... ein Philologe? Klaus Lennartz erforscht alte Sprachen und unterrichtet Studenten

Hamburg. Sprachen sind die Leidenschaft der Philologen - das sagt schon die Berufsbezeichnung. Klaus Lennartz ist einer von ihnen. Der Begriff ist abgeleitet vom altgriechischen Wort "philología", was soviel heißt, wie "Liebe zum Wort". Philologen gehen also mit alter Sprache um. Klaus Lennartz hat sich mit Altgriechisch und Latein bereits auf dem Gymnasium angefreundet. Später hat er seine Begeisterung für alte Sprachen zum Beruf gemacht, lehrt heute griechische und lateinische Philologie an der Universität Hamburg.

Sein Büro im achten Stock des Philosophenturms auf dem Campus ist bis unter die Decke vollgestopft mit Wörterbüchern, Forschungsliteratur und klassischen Werken von Aristoteles bis Xenophon. "Eine gut sortierte Bibliothek ist eigentlich das einzige Handwerkszeug, das ein Philologe braucht", sagt Lennartz. "Ansonsten benötigen wir nur das, was in jedem normalen Büro steht, wenn wir unserer Arbeit nachgehen wollen."

"Mit der Literatur der Griechen und Römer hat man sich schon zu ihrer Zeit beschäftigt, sie interpretiert und rezipiert", erklärt der 46-Jährige. Damals war es noch zeitgenössische Literatur. Kultur und Lebensumstände waren allen gegenwärtig. Wenn man sich heute als klassischer Philologe mit griechischer und lateinischer Literatur beschäftigt, dann gehört auch die Auseinandersetzung mit der Kultur und der Geschichte der jeweiligen Epoche dazu. "Neben dem Übersetzen der Texte ins Deutsche, was natürlich erst einmal die Grundlage ist, geht es darum herauszufinden, warum etwas so geschrieben wurde, wie wir es heute in unseren Büchern stehen haben."

Ein Großteil seiner Arbeitszeit verbringt Lennartz damit, seinen Studenten die Sprachen nahezubringen und gemeinsam Texte zu untersuchen. "Meine Fachgebiete sind dabei im Altgriechischen die Jambik und im Latein die republikanische Tragödie", sagt der Dozent. Um ein guter Philologe zu werden, benötigt man ein gutes sprachanalytisches Verständnis, stellt Lennartz fest. "Und eins ist noch ganz besonders wichtig. Man darf sich nicht von der ganzen schon vorhandenen Forschungsliteratur abschrecken lassen. Das kann einen schon erschlagen, wenn man nicht der Typ dafür ist."

Der Professor gibt zu, dass es sehr lange dauert, bis man die Erfolge der eigenen Arbeit sieht. "Man muss viele, viele Stunden in der Bibliothek verbracht haben, bis man seinen eigenen Teil dazu beitragen kann."

Obwohl man sowohl Latein als auch Altgriechisch nur zu ganz besonderen Anlässen spricht, empfindet Lennartz die Sprachen nicht als "tot". "Ich sag immer, dass es die ganz ,militanten' Philologen sind, die dann Latein sprechen", sagt der Professor und lacht. "Aber: Man weiß schon, wie sich die Sprachen mal angehört haben. Es gibt Schreibfehler in Abschriften, und die macht man ja bekanntlich, weil man anders spricht als man schreibt. Also ganz unwissend sind wir da nicht."

Lennartz ist glücklich in seinem Job. Er ist sich aber bewusst, dass sein Leben auch hätte anders verlaufen können, er seine Leidenschaft in dieser Art und Weise nicht zum Beruf hätte machen können. "Ich persönlich wollte nie etwas anderes machen und konnte mir meinen Traum erfüllen", sagt Klaus Lennartz. "Aber es gibt auch viele gute Philologen, die nicht an der Uni arbeiten können - das hat schon viel mit Zufall und Glück zu tun."