Wenn Mitarbeiter erfolgreich sein sollen, darf man sie nicht frustrieren sagt der Däne.

Abendblatt: Herr Knudsen, vor fünf Jahren wollte JS in Deutschland 80 neue Arbeitsplätze schaffen. Geworden sind es in Hamburg und Bonn über 110. Wie haben Sie das erreicht?

Lars Knudsen: Mit unserem Konzept sind wir weiter auf Erfolgs- und Expansionskurs - und wir übernehmen Verantwortung für jeden, den wir einstellen. Wichtig ist uns, dass er mit der richtigen Einstellung kommt: Gas geben, Neues lernen. Vom ersten Tag an hat er einen Kollegen als Paten an der Seite. Weitergehen lassen wir ihn erst, wenn er die Voraussetzungen für den nächsten Schritt erworben hat.

Abendblatt: Wie lange dauert diese Betreuung?

Knudsen: Jeder lernt unterschiedlich schnell. Wir lassen neue Mitarbeiter nie allein und denken: es läuft ja. Es kommt vor, dass jemand nicht geeignet für den Job ist, aber bevor sich das als gesichert herausstellt, dürfen wir als Unternehmen keine Fehler gemacht haben. Junge Leute treten hier vielleicht ihren ersten Job an. Wenn die gegen eine Wand laufen, sind sie frustriert - und gebrandmarkt fürs weitere Berufsleben durch diese erste, schlechte Erfahrung.

Abendblatt: Was muss ein Bewerber mitbringen, der bei Ihnen antreten möchte?

Knudsen: Bei uns arbeiten Groß- und Einzelhandelskaufleute, Verlagskaufleute, Hochschulabsolventen, gelernte Handwerker oder Automobilkaufleute und Versicherungshandelsvertreter genauso wie Berufseinsteiger, die direkt nach ihrer Ausbildung zu uns kommen. Uns ist neben PC-Kenntnissen und kaufmännischem Grundwissen Biss, Ehrgeiz und Leistungsdenken wichtig sowie das Streben nach Erfolg und Qualität. Wir haben übrigens festgestellt, dass weniger Frauen Positionen in Verkauf und Akquise anstreben. Aber die, die den richtigen Ehrgeiz haben, die sind dann oft unter den Top 10 - solche Talente halten wir natürlich fest.

Abendblatt: Und wenn mal etwas nicht so klappt?

Knudsen: Dann setzen wir auf Coaching und Schulungen, motivieren unsere Mitarbeiter und helfen ihnen, wieder auf die richtige Spur zu kommen. Wenn sie umstellungsbereit sind und alles geben, um das Unternehmensziel zu unterstützen, versuchen wir alles, ihnen zum Erfolg zu verhelfen, indem wir sie entwickeln und weiterbringen.

Abendblatt: Machen wir Deutschen schon bei der Personalauswahl etwas falsch?

Knudsen: Deutsche sind unwahrscheinlich anspruchsvoll in Bezug auf Schul- und Studienabschlüsse, Zertifikate und gute Noten. Die meisten stellen nur nach Qualifikation ein. Wir mehr nach der Persönlichkeit und der richtigen Einstellung: Wer den Willen zum Erfolg mitbringt und unternehmerisches Denken, ist richtig bei uns. Im Vertrieb geht es um die Königsdisziplin des Verkaufens: die Akquise. Wir haben immer mal Bewerber, die keine Ahnung von unserer Branche haben. Manchmal sind das später sogar die Besten

Abendblatt: Was bieten Sie, was andere nicht haben?

Knudsen: Deutsche sind ja sehr defensiv. Dänen sind eher direkt. Bei uns geht es skandinavisch zu. Bei allem Streben nach Erfolg und Ergebnissen wollen wir auch Spaß bei der Arbeit haben. Wir frühstücken zum Beispiel jeden Montagmorgen alle zusammen. In den Pausen entspannen wir uns beim Kickern oder Tischtennis. Und mit frischem Obst, Kaffee und Tee versorgen wir unsere Mitarbeiter auch. Sommerfest, Weihnachtsfeier und Team-Abende oder andere gemeinsame Freizeitaktivitäten werden groß geschrieben.

Abendblatt: Wie sind Ihre Vorteile am Markt?

Knudsen: Dänemark ist ein sehr kleines Land, deshalb sind wir Dänen besonders oft auf Expansion ausgerichtet. Wir sind nie zufrieden mit dem Status quo, wir wollen immer ein bisschen besser werden, jeden Tag. Wir investieren nicht nur in unser Produkt, sondern auch in unsere Mitarbeiter, mit modernster Technik und Ausstattung und natürlich in unsere JS Academy: Hier treffen sich die Besten aus allen JS Niederlassungen und werden in verschiedenen Kursen mit unterschiedlichen Schwerpunkten professionell weiterentwickelt.

Abendblatt: Gibt es in Ihren Augen ein typisch deutsches Problem am Arbeitsmarkt?

Knudsen: Vielleicht Motivationsschwierigkeiten. Wenn Angestellte sehen, dass ihre Vorgesetzten sich genauso reinhängen wie sie, dann setzen sie sich auch gerne voll ein. Bei uns arbeiten die Teamleiter sehr hart. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass das hier in Deutschland wohl nicht immer der Fall ist. Dabei ist es meiner Meinung nach dringend notwendig, dass Führungskräfte genau wissen, was sie von ihren Mitarbeitern verlangen. Ich glaube, manchmal vergessen Vorgesetzte einfach, wie schwer auch sie es am Anfang hatten.

Abendblatt: Was für einen Rat würden Sie den Verantwortlichen in Deutschland geben, damit ihr Arbeitsmarkt besser funktionieren kann?

Knudsen: Wenn ich etwas raten dürfte, dann dieses: Vergiss, was passiert ist, du kannst es nicht ändern. Konzentrier dich darauf, dein laufendes Geschäft zu verbessern. Investiere in deine Mitarbeiter, denn die Entwicklung kommt von ihnen. Wenn du sie weiterbringst, kannst du auch dich selber weiterbringen. Und kommuniziere deinen Mitarbeitern direkt und klar die Ziele und gemeinsamen Wege. Nur dann könnt ihr diese Wege auch gemeinsam erfolgreich gehen.