Ein Kommentar von Mark Hübner-Weinhold

Es gibt diese Momente, in denen Ihnen alles zu viel wird. Die Monatsergebnisse sind schon wieder schlecht, fünf bis sechs Projekte müssen gleichzeitig angeschoben werden, andere Abteilungen warten auf Ergebnisse von Ihnen, und im prallvollen Postfach schlummern noch mehrere Dutzend unbeantwortete Mails. Zwei Kollegen melden sich krank, und drei Mitarbeiter können ihre internen Probleme nicht wie Erwachsene lösen und stehlen Ihnen Ihre kostbare Zeit. Gleichzeitig haben Sie auch private Anforderungen: Umzug, Hausbau oder Renovierung, kranke Familienangehörige, Ihre Kinder schwächeln in der Schule oder in Ihrer Partnerschaft kriselt es.

Willkommen im Leben! Das ist der ganz normale Alltag. Und jeder von uns trägt täglich die eine oder andere Last aus diesem Portfolio. Das Fatale ist: Viele dieser Dinge wiederholen sich mit erbarmungsloser Penetranz. Das erinnert an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier".

Diese Komödie mit Bill Murray zeigt anhand einer wiederkehrenden Zeitschleife, wie sehr wir durch verschiedene Entscheidungen vollkommen andere Ergebnisse am Ende des Tages erzielen können - bis hin zum Happy End. Das ist mehr als das Prinzip Hoffnung in einer Zeit hoffnungsloser Arbeitsverdichtung.

Stress, negativer zumal, ist nicht zwingender Teil unseres Arbeitslebens. Was der eine als Stress wahrnimmt, ist für den anderen eine leichte Aufgabe. Also ist nicht die Situation als solche stressig, sondern die Art und Weise, wie Sie diese Situation empfinden und interpretieren.

Hier zeigt sich, wer wirklich Chef in Ihrem Gehirn ist: Ihre Gefühle. Wir Menschen sind emotionale Wesen. Und so reagieren wir. Forscher haben nachgewiesen, dass Gefühle unser Denken und Verhalten stärker beeinflussen, als uns bewusst ist. Wer behauptet, im Job nur rational zu entscheiden, lügt.

Situationen werden für uns dann stressig, wenn wir das Gefühl haben, sie nicht mehr kontrollieren zu können. Aber wir können die Komplexität der modernen Arbeitswelt nicht beherrschen. Es geht darum, damit entspannt leben zu können, die Komplexität nicht zu beherrschen. Nur das schützt uns wirklich vor Stress.