Als Reiseverkehrskauffrau berät Christin Schmidt ihre Kunden per Telefon und gibt Tipps aus erster Hand für Reisen auf hoher See.

Welche Kabine ist für empfindliche Passagiere zu empfehlen? Wie ist das Klima in Island? Was muss man für Kleidung mitnehmen, und welche Ausflüge gibt es? Solche Fragen werden Christin Schmidt täglich viele Male gestellt. Die Reiseverkehrskauffrau arbeitet bei Costa Kreuzfahrten in der Kundenbetreuung.

Es gefällt ihr, sich beruflich mit Urlaub und reisefreudigen Anrufern zu beschäftigen. Und was sie noch besser findet: Für den Job konnte sie selbst bereits in ferne Länder reisen. Aufregend ist so eine Tour noch dazu. So hat Christin Schmidt auf einer dreiwöchigen Kreuzfahrt nach Island Windstärken bis neun erlebt. "Jetzt weiß ich, welche Kabinen ich Passagieren nahelegen kann, die leicht seekrank werden." Während der Fahrt lernte sie auch die Abläufe an Bord kennen, von der Einschiffung bis zu den täglich zwei Tischzeiten für die 3000 Passagiere.

"Sich hervorragend auszukennen, ist Voraussetzung, um guten Service zu bieten", sagt Schmidt. "Erst dann kann man auch alle Fragen der Kunden richtig einordnen und sogar im Notfall am Telefon helfen." Wenn beispielsweise gefragt wird, wo der Koffer geblieben ist. Oder wenn ein Gast an Bord seinen Ehering verloren hat.

Ihren Beruf hat Christin Schmidt drei Jahre lang ganz klassisch in einem Reisebüro erlernt. Nach dem Abschluss arbeitete sie ein Jahr lang in Rostock bei Costa, bis sie das Angebot bekam, nach Hamburg zu wechseln. "Das war zunächst keine leichte Entscheidung für mich, der Umzug in die Hansestadt hat sich aber gelohnt", sagt sie.

Die Lage ihres Büros mag auch dazu beigetragen haben: Vom Hanseatic Trade Center in der HafenCity blickt sie direkt aufs Wasser. Mit etwas Glück zieht gerade ein Kreuzfahrtschiff vorbei. Zur Costa-Flotte gehören 17 Schiffe, die bis Australien und Neuseeland fahren. Ab Juni starten zwei der Routen in Hamburg.

"Mit Kreuzfahrten hatte ich früher nichts zu tun. Das war neu und sehr spannend für mich", sagt Schmidt. Aber sie hat sich schnell eingearbeitet. "Ich komme aus einer Verkäuferfamilie, mein Vater ist Versicherungskaufmann und meine Mutter führt einen kleinen Laden. Mir macht das Verkaufen Spaß." Per Telefon und per E-Mail führt sie im Service Center täglich zahlreiche Verkaufsgespräche mit Reisebüros und Kunden.

"Manche unserer Stammkunden haben bereits 50 Kreuzfahrten gemacht. Da muss man selbst fit sein, die Reiserouten genau kennen und über die Zielländer gut informiert sein." Andere Anrufer äußern nur sehr vage Reisewünsche wie "ich möchte in die Wärme". Erst in einem längeren Gespräch kann Christin Schmidt dann die detaillierten Vorstellungen herausfinden. So entschied sich die Anruferin, die "in die Wärme" wollte letztlich für eine Nordreise. "Man muss genau zuhören und manchmal auch zwischen den Zeilen die Wünsche der Anrufer erkennen", sagt die 29-Jährige.

Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit und ein gutes Gespür für Menschen sind wichtige Eigenschaften in ihrem Beruf. Dass man den Kunden am Telefon nur hört, erschwert die Kommunikation - vor allem für Berufseinsteiger. Deshalb haben diese für die ersten drei Wochen einen erfahrenen Paten an ihrer Seite. Zum Beispiel Christin Schmidt, die Freude daran hat, ihr Wissen an jüngere Kollegen weiterzugeben und deshalb für die Neuen Schulungen macht. Außerdem engagiert sie sich im innerbetrieblichen Qualitätsmanagement. Ihre Sprachkenntnisse kann Christin Schmidt firmenintern gut einsetzen. "Die Telefonate werden immer auf Englisch geführt", sagt sie.

Costa ist ein italienisches Unternehmen mit Sitz in Genua. Dass die Branche boomt, bestätigt Costa-Chef Heiko Jensen, der gerade erst zwölf neue Mitarbeiter eingestellt hat. "Und wir suchen noch weitere Kollegen", sagt er. Interessierte Reiseverkehrskaufleute wenden sich per E-Mail an Sabine Neupert-Prangemeier unter neupert-prangemeier@de.costa.it .

Derzeit sind 60 Mitarbeiter zwischen 22 und 42 Jahren im Hamburger Service Center tätig. Alle haben schon einiges von der Welt gesehen. Für Christin Schmidt standen bereits während ihrer Ausbildung Reisen in die Schweiz, nach Sizilien, Sardinien und Tunesien auf dem Programm. Zudem hat sie wie alle Mitarbeiter die Gelegenheit, bei Shipvisits die Kreuzfahrtschiffe zu besichtigen. "Das ist besonders praktisch, wenn diese in Kiel, Hamburg oder Warnemünde liegen."

Über ein bestimmtes Vorurteil über ihren Beruf kann sich Schmidt ärgern: Es gehe in dem Beruf der Reiseverkehrskauffrau um weit mehr als nur darum, Kataloge auszugeben, betont sie. Dies sei eine völlige Fehleinschätzung. "Unser Ausbildungsleiter sagte zu uns, ihr habt einen der interessantesten Berufe überhaupt." Und dieser Aussage stimmt sie absolut zu.