ein Klavierbauer? Er arbeitet heute vor allem in Vertrieb und Service, weniger in der Herstellung

Ludwigsburg. Viele traditionelle Handwerksberufe sind aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung nahezu verschwunden. Doch nicht so der Klavierbauer. Handwerkliches Geschick, Fingerspitzengefühl und Sorgfalt sind ein Muss, um den Job erfolgreich auszuüben.

"Das Klavierbau-Metier ist anspruchsvoll, abwechslungsreich und kunsthandwerklich geprägt. Es erfordert sehr viel Übung und Perfektion", sagt Werner Stannat (48). Er ist Abteilungsleiter im Bereich Musikinstrumentenbau an der Oscar-Walcker-Schule in Ludwigsburg - der einzigen Berufsschule für Klavierbauer in Deutschland. Klaviere und Flügel bestehen aus Tausenden kompliziert miteinander verbundenen Einzelteilen. Diese sind wiederum aus ganz unterschiedlichen Materialien hergestellt und bis aufs kleinste Detail aufeinander abgestimmt.

"Grundsätzlich ist die Fähigkeit ein Instrument zu spielen keine Voraussetzung für die Kerntätigkeit des Berufes", hebt Stannat hervor. Doch Interesse an Musik und natürlich ein gesundes Gehör muss man mitbringen.

Die meisten Klavierbauer arbeiten heutzutage nicht mehr in Industriebetrieben, sondern im Vertrieb und im Service großer oder kleiner Klavierhäuser mit anhängender Klavierwerkstatt. Etwa die Hälfte der jährlich insgesamt 40 ausgelernten Nachwuchskräfte macht sich nach absolvierter Meisterausbildung selbstständig oder übernimmt den elterlichen Betrieb.

Der Ausbildungsberuf wird übrigens von Männern bevorzugt: Die Frauenquote beträgt im Durchschnitt nur etwa 20 Prozent.

Klavierbau hat immer weniger mit der klassischen Herstellung von Klavieren zu tun. Vielmehr beschäftigen sich die Klavierexperten mit der Intonation, der Regulierung, dem Stimmen sowie der Instandsetzung und dem Reparieren der Instrumente. "Wer in den großen Klavierhäusern wie beispielsweise in dem Hamburger Unternehmen Steinway & Sons arbeitet, beschäftigt sich sicher auch mit der reinen Herstellung, in den kleinen Werkstätten ist das heutzutage aber nicht mehr der Fall", sagt Werner Stannat.

Deutschlandweit gibt es um die 300 Klavierbaubetriebe und 14 Klavierfabriken, in Hamburg sind es nach Angaben der Handwerkskammer 18 Hersteller. "Diese als Fabrik zu bezeichnen, wäre aber hoch gegriffen, da die Handarbeit bei der Herstellung von Klavieren auch heute noch überwiegt", betont Gunther Schaible, Vorstandsmitglied des Bundes deutscher Klavierbauer (BDK).

Klaviere vor allem in Handarbeit - diese Aussage gilt heute noch für Deutschland, doch international nicht mehr. Die Klavierbauer in China und Japan, Konkurrenten der Hersteller in Deutschland, fertigen einen großen Teil ihrer Instrumente industriell. Und sparen damit kostbare Zeit.

"Die Deutschen brauchen zwischen 100 und 200 Stunden für den Bau eines Klaviers", erklärt Werner Stannat. "Die Japaner und Chinesen hingegen schaffen das sogar teilweise in weniger als 30 Stunden - die Qualität lässt dann aber auch oft zu wünschen übrig." Weitere Informationen über Beruf und Ausbildung des Klavierbauers finden Interessierte online.

www.bdk-piano.de
www.ows-lb.de