Henrik Halbuer fertigt Dekorationen für Film-, Theater- und TV-Produktionen

Hamburg. Welche Bühnendekoration macht den Auftritt des Dschungelhelden am wirkungsvollsten? Welche Materialien halten der dauerhaften Belastung über mehrere Jahre stand? Was wirkt für das Publikum auch in den hinteren Zuschauerreihen noch eindrucksvoll? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Henrik Halbuer. Illusion ist für den Kulissenbauer bei den MCI Werkstätten von Studio Hamburg, die für Fernsehen, Theater, Museen, Oper, Musical und Veranstaltungen tätig sind, das Kernthema. "Es kommt nur auf die Wirkung an", fasst der 32-Jährige seine Aufgabe zusammen.

So entstanden für das Musical "Tarzan" 30 Kilometer genähte Stoffröhren in unterschiedlichen Farben. Sie sind das Meer von Lianen. Dazwischen schwingt der Tarzandarsteller über den Köpfen des Publikums an speziellen Sicherheitsseilen hin und her. Mit denen hat wiederum der Kulissenbauer nichts zu tun. Dass das Musical nun schon seit zwei Jahren mit dieser Lianen-Deko erfolgreich läuft, sei eine schöne Bestätigung seiner Arbeit, verrät Halbuer.

Der Kulissenbauer beschäftigt sich mit Optik, Wirkung, Qualität, Haltbarkeit und Preis der verwendeten Materialien. Entscheidend für den Bau von Kulissen ist das Spiel mit Holz, Styropor und Spachtelmassen. Man muss genau wissen, wie etwas aus der Nähe oder von Ferne wirkt. So beträgt die Entfernung von der ersten Zuschauerreihe bis zum Orchestergraben zwölf Meter. Während für eine optimale Fernwirkung im Theater ein anderes Vorgehen und Technik nötig seien und viel grober gearbeitet werden muss, werde eine Schiffswand für ein Museum detailgenau bis zur letzten Niete gefertigt. Gleichzeitig darf das verwendete Material nicht zu schwer und nicht zu teuer sein.

Halbuer arbeitet seit drei Jahren für das Studio Hamburg. Gerade stellt er für die Aufführung der "Fledermaus" an der Wiener Oper einen neun Meter hohen und 20 Meter breiten Stahlrahmen für ein barockes Bühnenbild her, der später von ihm noch mit Holz beplankt wird. Grundlage für die Arbeiten der 22 Kulissenbauer bei MCI Werkstätten sind für jedes Projekt die kreativen Konzepte der Bühnenbildner. Während der Fertigung arbeiten Kulissenbauer eng mit Bühnenmalern, Dekorateuren, Plastikern, Metallbauern und später mit den Beleuchtern zusammen.

"Kulissenbauer müssen sehr flexibel, belastbar und geschickt sein", fasst MCI-Werkstattleiter Jörn Denneborg die Anforderungen für den Job zusammen. Denneborg ist der Chef von 60 Mitarbeitern und muss auf deren Zuverlässigkeit, aber auch auf deren Mitdenken bauen können. Zeugnisse seien nicht entscheidend.

Vielmehr verlangen die Aufträge der Kunden auch den Einsatz zu unkonventionellen Arbeitszeiten. Kulissen für eine Fernsehproduktion müssen eben auch mal nachts oder am Wochenende aufgebaut werden. "Wer dazu nicht bereit ist, der scheitert sehr schnell in diesem Beruf", sagt Denneborg. Bis zu 90 Prozent der Aufträge haben einen künstlerischen Hintergrund. Die restlichen zehn Prozent sind klassischer Innenausbau.

Gerade weil sich die vielen Projekte abwechseln, überschneiden und immer unterschiedlich sind, sei kein Tag wie der andere, sagt Halbuer. "Die Zeit wird nie lang, und es ist immer interessant." Allerdings besteht durch feste Premierenzeiten und Abgabetermine auch stets ein Zeitdruck. "Und das muss man mögen", sagt der junge Kulissenbauer.