Nachwuchs finden, Fachkräfte halten. 15 000 Betriebe in Hamburg müssen dem demografischen Wandel begegnen

Hamburg. Wer fällt Ihnen ein, wenn Sie an Handwerker denken? Tischler, Maurer, Maler? Dann sind Sie in guter Gesellschaft. An diese Berufe denken laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Deutschen Handwerkskammertags (DHKT) die meisten. Schon der Bäcker fällt nur noch 15 Prozent der Befragten ein. Andere Berufe sind fast unbekannt - wie der Parkettleger - oder sie sind bekannt, werden aber nicht auf Anhieb dem Handwerk zugeordnet, etwa Friseure und Schlachter. Dabei gibt es insgesamt 140 verschiedene Berufe.

Das Handwerk wird in mehrerer Hinsicht unterschätzt. Mit 4,8 Millionen Beschäftigten und 500 Milliarden Euro Umsatz im Jahr ist es eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. In der Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2008 gestanden jedoch nur 17 Prozent der Teilnehmer dem Handwerk eine wirtschaftlich große Bedeutung zu.

Kann das Handwerk dann ein attraktiver Arbeitgeber sein? 61 Prozent der Befragten sagen "Ja", von den über 60-Jährigen sogar 70 Prozent. Aber unter den Schülern und Studenten sind es nur noch 48 Prozent.

"Inzwischen spüren die Betriebe flächendeckend, dass es schwieriger wird, Nachwuchs zu finden", sagt Andreas Rönnau, Leiter des Bereichs Mittelstands- und Handwerkspolitik bei der Handwerkskammer. Je nach Branche gebe es allerdings Unterschiede. Tischler etwa erfreuen sich eines guten Images und müssen noch keinen Personalmangel beklagen. "Ebenso die Friseure", sagt Rönnau. "Der Beruf ist sehr populär und es besteht bei Jugendlichen eine große Nachfrage." Anders sehe es zum Beispiel in der Gebäudereinigung aus, bei Fassadenkletterern, Optikern oder im gesamten Metallbereich.

Um am Image des Handwerks zu feilen hat der Deutsche Handwerkskammertag in diesem Jahr eine große Imagekampagne gestartet: "Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan." Auch die Hamburger Kammer ist dabei: "Ein gutes Image ist für jeden Arbeitgeber ein wichtiges Kriterium in der Unternehmensführung", sagt Präsident Josef Katzer. Punkten könnten Handwerksbetriebe mit ihren familiären Strukturen. Dort werde Verantwortung für die Mitarbeiter und Familienfreundlichkeit groß geschrieben.

Dass ihr Image als Arbeitgeber wichtig sei, um gute Mitarbeiter und Auszubildende zu finden und auch die vorhandenen Kollegen zu halten, sei vielen Firmen schon bewusst, sagt Andreas Rönnau. "Mitunter wissen sie aber noch nicht, wie sie daran arbeiten können." Mit verschiedenen Veranstaltungen unterstützt die Kammer ihre Mitglieder dabei.

In Hamburg gibt es 15 000 Handwerksbetriebe mit 129 000 Beschäftigten. Einige große Firmen sind auch dabei. "Die Gebäudereiniger zum Beispiel haben teilweise 800 Mitarbeiter", sagt Rönnau. Ein paar mittelgroße Unternehmen gebe es, aber die Mehrzahl habe nur bis zu fünf Beschäftigte. Für solche Unternehmen sei die Teilnahme am Wettbewerb bislang zu teuer gewesen. Obwohl auch sie natürlich auf Mitarbeiterbindung und innovative Impulse aus der Belegschaft angewiesen seien.

Dass viele der teilnehmenden Handwerksbetriebe im Wettbewerb der attraktivsten Arbeitgeber gut dastehen werden, davon ist Rönnau überzeugt. "Sie punkten mit persönlicher Nähe, großem Gestaltungsspielraum für jeden Mitarbeiter, Teamarbeit, Flexibilität und fachlicher Weiterbildung." Und wenn alles gut läuft, können sie ab Januar nächsten Jahres mit dem Gütesiegel "Hamburgs beste Arbeitgeber" für sich werben.