“Wir sind die schnellsten Boten. Da bin ich mir ziemlich sicher“, sagt Hendrik Schönefeld (32) und lacht, als ob es die einfachste Sache der Welt wäre, in Hamburgs dichtem Verkehr flott voranzukommen. Schönefeld, - Kennzeichen: stramme Waden, - gehört zu den Fahrradkurieren.

Sein Job ist etwas für wichtige Sendungen und brenzlige Situationen. Vieles, was nicht per Post geschickt werden soll oder kann, transportieren Fahrradkuriere: millionenschwere Verträge, eine Schüssel Salat für die Geburtstagsfeier, "sogar eine offene Champagnerflasche musste ich mal zum Elbstrand bringen". Auch eilige Arztsendungen, sündhaft teure Uhren, die auf die Schnelle graviert werden sollen - das sind Sendungen, die per Fahrradkurier schnell ihren Empfänger erreichen. "Neulich hielt im Stau ein Cabrio neben mir, der Fahrer drückte mir ein Kuvert und einen 50-Euro-Schein in die Hand und sagte: 'Bringen Sie diesen Umschlag sofort zum Flughafen'", erzählt Schönefeld. Ob Sommer oder Winter, ein Fahrradkurier ist immer an der Luft. 80 bis 120 Kilometer legt jeder Vollzeitfahrer im Schnitt an einem Acht-Stunden-Tag zurück. Stoßzeiten sind am frühen Vormittag und nachmittags.

In Hamburg gehört Unternehmergeist dazu, diesen Beruf zu ergreifen. Fast alle Fahrradkuriere sind hier selbstständig. Und man muss mindestens 18 Jahre alt sein. Erst dann kann man nämlich einen Gewerbeschein beantragen. Für Kranken- und Rentenversicherung sowie die Berufsgenossenschaftsbeiträge muss jeder selbst aufkommen. Schönefeld warnt: "Alle Entscheidungen persönlich zu treffen, überfordert manche."

Altersgrenzen gibt es keine. "Wir haben einige Fahrer, die älter als 50 Jahre sind. Aber dann noch einzusteigen, ist nicht ohne. Eine Grundfitness ist Voraussetzung", sagt Schönefeld. Er fährt für "Inline", mit knapp 60 anderen, darunter sind nur vier Frauen. Im Schnitt werden 700 Touren täglich vermittelt. "Wenn man den ganzen Tag fährt, ist man abends platt, aber glücklich."

Bei "Inline" ist jeder Fahrer über einen Verein am Unternehmen beteiligt und hat eine Stimme. Dafür gibt er 2000 Euro, zum Beispiel für ein Darlehen an den Verein und die Kaution fürs Funkgerät.

Schönefeld liebt seinen Job: "Man ist flexibel, nicht weisungsgebunden - und man kann arbeiten, wann man will. So viel Freiheit muss man erst mal anderswo haben!"