Besser, man lernt es früh: Mit anderen zusammenarbeiten zu können ist eine wichtige Voraussetzung fürs Studium und den späteren Job.

"Bitte erledigen Sie die Aufgabe in einer Arbeitsgruppe." Diese Aufforderung hören viele Studenten bereits im ersten Semester. Nicht jeder ist begeistert, wenn er sich mit Kommilitonen zusammensetzen muss, um gemeinsam etwas zu erarbeiten. Doch Gruppenarbeit ist wichtig. Astrid Bültemeier, Leiterin des Alumni- und Carreer Centers an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), sagt: "Die Fähigkeit, mit mehreren Kollegen effektiv im Team zu arbeiten, ist eine Voraussetzung für beruflichen Erfolg." Außerdem entstünden in Arbeitsgruppen Kontakte, die die spätere Karriere beschleunigen könnten.

Wer immer noch glaubt, "Team" bedeutet " T oll, e in a nderer m acht's", liegt falsch. Teamarbeit verlange Selbstreflexion und Disziplin: "Eitelkeiten, egoistischer Ehrgeiz oder Faulheit haben in einer Gruppe nichts zu suchen", sagt Bültemeier.

Das sieht Ake Ewald, Maschinenbaustudent an der TUHH, ebenso: Der 25-Jährige hilft als Tutor im Programm "StartING@TUHH" jungen Studenten, Arbeitsgruppen zu bilden: "Sympathie für die Gruppenmitglieder ist wichtig." Außerdem seien gemeinsame Ziele hilfreich, wie zum Beispiel eine Klausur, für die man sich gegenseitig motiviert.

Es gebe immer Studenten, "die sehr viel erzählen und solche, die gar nicht sprechen". Ewald: "Den, der viel redet, spreche ich darauf vorsichtig unter vier Augen an. Ich will ihm ja nicht seine Motivation kaputt machen." Die Stillen fragt Ewald vor versammeltem Team, was sie zu dem Thema meinen. Soziale Kompetenz, die durch Teamarbeit entstehe, beeinflusse "nicht nur das Lernen, sondern auch die Kreativität positiv", sagt Diplom-Psychologin Frauke Schwarzhans von der Zentralen Studienberatung der TUHH.

Konkrete Ratschläge für Teamarbeit gibt TU-Studienberaterin Stefanie Preuß: "Eine Gruppe kann nur produktiv sein, wenn sich alle an Regeln und Deadlines halten." Mehr als fünf Personen sollten in einer Uni-Lerngruppe nicht zusammenarbeiten, denn je mehr Teilnehmer, desto schwieriger werde die Koordination. Außerdem sollte das Ziel möglichst konkret und allen Beteiligten klar sein, damit "alle an einem Strang ziehen", wie Preuß sagt. "Die Informationsverarbeitung muss im Mittelpunkt stehen, sonst entsteht eine Atmosphäre wie bei einem Kaffeekränzchen."

Von einem Beispiel effizienter Gruppenarbeit erzählt Daniel Neß. Der 28-Jährige schreibt seine Doktorarbeit im Fach Chemie am Centrum für Angewandte Nanotechnologie (CAN) - einem Unternehmen, das eng mit der Universität Hamburg zusammenarbeitet. Das Thema lautet: "Die Produktion von Halbleiter-Nanopartikeln im kontinuierlichen Prozess".

Diese sogenannten QuantumDots müssen in großen Mengen und gleichbleibend hoher Qualität bereitgestellt werden, um neue Technologien wie zum Beispiel Solar- und Brennstoffzellen weiterzuentwickeln. Daniel Neß sitzt für seine Promotion die vorgeschriebene Mindestzeit von drei Jahren nicht ausschließlich in seinem "stillen Kämmerlein", sondern trifft sich einmal pro Woche mit anderen Doktoranden und Mitarbeitern des CAN und der Uni. Die Arbeitsgruppe besteht aus einer Handvoll junger Wissenschaftler, die im Wechsel ihre vorläufigen Forschungsergebnisse präsentieren und diskutieren.

Hinzu kommen oft auch Experten anderer naturwissenschaftlicher Fachbereiche. Neß: "Dann müssen wir auf unsere Sprache achten." Denn schon zwischen Chemikern und Ingenieuren gebe es große Unterschiede beim Gebrauch von Fachbegriffen. "Teamarbeit klappt bei uns so gut, weil wir tolerant und offen miteinander umgehen", ist der junge Chemiker überzeugt. Auf keinen Fall dürfe man sich verschließen und Ergebnisse und entscheidende Informationen für sich behalten: "Dann gefährdet man das Gesamtprojekt. Außerdem sind Erfahrungsaustausch und Diskussionen eine erstklassige persönliche Weiterbildung."

Dass die an der Uni praktizierte Gruppenarbeit schnell auch zu unternehmerischem Erfolg führen kann, zeigt das Beispiel der Gründer der Hotelbuchungs-App "BookitNow!". Seit Mitte vergangenen Jahres betreiben die heute 25-jährigen Anas Salem, Mirsad Zaric und Oleksandr Ivanov ihr Startup-Unternehmen. "Wir sind vor fünf Jahren an der Uni in einem Seminar über Java-Programmierungen zusammengekommen", erinnert sich Anas Salem, damals Student des Wirtschaftsingenieurwesens: "Programmieren war nicht mein Thema, doch die beiden anderen haben mich motiviert, und gemeinsam kamen wir auf neue Ideen."

Heute ist die Rollenverteilung wie damals an der Uni: Die Strategie ihres Geschäfts entwickeln sie gemeinsam - Zaric und Ivanov programmieren die technische Lösung für die Last-Minute-Buchungen auf den Punkt genau, und Salem ist, wie zu Studienzeiten, der Mann der Kommunikation.