Top im Job: Die Stimme spiegelt die Einstellung dahinter wider, erklärt Stimmcoach Isabel Garcia

Soll sie tief und seriös klingen? Oder stark variieren und Agilität zeigen? Gefragt, was die "richtige" Stimme fürs berufliche Umfeld ist, sagt Stimmcoach Isabel Garcia: "Die Stimme ist dann richtig, wenn sie authentisch klingt und genau das ausdrückt, was ich rüberbringen möchte."

Den eigenen Stimmumfang könne man ohnehin nicht entscheidend ändern. Innerhalb dessen, was die Stimme an Höhen und Tiefen schafft, wirken die tiefen Töne eher beruhigend und überzeugend, die höheren sind die Muntermacher, die zum Beispiel beim Small Talk eingesetzt werden." Positiv sei beides: "Wenn ein Chef keinen Small Talk führen kann, wird er es schwer haben, Nähe zu seinen Mitarbeitern aufzubauen." Die Varianz in der Stimme mache sie letztendlich lebendig und glaubhaft.

In der Stimme spiegeln sich die Körperspannung und die Körpersprache. Wer nervös ist, weil er eine wichtige Verhandlung führen muss, oder unruhig, weil ihm zu viele Aufgaben Zeitdruck machen, dessen Stimme wird höher. "Und dadurch wirkt sie auch gleich emotionaler", sagt Garcia.

Davon, seine Stimme künstlich tiefer zu trainieren, um in der Vertragsverhandlung selbstsicher und bestimmend zu wirken, hält Isabel Garcia allerdings nichts - viel dagegen von guter Vorbereitung und einer gelassenen Einstellung. "Gefühle überrollen uns nicht", sagt sie. "Wir entscheiden uns dafür, welche Gedanken wir haben, positive oder negative." Und diese Gedanken wiederum führen zu Emotionen - die sich dann in der Körpersprache und in der Stimme ausdrücken. "Technik allein reicht nicht."

"Am besten, man setzt sich erst einmal mental mit dem Thema auseinander, wenn man mit seiner Stimme arbeiten will", sagt die Absolventin der Sängerakademie Hamburg. Darum hätten manche Mitarbeiter im Telefonmarketing Erfolg, andere nicht: "Kunden zu überzeugen, funktioniert am besten, wenn man ans Produkt glaubt."

Ein Mittel gegen Nervosität in der Stimme ist Singen. "Wenn Sie zum Beispiel im Auto unterwegs zu einem wichtigen Termin sind, der Sie aufregt, hilft es, laut einen Song im Radio mitzusingen", sagt Garcia. "Durch das gleichmäßige und lange Ausatmen bringen Sie Ruhe in die Stimme." Das entspanne gleichzeitig die Nerven. "Und zwar auch, wenn Sie zu Hause Streit hatten oder sich gerade über andere Autofahrer aufgeregt haben."

"Die Stimme kann über den beruflichen Erfolg mitbestimmen", ist Garcia überzeugt. Hinweise darauf, dass die eigene Stimme nicht gut ankommt, erhält der Sprecher etwa dadurch, dass Gespräche nicht funktionieren, er oft unterbrochen wird, andere seine Meinung nicht für voll nehmen. Das alles könne daran liegen, dass Stimme und Körperhaltung nicht übereinstimmten, sagt Isabel Garcia. "Möglicherweise ist man nicht mit der nötigen positiven Einstellung in das Gespräch gegangen."

Interesse am Gegenüber und Neugier auf andere Ideen helfen, diese zu entwickeln. Ebenso wie genau hinzugucken, sagt die Stimmexpertin. "Was braucht der andere jetzt? Hilft es, wenn ich meine Sätze kürzer mache, noch mehr Ruhe in meine Stimme bringe? Entscheidend ist der Bedarf desjenigen, den ich überzeugen will. Wer in diesem Sinne achtsam ist, braucht gar keine 1000 rhetorischen Tipps."

Den Vortrag "Stimmt die Stimme?! Wie Sie sympathisch und glaubwürdig wirken" hält Isabel Garcia am 23. Mai, 19 bis 21 Uhr im Rahmen der Reihe "Weiterkommen" von Institut für Weiterbildung und Hamburger Abendblatt. Ort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 9. Karten gibt es zum Preis von 20 Euro nur an der Abendkasse.