Ein Kommentar von Olaf Hinz

Sie kennen das: Irgendwo startet immer gerade ein Projekt - vom erfolgreichen Abschluss hört man selten. Seriöse Studien schätzen den Wertschöpfungsverlust durch schlechtes Projektmanagement auf einen dreistelligen Milliardenbetrag.

Dabei ist das Berufsbild des Projektmanagers etabliert. Tausende wurden für diese Rolle bestmöglich ausgebildet. Methoden, Standards und Software sind ausgefeilt und gängig.

So werden Aktivitäten und Arbeitsschritte in die Software eingegeben, werden Meilensteine bestimmt und Termine zugeordnet. Heraus kommt am Ende ein Gesamt-Terminplan, mit dem sich mühelos die Wände des Büros tapezieren lassen. Wenn diese Pläne dann erst einmal hängen, dann gelten sie auch.

Es herrscht pure Planwirtschaft: Ein mechanistisches Planungsverständnis, in dem Menschen, ihre Interessen und Unerwartetes kaum Platz haben. Dass Projekte von Menschen in Organisationen betrieben werden, also Verhalten, Haltungen und Gruppendynamik auch zum Erfüllen der Projektanforderungen gehört, wird so fast vollständig ausgeblendet.

Obwohl hinlänglich belegt ist, dass die Leitung von Projekten eine komplexe und herausfordernde Führungsaufgabe ist, werden die dafür geeigneten Mitarbeiter kaum strukturiert ausgesucht, noch zielgerichtet in ihrer Führungsaufgabe gefördert.

Typisch ist, dass Spezialisten zum Projektmanager aufsteigen: Wer sich am besten fachlich auskennt, der soll auch das Projekt managen. Dies führt dann oft zum Phänomen des obersten Sachbearbeiters, der sein Projekt zwar mit höchster Hingabe qualitativ ins Ziel bringt, aber auf Termine und Kosten wenig Augenmerk legt.

Dabei wäre Abhilfe schnell möglich, wenn die notwendigen Methoden und Prozesse im Projektmanagement durch echte Führung ergänzt werden. Menschlich zwar verständlich, aber sachlich nicht entschuldbar, tendieren Projektleiter immer noch dazu, der Methode den Vorrang einzuräumen, statt sich auf das Management unter Unsicherheit zu konzentrieren. Projekte sind aber Politik, lösen immer Widerstände aus und konfrontieren gern mit Gruppendynamik. Es zählt daher zu den Kernaufgaben erfolgreichen Projektmanagements, das Ohr auf der Schiene zu haben und Mikropolitik zu betreiben.

Erfolgreiche Projektleiter gehen raus in die Organisation, nehmen aufmerksam alle Signale im Umfeld des Projektes auf und entscheiden unter Risiko, anstatt bei unerwarteten Situationen auf ihre Cockpit Charts wie die Maus auf die Katze zu starren.

Was es braucht, ist eine Projektführung jenseits der Planwirtschaft, die Tools und Checklisten als das nutzt, was sie sind - nur Methoden der Unterstützung.

Olaf Hinz ist Berater bei der Organisationsberatung HRD Hamburg. Internet: www.hrd-hamburg.de