In der Branche arbeiten in Hamburg rund 1000 Selbstständige. Der unsicheren Auftragslage und Existenzängsten stehen gute Verdienstmöglichkeiten gegenüber.

Freiberufler sind im IT-Bereich alles andere als eine Seltenheit. Denn die selbstständigen Experten können mit entsprechender Expertise - spezielle Programmiersprachen, Datenbanksysteme oder andere IT-Techniken - als sogenannte Freelancer gut verdienen.

Hamburg ist ein bundesweit führender Standort der IT-Wirtschaft. Rund 9000 Unternehmen sind hier angesiedelt. Die Anzahl der Freelancer ist auf rund 1000 zu beziffern", sagt Dierk Ladendorff, Fachgruppenleiter Personalentwicklung von Hamburg@work, einem Netzwerk der Medien- und IT-Branche. Dass Hamburg ein IT-Schwergewicht ist, liegt nicht zuletzt daran, dass die Mehrzahl der produzierenden Industrien vor allem auf eines angewiesen ist: intelligente IT-Konzepte und -Systeme.

"Die IT-Wirtschaft in Hamburg ist eine Querschnittsbranche", betont Dörthe-Julia Zurmöhle, Clustermanagerin Medien, IT und Telekommunikation bei Hamburg@work. "IT-Themen haben eine permanente Relevanz und berühren viele Wirtschaftsbereiche, wie etwa Hafen, Logistik, Luftfahrt."

Im Gegensatz zu den 50 000 Beschäftigten, die es in der Hamburger IT-Wirtschaft gibt, tragen die Freiberufler das unternehmerische Risiko jedoch selbst. Viele setzen darum auf die Hilfe von Vermittlungsagenturen, die dafür sorgen, dass der nächste Auftrag kommt und die für den Einzelkämpfer auch die Kontaktpflege zu Kunden übernehmen.

Was, wenn keine Zeit für die Akquise bleibt?

"Die freiberufliche Arbeit ist in der Regel projektbezogen", erklärt EDV-Berater Stephan Zodrow aus Hamburg. "Das Problem ist oft die direkte Anschlussbeschäftigung. Wenn man es nicht schafft, während des laufenden Auftrags zu akquirieren, können schon mal einige Monate bis zum nächsten Projekt vergehen." Zodrow ist seit 1987 am Markt. Weil ihm häufig die Zeit und der freie Kopf fehlen, sich selbst um neue Aufträge zu kümmern, setzt er seit einigen Jahren bei der Akquise auf die guten Kundenbeziehungen eines Projektvermittlers.

Natürlich nimmt der Vermittler Provision für seine Tätigkeit. Doch auch wenn sich dadurch der finanzielle Ertrag reduziert, überwiegen die Vorteile für die Freiberufler. "Rund 50 IT-Berater hatten wir 2008 bundesweit in renommierten Unternehmen im Einsatz", bilanziert Detlef Ponath, Geschäftsführer der support GDC Gesellschaft für DV-Projekte und Consulting mbH in Großhansdorf. Auf der Referenzenliste seines Unternehmens finden sich klangvolle Namen wie Lufthansa, Siemens, die Bahn, T-Systems sowie zahlreiche Mineralölkonzerne und Banken. "An diese Kunden würden einzelne Freiberufler nur sehr schwer selbst herankommen."

Für den 57 Jahre alten Kaufmann ist die Branchenkenntnis sein größtes Kapital. Nur so kann er immer wieder neue Projekte akquirieren, für die er aus seinem Pool von Hunderten Beratern die richtigen Experten heraussucht. "Das geforderte Leistungsspektrum umfasst je nach Auftrag den gesamten Softwarezyklus von der Idee, über die Realisierung bis zu Produktionsübernahme und Wartungsverpflichtung."

Personalengpässe für die auftraggebenden Unternehmen sieht der Projektvermittler derzeit nicht. Eher Auftragsengpässe für die Freiberufler: "Nach meiner Wahrnehmung ist aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage die Nachfrage der Suchenden derzeit größer als die der projektgebenden Unternehmen."

Firmen geben häufiger Projekte in Auftrag

Die generelle Entwicklung komme Freiberuflern aber entgegen. "Die Bereitschaft, projektbezogene Arbeits- und Auftragsverhältnisse einzugehen, ist in den Unternehmen in den letzten Jahren immer größer geworden", erklärt Branchenkenner Detlef Ponath. Heute sei das Verhältnis zwischen den IT-Vorhaben der Firmen und der Zahl ihrer Angestellten sehr austariert. Zusätzliche Projekte würden dann lieber mit Freiberuflern besetzt. Geht die Wirtschaft insgesamt bergauf, wirkt sich das also überproportional auf freie Kräfte aus.

Die typische Projektlänge liegt zwischen drei Monaten und einem Jahr. Ist das Projekt abgeschlossen, geht es für die IT-Experten zur nächsten Herausforderung. "Die Firmen wollen atmen können", sagt Detlef Ponath. Feste Personalkosten seien da nur hinderlich.

Außer Projektvermittlern stehen Freiberuflern auch zahlreiche Plattformen im Internet zur Verfügung. Eine der bekanntesten ist GULP, aber auch Projektwerk oder freelancermap bringen Projektanbieter und Auftragnehmer zusammen. Unternehmen zahlen diesen Diensten bei erfolgreicher Vermittlung einen Pauschalbetrag oder einen Provisionsanteil der Umsätze, die sie mit einem Freiberufler erzielen. Suchende IT-Experten können sich zumeist kostenfrei mit ihren Profilen auf diesen Internetportalen präsentieren. "Gerade wenn man lokal gebunden ist, sind die Plattformen gegenüber den persönlichen Kontakten eines Vermittlers allerdings nur zweite Wahl", sagt Freelancer Stephan Zodrow.

Die freiberufliche Arbeit macht dem EDV-Berater auch nach 20 Jahren noch Spaß. "Wer Lust auf immer neue Herausforderungen hat, viele Firmen kennenlernen will und mit den Tücken der Selbstständigkeit, wie etwa der Existenzangst, umgehen kann, ist in dem Job genau richtig, denn das Risiko wird durchaus finanziell honoriert." Allen anderen empfiehlt Zodrow doch eher eine Festanstellung.