Hamburg. An einem Meisterstück arbeiten Geigenbauer mindestens 200 Stunden. "Deshalb ist es ein Kunsthandwerk und nicht einfach ein Handwerk", betont Carsten Friese. Wie aufwendig das Herstellen eines Streichinstrumentes ist, das wissen die wenigsten. "Besonders in den letzten 20 Jahren hat sich einiges in diesem Handwerk verändert", sagt Geigenbaumeister Carsten Friese. Er führt seit 1991 sein eigenes Fachgeschäft "Cello & Co." an der Bundesstraße in Hamburg.

"Man muss schon wirklich Liebe zum Detail haben, mit Leidenschaft dabei sein und, na ja, auch ein bisschen verrückt sein", sagt Friese, während er sich die Hände in seiner braunen Schürze abwischt. Gerade ist er dabei, einen "Reifenwechsel" an einer Geige vorzunehmen, wie er es nennt. Er schleift dabei das Griffbrett der Geige ab, bespannt es mit neuen Saiten. Fast alles wird immer noch wie vor Hunderten von Jahren gemacht - als die alten Meister wie Antonio Stradivari Mitte des 16. Jahrhunderts die aufwendigen Instrumente bekannt gemacht haben.

"Heute könnte man aber nicht mehr davon leben, wenn man sich lediglich darauf beschränken würde, die Geigen zu bauen", erklärt der 53- Jährige. "Wir bauen kaum noch selbst, sondern sind für die Reparaturen und die Instandsetzung zuständig." Und damit haben Friese und seine Kollegin Franziska Puttfarken einiges zu tun. Schon falsches Lagern kann eine Reparatur notwendig machen.

Ein zweites Standbein für einen Geigenbauer kann der Instrumentenverleih sein. In seiner Sammlung hat Friese zum Beispiel 500 Streichinstrumente. Egal, ob Violine, Bratsche, Cello oder Bass - wer erst einmal ein Instrument ausprobieren möchte, kann es sich im Fachgeschäft leihen und später kaufen oder zurückgeben.

Zwar werden immer mehr Streichinstrumente in Asien hergestellt. Doch Carsten Friese produziert mit Zeit und hochwertigem Material in vielen Arbeitsschritten seine Meisterstücke. "Traditionell werden die Instrumente aus Bergahorn und Fichtenholz hergestellt", erklärt der Instrumentenbauer. "Und es ist schon sehr beeindruckend, wie viel Physik in einer Geige steckt." Zum Abschluss wird der Lack aufgetragen. "Das Lackieren ist ja gerade das, was die Kunst am Handwerk ausmacht. Das ist wirklich eine Herausforderung und eine Wissenschaft für sich."