"Der Schnitt ist einer der emotionalsten Momente des Filmemachens. Es ist ungemein aufregend zu sehen, wie ein Film zu atmen beginnt", sagte einst der italienische Filmregisseur Federico Fellini. Filme zum Atmen zu bringen, das bedeutet, in akribischer Kleinarbeit dafür zu sorgen, dass am Schnittplatz aus Tonnen von Rohmaterial ein fertiger Film wird.

Diese Aufgabe übernehmen Cutter, die häufig auch Filmeditoren oder Schnittmeister genannt werden. In Zusammenarbeit mit der Regie montieren sie inszeniertes oder dokumentarisches Filmmaterial, geben ihm Rhythmus, Spannung, Emotionen und Fluss. Cutter wirken an aktuellen Berichten im TV-Journalismus mit, arbeiten aber auch an Dokumentationen, Fernseh- und Kinofilmen, Serien, Industriefilmen oder Werbeproduktionen.

Annemarie Bremer ist vor allem auf Fernsehspiele und Dokumentationen spezialisiert. Ihre Ausbildung zur Cutterin hat sie 1964 beim NDR begonnen. Danach war sie rund 30 Jahre bei dem Sender angestellt. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet die Hamburgerin wie die meisten ihrer Kollegen frei. "Während Cutter noch vor zehn Jahren analog an einem Schneidetisch geschnitten haben, wird heute fast ausschließlich digital am PC gearbeitet", berichtet sie.

Ein großer Teil der Arbeit eines Cutters besteht in der Vorauswahl des Materials für die erste Schnittfassung: Für einen 90-minütigen Film sind häufig bis zu 50 Stunden Material zu sichten. Bei der ersten Schnittfassung werden bereits Entscheidungen bezüglich der Erzählform getroffen, auch wenn sich der Gesamtablauf meistens nach dem Drehbuch richtet. In den weiteren Schnittphasen kann die Erzählstruktur des Films durch veränderte Schnittfolgen, durch Kürzungen oder Verlängerungen einer Sequenz und weitere Umstellungen verändert werden. Beim Feinschnitt werden dann schließlich das endgültige Tempo, Rhythmus und Timing des Films herausgearbeitet.

"Das erfordert ein Auge für Dramaturgie und Ästhetik, Einfühlungsvermögen und kritische Distanz", meint Annemarie Bremer.

Zu ihren letzten großen Arbeiten gehört das dreiteilige Dokudrama "Die Wölfe" von Regisseur Friedemann Fromm. Bremer wurde für den Deutschen Fernsehpreis 2009 nominiert, der am Sonnabend in Köln vergeben wird (Sat.1, 20.15 Uhr).