Herausforderung: die Quertreiber und Bedenkenträger mit ins Boot zu holen.

Hamburg. In keiner Firma läuft alles nach Plan, jedes Unternehmen hat seine Schwachstellen. Arbeitsabläufe funktionieren nicht immer richtig, manche Abteilungen kooperieren nur ungern miteinander. Oft versuchen Firmen, solche Probleme mit Workshops in den Griff zu bekommen, in denen die Mitarbeiter neue Strategien für das Miteinander erarbeiten.

Workshops sind vor allem dann die richtige Methode, wenn Arbeitsabläufe und Schnittstellenprozesse optimiert werden müssen. Das Gute daran: "Die Vorstellungen, Ideen und Erfahrungen aller Teilnehmer können mit einbezogen werden", sagt Michaela Waggershauser, Hauptabteilungsleiterin Personalentwicklung und Recruiting bei Vodafone Deutschland. "Seminare bieten wir eigentlich nur zu Inhalten an, bei denen es um reine Wissensvermittlung geht - etwa zu Themen wie Web 2.0 oder Projektmanagement."

Das wichtigste Merkmal eines Workshops ist, dass ein klares Ziel wie "gerechtere Dienstplanregelungen" verfolgt wird. "Besonders sinnvoll ist der Einsatz im Bereich 'Ideen und Innovationen' oder in der Team- und Organisationsentwicklung", sagt Trainerin Irene Ruedel. Die Teilnehmer sollen aktiv mitarbeiten. "In einem Seminar dagegen kann man sich berieseln lassen."

Als Vodafone vor knapp zwei Jahren mit der Arcor AG fusionierte, änderten sich Teamstrukturen und Verantwortungsbereiche. "Klare Aufgabenteilung wurde nötig", sagt Personalentwicklerin Waggershauser. "Wer ist für die Mobilfunk- und wer für die Festnetzangebote zuständig? Wer beauftragt die Werbemittel? Wie hat sich die Schnittstelle zur Technik oder zur Kundenbetreuung verändert? Diese Fragen konnten wir in Workshops sehr gut klären."

"Workshops sind überall dort sinnvoll, wo in kurzer Zeit ein gemeinsames Ergebnis entstehen muss", bestätigt Siegfried Marks, verantwortlich für den Bereich Personal- und Organisationsentwicklung bei der Beiersdorf AG. "Der Vorteil liegt darin, dass man gleichzeitig inhaltlich trainieren und das Gelernte konkret anwenden kann."

Geleitet werden Workshops von Moderatoren, in der Regel Seminarleiter mit einer Zusatzausbildung. Zu Beginn eines Workshops sollen die Teilnehmer meist den Berufsalltag aus ihrer Sicht schildern. "Der Moderator hat die Aufgabe, die verschiedenen Sichtweisen und Eindrücke abzugleichen, bis sich ein stimmiges Bild des Berufsalltags herauskristallisiert", erklärt Uwe Döring-Katerkamp, Vorstand des Instituts für angewandtes Wissen in Köln.

Anschließend wird ein Ziel erarbeitet, und Ideen und Vorschläge werden gesammelt. "Dabei gibt es einen ganz wichtigen Punkt: Forderungen an Dritte sind verboten! Ansonsten tritt fast zwangsläufig dieser Effekt ein: Einige Teilnehmer sitzen mit verschränkten Armen da, stellen Forderungen und Behauptungen auf. "Wir brauchen mindestens zwei neue Stellen!" oder "Wenn wir größere Büros hätten, würde alles klappen", heißt es dann. Ohnehin sei nicht jeder Mitarbeiter begeistert, wenn er zu einem Workshop "verdonnert" wird. "Die Erfahrung zeigt, dass es oftmals ein oder zwei Quertreiber gibt", sagt Ruedel.

Die wichtigste Phase, da sind sich alle Experten einig, beginnt aber erst nach dem Workshop. Dann geht es darum, aus den Ideen Taten entstehen zu lassen. "Es sollte von der Unternehmensleitung sichergestellt werden, dass mindestens ein Punkt, der entschieden wurde, auch direkt nach dem Workshop umgesetzt werden kann. Sonst wirkt sich das nicht gerade motivationsfördernd auf das Betriebsklima aus", sagt Trainerin Ruedel.