Immer wieder eine Herausforderung: Güter von A nach B bringen. Experten sagen der Branche eine blühende Zukunft voraus. BesteAussichten für Berufsanfänger. Und auch für Quereinsteiger ist Platz.

Während draußen dicke Regentropfen an die Scheibe klatschen, berechnet Sven Klimpel in seinem Büro die Fahrtroute für ein Surfbrett. Der 36-Jährige ist Logistikmanager in Deutschlands größtem Paketzentrum der Hermes-Logistik-Gruppe. Bis zum nächsten Morgen, das garantiert Klimpel, hat das Surfbrett seinen neuen Besitzer erreicht. Genau wie die 250 000 anderen Briefe, Pakete und Sperrgüter, die sich an diesem Morgen auf 18 000 Quadratmetern im Frachtzentrum im hessischen Friedewald türmen.

250 Mitarbeiter - viele von ihnen Lagerlogistiker, aber auch Kaufleute und Techniker - bemühen sich am Standort um den reibungslosen Ablauf. Trotzdem ist nicht alles planbar, und dann tritt Sven Klimpel auf den Plan. Zum Beispiel, wenn schlechtes Wetter einen Transport unmöglich macht, wenn eine Sortieranlage ausfällt oder sich einer der Brummifahrer kurzfristig krankmeldet. "Meine Aufgabe ist es, jeden Tag für die gleiche Herausforderung, nämlich eine Ware von A nach B zu bringen, eine noch bessere Lösung zu finden", erklärt Klimpel. Und das ebenso umweltfreundlich wie betriebswirtschaftlich.

"Als Architekten der Globalisierung müssen Logistikmanager einen Überblick über den gesamten Prozess haben, um ihn entsprechend lenken zu können", sagt Prof. Dr. Ulrich Franke, (44), Rektor der SRH Hochschule für Logistik und Wirtschaft in Hamm. Er bildet derzeit rund 260 Studenten zu Logistikmanagern aus und ist überzeugt: "Die gesamte Branche ist ein riesiger Wachstumsmarkt und bietet beste Jobchancen für Berufseinsteiger." Die Logistik ist heute komplexer und internationaler denn je. Ging man früher noch selbst zum Bauern und pflückte sich seine Erdbeeren auf dem Feld, begleiten heute einige Hundert Mitarbeiter die Ware auf ihrem Weg vom Acker in die Regale der Supermarktketten. Vom Lastwagenfahrer über die Bürokauffrau bis hin zum Hafenschiffer: Sie alle sind am Güterfluss beteiligt und damit Teil des Gesamtprozesses, so verschieden ihre Tätigkeiten auch sein mögen.

Viele Firmen haben ihre Logistik an einen darauf spezialisierten Dienstleister ausgegliedert. Dieser übernimmt zum Beispiel Beschaffung, Lagerung oder Transport. Im internationalen Wettbewerb sehen sich die Logistik-Unternehmen daher auch einer Vielzahl von Konkurrenten sowohl im In- als auch im Ausland gegenüber.

Doch das muss die Deutschen nicht beunruhigen: Eine aktuelle Studie der Weltbank kürte Deutschland gerade zum leistungsfähigsten Logistikstandort auf dem Globus. Singapur und Schweden landeten auf den Plätzen zwei und drei.

Deutsche Logistiker, das weiß auch Sabine Johnen, 31, seien aufgrund ihrer guten Ausbildung weltweit sehr gefragt. Als Kompetenzspezialistin im Fachbereich Logistik ist Johnen beim schwedischen Möbelhaus Ikea für die Betreuung der Nachwuchslogistiker zuständig. Ein Viertel der hier Beschäftigten sind Lagerlogistiker. Abladen, einscannen und sortieren - ohne sie blieben die blau-gelben Regale leer. Johnen sagt: "Der Bedarf an Fachkräften für Lagerlogistik ist groß."

Und die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise? Die Kürzungen, das weiß Ulrike Grünrock-Kern von der Bundesvereinigung Logistik, beschränkten sich vor allem auf die Automobilbranche und den Maschinenbau. Überall sonst habe sich die Situation sogar eher entspannt, denn in den Boomjahren 2007 und 2008 habe die Branche große Probleme gehabt, Fachkräfte zu finden. "Damals hätten die Unternehmen sicher noch mehr Mitarbeiter eingestellt", glaubt Grünrock-Kern. "Aber es gab praktisch keine mehr."

Heute sind 2,7 Millionen Mitarbeiter allein in den Bereichen Transport, Umschlag und Lagerung tätig, und die entsprechen gerade einmal 30 Prozent der Logistik. Für die nächsten Jahre prognostizieren Experten der Logistik eine blühende Zukunft mit exzellenten Berufschancen.

Für Schulabsolventen eine großartige Chance: Rund 20 Ausbildungen bereiten direkt auf die Logistik vor, in etwa 150 verschiedenen Studiengängen können sich Abiturienten spezialisieren. "Wissenschaftler meinen, dass die Logistikbranche einen Akademiker-Anteil von 25 Prozent bräuchte, weil die IT immer spezialisierter würde und die Anforderungen an interkulturelle Kompetenzen steigen", sagt Ulrike Grünrock-Kern von der Bundesvereinigung Logistik. Derzeit hätten gerade einmal 16 bis 18 Prozent studiert.

Kristina Schlösser (22) hat sich nach dem Abitur für eine Ausbildung zur Luftverkehrskauffrau am Frankfurter Flughafen entschieden. Die Verantwortung des Logistikpersonals ist hier besonders groß, schließlich bedeutet jeder noch so kleine Fehler ein Sicherheitsrisiko für die Passagiere. "Während der Ausbildung begleitet uns daher immer ein Mitarbeiter, wenn wir auf dem Vorfeld unterwegs sind", erzählt Schlösser. Sobald ein Flugzeug auf der Erde ist, sorgen "Ramp-Agenten" für eine perfekte Koordination von Be- und Entladung. Dabei müssen vielschichtige Probleme gelöst werden: Wie kommt eine gehbehinderte Person ins Flugzeug? Was tun mit Gefahrgut im Gepäck? Und wie viel muss das Flugzeug tanken, um das vorhandene Gewicht zu transportieren?

Wer sich nicht wie Schlösser gleich nach dem Schulabschluss für einen Job in der Logistikbranche entscheidet, hat auch später noch gute Aussichten: "Wer analytisch denken kann, entscheidungsfähig und kommunikativ ist und dazu bereit, sich die logistischen Grundkenntnisse anzueignen, kann praktisch aus allen Berufen quer einsteigen", sagt Ulrike Grünrock-Kern von der Bundesvereinigung Logistik.