Berufsporträt: Energieberater Jan Gerbitz analysiert, wo Gebäude Wärme verlieren, plant Umbauten und prüft seine Maßnahmen auf den Baustellen

Jan Gerbitz' Job ist es, seinen Klienten den schonenden Umgang mit Ressourcen zu vermitteln. "Dazu gehört unbedingt Fingerspitzengefühl", sagt der Energieberater vom Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (Zebau). Seit gut sechs Jahren arbeitet der 34-jährige Architekt dort fest angestellt, vor seinem Diplom jobbte er bei der Zebau als Student.

Gerbitz berät Privatleute, die bauen oder ihr Haus modernisieren wollen, aber auch Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen. Wird er gerufen, geht es darum, den Energieverbrauch eines Hauses zu senken und herkömmliche Energieträger wie Öl und Gas durch regenerative Alternativen wie etwa Holzpellets zu ersetzen. Was Jan Gerbitz an Um- und Einbauten empfiehlt, ist sehr unterschiedlich. Das hängt nicht nur von der Immobilie ab, sondern auch vom Bauherren: "Budget und persönliche Vorlieben beeinflussen die Beratung."

Nach einem ersten Austausch per Telefon steht eine Begehung der Immobilie an. Um sich vorzubereiten, studiert Gerbitz erst einmal Baupläne, Baubeschreibung und Grundriss des Hauses. "Oft ist die Baubeschreibung sehr vage, sodass ich eine eigene Checkliste aufstelle", sagt der Energieberater. Vor Ort arbeitet er sich dann Raum für Raum vor - vom Keller bis zum Dachgeschoss - und macht Notizen: Welche Bauteile wurden verwendet? Wie dick ist die Dämmung? Welche Verglasung haben die Fenster? Jahrgang und Art der Heizungsanlage? Wie sieht die Dachkonstruktion aus? Wie werden die Räume aktuell genutzt? Und wie in Zukunft? Alle Informationen, die er sammelt, gibt Gerbitz in ein Computerprogramm ein. Das errechnet dann für ihn den Energieverbrauch und das Einsparpotenzial.

Alles lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen. Um die Dämmung zu bestimmen, montiert der Energieberater mitunter auch Holzverkleidungen ab oder öffnet eine Wand. "Beim typischen Hamburger Rotklinker ab dem Baujahr 1920 handelt es sich in der Regel um zweischaliges Mauerwerk", sagt Gerbitz. Dazwischen könne dann ein Dämmstoff eingeblasen werden. Vorher muss Gerbitz aber prüfen, ob die Luftschicht durchgängig frei ist. Dafür bohrt er ein kleines Loch in die Wand und führt ein Endoskop mit Kamera ein. "Man muss sich mit den Standardkonstruktionen und Bautechniken auskennen", sagt er.

Ebenso mit verschiedenen Heizungsanlagen. "Wir zeigen die Vorteile der erneuerbaren Energien auf", sagt Gerbitz. Möchte der Bauherr aber lieber mit Öl oder Gas heizen, werde nicht missioniert. "Dann rate ich zu einem effizienten Brennwertkessel." Schließlich sei seine Arbeit nur ein Erfolg, wenn der Kunde sich gut betreut fühlt. Durch jahrelange Erfahrung könne er inzwischen schnell einschätzen, wie offen sein Gegenüber für Neuerungen sei.

In der Regel versucht Gerbitz den Kunden ein Gesamtkonzept nahezubringen, das unterschiedliche Maßnahmen vereint. Dafür gibt es auch mehr Fördermittel. Manchmal stehen am Ende der Beratung aber auch nur einzelne Maßnahmen wie ein Austausch der Thermostatventile an der Heizung oder die Dämmung der Leitungen. Begleitet er dagegen einen Neubau, steht eine detaillierte Planung an. Dabei entwickelt Gerbitz energiesparende Konzepte und macht später regelmäßige Kontrollbesuche auf der Baustelle.

Ein oft angepeiltes Ziel sei der Hamburger Energiepass. Doch nicht nur die Energieberatung von Bauherren und Immobilieneignern gehört zu seinem Job. "Die Zebu ist eine Netzwerkstelle, die auch über Deutschland hinaus Kampagnen zum zukunftsweisenden Bauen entwickelt", sagt Gerbitz. Dabei übernimmt er oft die Rolle des Projektleiters. So organisiert er zurzeit etwa das "Hamburger Holzbauforum" mit verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Bauen mit Holz.

Zudem engagiert sich Gerbitz als Projektkoordinator für die Internationale Bauausstellung (IBA) in Hamburg- Wilhelmsburg. Er ist Ansprechpartner für Architekten und Investoren, die während der IBA Gebäude präsentieren wollen, die erneuerbare Energien nutzen und CO2-neutral sind - oder die sogar ganz ohne Energie auskommen. In diesen Beratungen kann Gerbitz sein ganzes Fachwissen rund um Dämmstoffe und Technik, Energiebedarf, Kosten und Förderung einbringen. "Hier geht es allerdings um hochinnovative Projekte", sagt er - sozusagen um die Häuser der Zukunft.

Ob die Konzepte wie geplant umgesetzt werden und ob sie auch in der Praxis funktionieren, kontrolliert Gerbitz gemeinsam mit Hochschul-Experten vor Ort. Bringen die Energiekonzepte der Zukunft tatsächlich das geplante Ergebnis? Der Energieberater ist zuversichtlich. "Das ist nicht nur Zukunftsmusik", sagt Gerbitz. Einiges aus diesen Projekten könne er bereits heute in seiner herkömmlichen Beratung nutzen.