachlichen Qualitäten wegen schätzen.

Lesen Sie am nächsten Wochenende: Teil 4 - So dressieren Sie Ihren Chef