Die Anmeldefrist für den Wettbewerb “Hamburgs beste Arbeitgeber“ endet am 31. August. Das Siegel hilft auch bei der Mitarbeitersuche.

"Mitarbeiterbefragungen sind wie ein Geschäftsbericht von unten", sagt Karl-Wilhelm Krane, Seniorpartner der Hamburger Niederlassung der Unternehmensberatung Mercuri Urval. Während Kennzahlen etwas über den Wert des Unternehmens und seine Stellung am Markt aussagen, verraten sie nichts über das Image einer Firma, die Außenwirkung auf Kunden und Partner, die Zufriedenheit der Mitarbeiter - und damit auch über die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Bewerber. "Solche Informationen erhalte ich durch Befragungen", betont Krane.

Befragungen der Mitarbeiter sind ein zentrales Element vieler Unternehmenswettbewerbe. Derer gibt es inzwischen viele. Zu den bekanntesten gehören "Top Job - Die 100 besten Arbeitgeber im Mittelstand" und "Great Place to Work". Aber es gibt auch Auszeichnungen für bestimmte Gruppen wie etwa den InnoWard für die Versicherungswirtschaft oder das Ausbildungs-Ass, das Firmen für vorbildliche Lehrlingsinitiativen auszeichnet. Daneben existieren regionale Wettbewerbe wie die Hessen-Champions - und Hamburgs beste Arbeitgeber.

Der Hamburger Contest findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Zurzeit läuft die Anmeldephase (siehe Kasten). Die intersoft AG, die mit rund 150 Mitarbeitern Software für Versicherungsunternehmen entwickelt, ist zum ersten Mal dabei. Warum ausgerechnet beim Hamburger Wettbewerb, obwohl das Unternehmen doch in ganz Europa tätig ist? "Wir haben Hamburg in unserer Firmenidentität", sagt Vorstandsvorsitzender Ulrich Reis. "Zum Beispiel präsentiert sich die intersoft AG auf ihrer Internetseite mit Bildern von Elbe und Alster." Mit Mitarbeiterbefragungen haben Reis und seine Mitarbeiter schon Erfahrung. Seit drei Jahren werden die Angestellten intern mit einem Fragebogen interviewt.

Dank der Ergebnisse habe man schon vieles im Unternehmen verbessert, hebt Ulrich Reis hervor. "Auf Anregung der Mitarbeiter haben wir zum Beispiel die Kommunikationswege im Haus vereinfachen können und ein Vorschlagswesen eingerichtet." Außerdem sei in den internen Befragungen deutlich geworden, dass sich die Kollegen in ihren Teams sehr wohlfühlen und ein guter Zusammenhalt herrscht. "Und jetzt wollen wir das, was wir hier seit drei Jahren immer wieder messen, wissenschaftlich überprüfen lassen."

Dem Ergebnis blickt er mit Spannung, aber ohne Befürchtungen entgegen, sagt Ulrich Reis. "Aber natürlich - es kann immer auch eine Überraschung geben." Wie er dann damit umgehen wird? Wohl ähnlich wie mit den Ergebnissen der internen Befragungen: "Wir stellen ein Team von Mitarbeitern auf, die auf Basis der Ergebnisse Verbesserungsvorschläge erarbeiten." Ein Weg, den Berater Karl-Wilhelm Krane von Mercuri Urval begrüßen würde: "Dem Ergebnis einer Mitarbeiterbefragung müssen Konsequenzen folgen." Sonst seien die Mitarbeiter frustriert, die Motivation und die Bereitschaft zur Teilnahme an weiteren Befragungen sinken enorm.

Vor dem Votum der Mitarbeiter fürchten müssten sich Unternehmen nicht, glaubt Krane. "Negative Überraschungen sind selten." Warum? "Die Unternehmenskultur ist in der Regel sowieso schon eine positive, sonst hätte das Unternehmen gar kein Interesse am Feedback der Mitarbeiter." So sei er zum Beispiel von patriarchalisch geführten Unternehmen mit Top-Down-Kultur noch nie mit einer Befragung beauftragt worden.

Familienfreundlichkeit und flexibles Arbeiten motivieren

Auch Christine Beulke glaubt, dass ihr Unternehmen bei Hamburgs beste Arbeitgeber gut abschneiden wird. "Wir haben bereits das Siegel als 'Familienfreundliches Unternehmen' erhalten", sagt die Managementassistentin der Kanzlei SCHLARMANNvonGEYSO, einer Partnerschaft von Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. "Wir können unsere Arbeitszeit flexibel gestalten und unsere Büros sind ergonomisch ausgestattet - diese Dinge werden wohlwollend unterstützt", sagt sie. "So etwas motiviert." Aber sie sieht auch die kritischen Stellen: "Nach einer Fusion haben wir in Harburg zwei Standorte. Da kann das Miteinander bestimmt noch verbessert werden", sagt Beulke. Ein Punkt, von dem sie glaubt, dass er in der Mitarbeiterbefragung zur Sprache kommen wird und an dem bereits jetzt intensiv gearbeitet werde. Sie und ihre Kollegen finden es jedenfalls gut, dass sich die Kanzlei am Wettbewerb beteiligt. "Damit werden wir als Arbeitgeber sicherlich noch interessanter", ist Christine Beulke überzeugt. "Wir sind zurzeit ungefähr 140 Mitarbeiter, wachsen aber stetig weiter und stellen auch regelmäßig Auszubildende ein."

Das Thema Recruiting treibt auch Ulrich Reis, den Vorstandschef von intersoft, um: "Wir arbeiten in einem Nischenbereich und suchen immer passende Informatiker und Aktuare. Aber außerhalb der Versicherungsbranche kennt man uns kaum. Das wollen wir ändern", sagt er. "Natürlich werden wir - wenn wir es denn erhalten - mit dem Gütesiegel 'Hamburgs beste Arbeitgeber' am Arbeitsmarkt für uns werben."