Wie wäre es statt guter, aber vager Vorsätze einmal mit ganz konkreten Zielen für die nächsten 365 Tage? Legen Sie schriftlich fest, was Sie erreichen wollen.

Hamburg. Jahreswechsel. Die Zeit der guten Vorsätze. "Ich müsste mehr Sport treiben" oder "Ich möchte mehr Geld verdienen" oder "Ich will mehr Zeit für meine Familie haben" - das sind drei typische Vorhaben, die Menschen in der Silvesternacht für 2010 äußern. Doch die guten Vorsätze verpuffen meist wie Feuerwerksraketen am Himmel. Was ist aus Ihren Vorsätzen für 2009 geworden? Erinnern Sie sich überhaupt noch daran?

Warum setzen wir unsere guten Vorsätze zum neuen Jahr so selten um? Weil es nur Wünsche sind, vage, nicht messbar und ohne klaren Termin. Klar, Sie wollen auf der Karriereleiter eine Stufe aufsteigen und mehr Gehalt für Ihre Arbeit erhalten, aber wie wollen Sie das genau erreichen? Und in welchen Schritten? Bis wann?

"Die meisten Menschen verwenden mehr Zeit auf die detaillierte Vorbereitung eines zweiwöchigen Urlaubs oder auf den Kauf eines neuen Autos als auf die Planung ihrer persönlichen Ziele, sei es beruflich oder privat", sagt der Hamburger Managementcoach Manfred Klapproth. Viele Berufstätige arbeiteten in ihrem Job mit effektiven Planungswerkzeugen. "Doch dieses professionelle Know-how wird nur selten für die persönlichen Lebensziele eingesetzt", erklärt Klapproth.

Die Folge: Gute Vorsätze versinken im Treibsand des hektischen Alltags, Wünsche bleiben Träume, und Erfolg haben andere, während die eigene Lebenszeit unerbittlich verrinnt. Am Ende des Jahres, am 31. Dezember 2010, ziehen viele Menschen dann ernüchtert ihre persönliche Bilanz und nehmen sich wieder mal vor, im kommenden Jahr alles besser zu machen. "Und jährlich grüßt das Murmeltier", ließe sich dieses Ritual in Anlehnung an den bekannten Hollywood-Film beschreiben. Der Ausweg aus diesem Dilemma heißt "Ziele". "Leben ohne klare Ziele ist wie Autofahren in dichtem Nebel", schreibt der amerikanische Managementtrainer und Bestsellerautor Brian Tracy. "Ihre Fähigkeit, sich Ziele zu setzen, ist die Schlüsselqualifikation für Erfolg. Ziele setzen positive Gedanken, Ideen und Energie frei. Eben damit sind diese Ziele zu erreichen", so Tracy. Mit anderen Worten: Klare Ziele wirken wie ein Tritt auf das Gaspedal Ihres Lebens: Sie bringen Sie zügig näher an das heran, was Sie wirklich wollen.

Viele Menschen würden allerdings Ziele mit Wünschen und Träumen wie "mehr Geld verdienen" oder "ein harmonisches Familienleben führen" verwechseln, gibt Manfred Klapproth zu bedenken. Was also ist ein Ziel? "Ein Ziel unterscheidet sich von einem Wunsch insofern, dass es klar, fest umrissen und konkret ist", definiert Brian Tracy. Oder wie es der Autor Leo B. Helzel plakativ formuliert: "Ein Ziel ist ein Traum mit Deadline."

Für die Festlegung von Zielen wird gern die SMART-Formel verwendet, so wie der Zeitmanagement-Experte Lothar J. Seiwert sie erklärt:

  • S = spezifisch: Ein Ziel soll konkret, eindeutig und präzise formuliert sein, sonst bleibt es nur ein vager Wunsch.
  • M = messbar. Ein Ziel und ein Erreichungsgrad müssen überprüft werden können.
  • A = aktionsorientiert. Ein Ziel soll Ansatzpunkte für positive Veränderungen aufzeigen, statt Anweisungen, was nicht getan werden soll.
  • R = realistisch. Ein Ziel soll zwar hochgesteckt, aber immer noch erreichbar sein.
  • T = terminierbar. Ein Ziel soll einen ausreichenden zeitlichen Bezug mit einem festen End(zeit)punkt haben.

