Ein Kommentar von Sabine Asgodom

Burn-out kann ansteckend sein. Das hat eine Untersuchung unter 164 High-School-Lehrern der Universität Utrecht in den Niederlanden vor einigen Jahren ergeben. Es sei gar nicht immer die Arbeitsbelastung, die Energie und Lebensfreude kostet, manchmal seien es auch die Kollegen. So wie man sich eine Erkältung einfange, könne man sich auch mit Niedergeschlagenheit, Zynismus und Leistungsabfall "anstecken". Das geschehe vor allem bei Gesprächen mit den Burn-out-Kollegen, meinte Studienleiter und Psychologe Arnold Bakker.

Die Ansteckungsgefahr scheint derzeit vor allem in den Chefetagen deutscher Unternehmen extrem hoch zu sein. Nach einer Statistik des Instituts für Arbeits- und Sozialhygiene (IAS) ist schon vor Jahren jede vierte Führungskraft als gesundheitlich gefährdet eingestuft worden. Hauptbeschwerden: Gelenk- und Rückenschmerzen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, depressive Stimmung und Erschöpfung. Hauptgrund: Dauerstress.

Der niederländische Psychologe hat ein interessantes Gegenrezept entwickelt: Wenn Kollegen über ihre Belastung und ihr "Burn-out" jammern, sollte man Verständnis zeigen, aber nicht in das Klagelied einstimmen. Im Gegenteil. Arnold Bakker rät: "Wenn Sie Ihren Job lieben, zeigen Sie es auch Ihren Kollegen, denn Enthusiasmus ist ebenfalls ansteckend."

Ich selbst erlebe immer wieder, wenn ich Gesprächspartnern erzähle, was ich alles mache - Vorträge, Seminare, Coachings, Moderationen, Fernsehen, Bücher, ehrenamtliches Engagement -, dass Menschen mich fragen, wie ich bloß dieses stressige Leben führen könnte. Meine Antwort: Ich habe keinen Stress, denn ich mache das alles freiwillig und gern. Sonst würde ich es nicht machen. Es macht mir Freude!

Und ja, ich bin abends schon mal müde. Weil ich intensiv gearbeitet habe. Aber es ist eine gute Müdigkeit, vielleicht vergleichbar mit der Müdigkeit meines Großvaters, der Tischler war, nach einem langen Arbeitstag. Was uns verbindet - er wollte Tischler sein.

Meine Erfahrung: Es ist nicht nur die Belastung, die krank macht, sondern die Einstellung dazu: Wer innerlich zu einem "Ja" kommen kann, leidet weniger unter Stress. Oder wie Friedrich Nietzsche es geschrieben hat: "Wer ein Warum hat, kann viele Wie ertragen."

Sabine Asgodom ist Management-Trainerin und Bestseller-Autorin. Im Internet: www.asgodom.de