Der soziale und medizinische Bereich ist eine Jobmaschine. Für mehr Gehalt raten Experten Pflegefachkräften zu engagierter Weiterbildung

Der Arbeitsmarkt-Sektor "Gesundheits-, Veterinär und Sozialwesen" zählt zu den am stärksten wachsenden Wirtschaftszweigen in Deutschland. Das geht aus einer aktuellen Statistik des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB) hervor.

Arbeiteten im Jahr 1995 noch 8,6 Prozent aller Erwerbstätigen in diesem Sektor, waren es im Jahr 2010 bereits 11,2 Prozent. Bis zum Jahr 2025 werden laut IAB rund eine Million neuer Jobs in sozialen und medizinischen Berufen entstehen, vor allem für Angestellte im medizinischen Bereich, darunter Ärzte und Pflegepersonal, sowie Lehrer, Erzieher, Therapeuten, Sozialpädagogen.

Doch ein sicherer Job ist nicht alles. Auch das Gehalt muss stimmen. Wer sein Leben in den Dienst anderer Menschen stellen will, sollte nicht nur den hohen Grad an Befriedigung im Blick haben, den helfende und heilende Berufe mit sich bringen. In vielen Bereichen, allen voran in der Kranken- oder Altenpflege, stellt die ständig steigende Arbeitsbelastung bei verhältnismäßig magerem Einkommen selbst das größte Herz auf eine harte Probe.

Zu den Bestverdienern im medizinischen Bereich zählen die Ärzte. So kommt laut der Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt bereits ein Assistenzarzt auf rund 50 000 Euro pro Jahr, ein Oberarzt bringt es auf rund 100 000 Euro. Die Chefärzte streichen im Schnitt bis zu 200 000 Euro ein. 2011 konnten Ärzte - nach einer Nullrunde im Jahr 2010 - eine Gehaltserhöhung von 2,3 Prozent verbuchen. "Für das kommende Jahr erwarten die Kliniken eine weitere Steigerung um zwei Prozent", sagt Christian Näser, Studienleiter und Partner bei Kienbaum Consulting.

Der Mangel an Fachärzten sorgt für sichere Perspektiven: Weil in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund der vielfach hohen Arbeitsbelastung zu viele deutsche Mediziner ins Ausland gegangen waren, können offene Stellen in vielen Regionen bis heute schwer besetzt werden. Tim Böger, Geschäftsführer von PersonalMarkt, sagt: "Das hat dazu geführt, dass Ärzte für Stellen in strukturschwachen Regionen in den neuen Bundesländern kaum noch gefunden werden."

Wer als Krankenschwester, Pfleger oder in der Altenpflege arbeiten will, dürfte ebenfalls sofort einen Arbeitsvertrag unterschreiben können. Mehr als 40 700 offene Stellen hat die Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2010 im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe gemeldet. Und in Zukunft wird es noch schwerer, den Bedarf zu decken: "Fachkräfteengpässe zeigen sich nahezu in allen Bundesländern", heißt es in einem Bericht der Arbeitsagentur.

Besonders gravierend ist der Fachkräftemangel in der Altenpflege. Dort arbeiten derzeit rund eine Million Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten oder vollstationären Heimen. Bis zum Jahr 2030 werden laut Berechnungen der Arbeitsagentur konstant rund 1,4 Millionen Pflegekräfte benötigt.

Doch so gut die Beschäftigungsaussichten, so mau sind die Gehälter. Während Krankenschwestern und Pfleger wegen ihrer fundierten, medizinisch geprägten Ausbildung im Schnitt auf mehr als 30 000 Euro Jahresgehalt kommen, liegen die Gehälter in der Altenpflege rund 5000 Euro darunter. "Die Qualifikation in der Altenpflege wird vom Markt offensichtlich als niedrigwertiger eingeschätzt und daher eindeutig niedriger vergütet", sagt Gehaltsexperte Böger.

Wer sich mit den niedrigen Tarifen nicht abfinden will, kann sich mithilfe von Fortbildung für besser bezahlte Positionen qualifizieren. Krankenschwestern oder Pflegern bieten sich Aufstiegschancen in den Bereichen Intensivpflege, Anästhesie oder Psychiatrie. Sie können auch über eine Weiterbildung zur Stationsleitung mit Personalverantwortung in höhere Gehaltsklassen klettern. In der Altenpflege ist die Heim- oder Pflegedienst-Leitung ein mögliches Karriereziel. Böger: "In diesem Fall lassen sich in kurzer Zeit sehr hohe Gehaltssprünge realisieren."

Die Regel gilt für alle sozialen Berufe: Je höher die Qualifikation, desto besser die Gehaltsaussichten. So kommen Psychologen, Lehrer und Therapeuten dank ihres akademischen Abschlusses auf gut 40 000 Euro Jahresgehalt, Kindergärtner, Erzieher und Sozialpädagogen verdienen dagegen in ihren Ausbildungsberufen mit 30 000 Euro im Jahr klar weniger.