Wem diese Kriterien noch zu unübersichtlich sind, freundet sich vielleicht mit der simplen Formel "messbar und machbar" an, die Jörg Knoblauch, Johannes Hüger und Marcus Mockler in ihrem Buch "Ein Meer an Zeit" erklären: "Messbar heißt, dass Sie präzise sagen können, wann ein Ziel erreicht ist. Dazu müssen die ,Polizeifragen' (das sind die berühmten Fragen, die mit ,w' anfangen, also wer, was, wann, wo, wie viel, wozu?) beantwortet werden können. Machbar heißt, dass das Ziel auch wirklich erreichbar ist."

Die Messbarkeit von Zielen setzt unbedingt Schriftlichkeit voraus. "Im Kopf schwirren höchstens Ideen herum", meint Manfred Klapproth, "aber entscheidend ist, Gedanken festzuhalten, zu strukturieren, zu bearbeiten und sie später zu überprüfen." Schon der Volksmund sagt: "Nur wer schreibt, der bleibt."

Die Vorteile schriftlicher Planung sind nach Ansicht von Jörg Knoblauch, Geschäftsführer von Tempus-Zeitplansysteme:

  • Schriftliches entlastet das Gedächtnis. Der Kopf bleibt frei für andere Dinge.
  • Ein fixierter Plan hat den psychologischen Effekt der Selbstmotivation.
  • Er leitet zur Disziplin und Konzentration an, weniger Ablenkung ist möglich.
  • Regelmäßige, schnelle Kontrolle sowie langfristige Erfolgskontrolle sind möglich.
  • Unerledigtes geht nicht verloren (Übertragung auf einen anderen Tag).
  • Schriftlichkeit zwingt zu gedanklicher Klarheit.
  • Sie hilft auch bei komplizierten Dingen, den Überblick zu behalten.

"Nur wer seine Ziele auch schriftlich definiert hat, behält in der operativen Hektik des Tagesgeschehens noch den Überblick; setzt auch unter größter Arbeitsbelastung die richtigen Prioritäten und versteht es, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren", sagt Lothar J. Seiwert.

Sich Ziele zu setzen, Tag für Tag darauf hinzuarbeiten und sie endlich zu verwirklichen - das sei der Schlüssel zum Lebensglück, behauptet Brian Tracy. Der chinesische Philosoph Laotse brachte es bereits vor 2300 Jahren auf den Punkt: "Wer sein Ziel kennt, findet den Weg."

Um Ihren Kurs abstecken zu können, ist Klarheit bei der Festlegung des Ziels wichtig. Sie müssen Ihre persönlichen Antworten auf folgende Fragen finden: Was genau will ich? Welche Dinge geben meinem Leben Sinn? Was will ich erreichen oder ändern? Welche Schritte will ich konkret dafür unternehmen? Bis wann? Und welchen Preis bin ich bereit, dafür zu zahlen?

Der berühmte Unternehmensberater und Autor Stephen R. Covey warnt davor, beim Festlegen seiner Ziele nur auf Effektivität zu setzen. Covey plädiert für Ziele, die sich an ethischen Prinzipien orientieren: "Manchmal gehen die Ziele, die wir erreichen, auf Kosten von wichtigeren Dingen in unserem Leben. Wir sind die Karriereleiter hinaufgeklommen und stellen oben fest, dass sie an der falschen Mauer lehnt."

Das Jahr 2010 ist noch jung. Und wer sagt eigentlich, dass man sich Ziele immer nur zum Jahresbeginn stecken sollte? Jeder Tag ist ein guter Tag, um sich über seine persönlichen Ziele Gedanken zu machen und diese schriftlich festzuhalten. Wichtig ist nur, dass Sie damit anfangen. An diesem Wochenende? Das ist doch schon mal ein gutes Ziel.