Top im Job: Trainerin Corinna Kegel über Unterforderung und was man dagegen tun kann

Während das Thema Burn-out immer populärer wird, schafft es sein Gegenteil, der sogenannte Bore-out kaum mal in die Schlagzeilen. Kein Wunder: Gelangweilt und unterfordert zu sein, hat ein deutlich schlechteres Image als die chronische Überarbeitung. Dabei geht das Thema nicht wenige Berufstätige an: Eine Studie der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) hat jüngst ermittelt, dass sich elf Prozent beruflich unterfordert fühlen.

"Wer zeitlich oder intellektuell nicht das zu tun bekommt, was seinen Fähigkeiten entspricht, gerät in eine Abwärtsspirale", sagt Karriere-Coach und Trainerin Corinna Kegel. "Ich werde immer unzufriedener, weil ich das Gefühl habe, ich verschwende meine Zeit." Weniger gefährdet seien Berufstätige, deren Schreibtisch sich "von allein" immer wieder mit Aufgaben füllt. Das seien eher Kandidaten für den Burn-out. Der Bore-out treffe vor allem diejenigen, deren Arbeit sich regeln lässt, erklärt Kegel. "Diejenigen, die in Projekten und mit Abgabefristen arbeiten, dabei schnell und engagiert sind - so dass sie ihre Arbeit schon lange vor der Zeit erledigt haben."

Der Unzufriedenheit folgen Missmut und Antriebslosigkeit. "Je weniger ich zu tun habe, desto lethargischer werde ich", sagt die Trainerin. "Dann finde ich sogar schon das eine Telefonat, das alle zwei Stunden ankommt, zu anstrengend." So mancher versucht dann, die Leere im Job mit Freizeitstress zu übertünchen.

Gibt es einen besseren Weg? Corinna Kegel rät, zunächst einmal zu prüfen, ob sich am alten Job nicht etwas ändern lässt. "Beschreiben Sie das Manko, das Sie empfinden, und überlegen Sie, was Sie brauchen, um im Job wieder zufriedener zu sein."

Anlaufstelle sei erst einmal der direkte Vorgesetzte. Fruchtet das nicht, könne man sich auch an die Personalabteilung wenden. "Denn oft ist es schwierig, mit Vorgesetzten über eine Erweiterung des Aufgabenbereichs zu sprechen", sagt sie. "Die Haltung gegenüber dem Engagement von Mitarbeitern ist gar nicht so positiv, wie man immer meint. Mancher Chef fürchtet Konkurrenz oder Unruhe im Team."

Findet der Mitarbeiter keinen Adressaten für sein Anliegen, braucht er trotzdem nicht gleich den Arbeitgeber zu wechseln. "Seinen Job schön reden kann und soll man sich natürlich nicht", sagt Corinna Kegel. "Aber oft ändert sich die eigene Einstellung zur Arbeit, wenn ich andere Dinge gefunden habe, die mich zufrieden machen."

Motivierend wirke es, sich auf seine Stärken zu besinnen oder sie überhaupt erst einmal zu entdecken. "Fragen Sie sich doch mal, was Ihnen außerhalb Ihres Jobs liegt", rät die Trainerin. "Ob man dann Kurse an der Volkshochschule gibt, sich im Verein engagiert oder ein Ehrenamt übernimmt, ist egal. Es geht darum, etwas zu entdecken, das einem liegt und Freude macht."

Sie erinnert sich dabei an einen Klienten, der in seinem Job sehr unglücklich und gelangweilt war. Nachdem er angefangen hatte, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten, wurde ihm die positive Seite des Jobs erst richtig bewusst: ein gutes Gehalt. "Durch die Verstärkung seines Privatlebens hat er eine neue Sicht auf seinen alten Job gewonnen", sagt Kegel. "Und erkannt, dass dieser gut dotierte Job ihm und seiner Familie eigentlich eine Menge ermöglicht."

Das Wichtigste und dabei Schwierigste sei, sich aus der Resignation zu befreien und aktiv zu werden. "Man muss sich einfach dafür entscheiden und das Ruder herumreißen", sagt Corinna Kegel. "Ich persönlich finde es eine grauenvolle Vorstellung aufzugeben und nur noch auf die Rente zu warten."