Top im Job: Nichts vertuschen, sondern ins Positive drehen, sagt Personalberaterin Doris Mailänder

"Brüche im Lebenslauf sind heute doch normal", sagt Doris Mailänder, Geschäftsführerin der Personalberatung Treuenfels in Hamburg. Ein Grund für Unternehmen, Bewerber auszusortieren, seien besonders abwechslungsreiche Karriereverläufe nicht mehr. Fast schon das Gegenteil sei der Fall.

Mailänder: "Wer heute 20 Jahre lang in demselben Unternehmen, womöglich noch in derselben Funktion tätig war, dann aber freigesetzt wird, braucht in aller Regel länger in den nächsten Job, als jemand, der flexible Wechsel gewöhnt ist." Selbst ein Jahr der Arbeitslosigkeit würde die Personalberaterin nicht als K.-o.-Kriterium bezeichnen. "Auch das ist keine Seltenheit mehr. Vor allem nicht bei Fach- und Führungskräften in höheren Positionen."

Doch ob Manager oder "normaler" Mitarbeiter, ob private Auszeit oder Studienabbruch: "Wichtig ist, damit proaktiv umzugehen und nichts vertuschen zu wollen", sagt Doris Mailänder. "Und die Information so zu formulieren, dass sie den Personaler überzeugt." Helfen kann dabei, von sich aus ehemalige Arbeitgeber als Referenzen zu nennen, bei denen sich der Personaler über die Arbeitsweise des Bewerbers erkundigen kann. So punkte man ganz besonders, sagt Mailänder.

In jedem Fall sollte jeder, der freiwillig oder erzwungen vorübergehend keinen Job hat, seine Zeit möglichst gut investieren - und sich anschließend entsprechend vermarkten. "Eine ehrenamtliche Tätigkeit zum Beispiel kommt bei Arbeitgebern immer sehr gut an", sagt die Personalberaterin. Alternativ könne in der freien Zeit zwischen zwei Jobs eine Weiterbildung besucht werden, "um Schwächen bewusst anzugehen".

"Das Wichtigste ist, dass man sich nachweisbar für etwas engagiert hat", sagt Mailänder. "Und das muss man anschließend selbstbewusst in der Bewerbung platzieren." Als Abschnitt im Lebenslauf oder auch direkt im Anschreiben. Zum Beispiel so: "Nachdem mein Arbeitgeber seinen Standort verlagert hat, habe ich mich für eine Vollzeit-Weiterbildung als IHK-Bilanzbuchhalter entschieden, vor deren erfolgreichem Abschluss ich gerade stehe."

Wer häufig und kurzfristig seinen Job gewechselt hat, mag auf den ersten Blick unstet wirken. "In diesem Fall ist es besonders wichtig, den roten Faden in den verschiedenen Aufgaben zu finden", sagt Personalexpertin Doris Mailänder. Der Faden ergibt sich mitunter schlicht aus dem Ziel: "Wer in einem kleineren Unternehmen nicht die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln, muss zwangsläufig den Job wechseln." Die Kontinuität im Lebenslauf könne sich also aus dem Wunsch ergeben, die nächste Karrierestufe zu nehmen.

Selbst wer mit einer eigenen Firma gescheitert ist, bleibe interessant für Arbeitgeber. "Als Selbstständiger muss man sich um so viel mehr kümmern als ein Angestellter", sagt Mailänder. "Das stellt eine echte Qualifikation dar." Vorausgesetzt, der Bewerber verkauft sich auch so positiv. "Jeder kann Fehler machen, aber er muss nachweisen, dass sie ihm bewusst geworden sind und er daraus gelernt hat."

Und wie ist es mit dem Studienabbruch? Wenn zum Beispiel ein Jurastudent das erste Staatsexamen nicht geschafft hat? Mailänder: "Da würde ich mir überlegen, welches Unternehmen Bedarf an meiner juristischen Vorbildung hat." Klar, in einer Kanzlei könne derjenige sich nicht mehr bewerben. "Im Controlling oder im Bereich Compliance eines Unternehmens aber sieht das schon ganz anders aus", ist die Personalberaterin überzeugt.