Ein Kommentar von Hermann Scherer

Was ist das: kurz überm Horizont riesig und aufgequollen, hoch über uns klein und kompakt? Ich spreche vom Vollmond und vom wahrnehmungspsychologischen Phänomen, das uns täuscht. Durch die anderen Objekte im Sichtfeld - Häuser, Bäume, Berge - glauben wir, der Mond sei relativ weit weg. Wenn doch so viel Zeugs zwischen ihm und uns ist, dann muss viel Platz dazwischen sein. Denkt unser Gehirn. Schauen wir nach oben, sehen wir nur den Himmel. Nichts dazwischen, das braucht nicht so viel Platz.

Wir messen die Welt immer relativ. Nicht nur Mondscheiben, auch Kollegen oder Kunden. Solange es uns noch besser geht als denen, ist es gut genug. Schlimm daran: Wir versuchen unter Einsatz unserer Mittel nicht das Ergebnis zu maximieren, sondern uns an einem subjektiv wahrgenommenen relativen Standard zu orientieren. Das befriedigt unsere Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit (ich bin Teil einer Gruppe) und Signifikanz (ich bin etwas Besonderes in dieser Gruppe).

So rechnen wir uns das Leben schön. Wir brauchen ja nichts Besseres, weil wir uns das Gute, das wir haben, besser reden, und das Bessere, das wir nicht haben, schlechter reden. Das ist Zweckoptimismus. Und wenn der Kopf schönreden oder schlechtreden muss, was der Bauch wieder angerichtet hat, ist das Postrationalität. So können wir Fehlentscheidungen immer wieder begründen.

Wie wir den Kreislauf durchbrechen? Trennen Sie sich von Vergleichen und Ansprüchen ans Leben, für die Sie nicht bereit sind, den Preis zu zahlen, und verfolgen Sie die wenigen klaren Ziele, die Sie wirklich ins Tun bringen! Denn egal, wo der Mond steht, er ist immer gleich groß. Unsere Chance auf ein eigenes Leben auch!

Hermann Scherer ist Redner und Erfolgs-Autor. Im Internet unter www.hermannscherer.com