... eine KEP-Kauffrau? Sie plant und organisiert den Transport von Sendungen, akquiriert Kunden

Ein Kunde fragt nach seiner Büchersendung. Sofort hakt Susanne Stier nach und recherchiert, wo sich das Paket befindet. "Die Verzögerung kann an einem überladenen Depot oder auch daran liegen, dass die Wechsel-Brücke, das ist der Behälter für den Lkw, noch nicht entladen wurde." Es gebe viele Szenarien, die für eine Verzögerung der Auslieferung einer Sendung verantwortlich sind. Susanne Stier ist KEP-Kauffrau beim Logistikdienstleister DPD. Die Abkürzung KEP steht für Kurier- Express und Postdienstleistungen.

Susanne Stier hat ihre dreijährige Ausbildung zur KEP-Kauffrau 2009 in dem Wilhelmsburger Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Aschaffenburg hat, abgeschlossen und arbeitet derzeit im Vertriebsinnendienst. "Ich akquiriere neue Kunden, schreibe Angebote und informiere über Preise." Da DPD weltweit tätig ist und Sendungen auch nach Australien und Korea gehen, hängt viel von der Größe des Kartons ab, der verschickt werden soll. "Denn das Volumengewicht bestimmt den Preis", erklärt die 25-Jährige. "Ein großer Kalender, der nur ein Kilogramm wiegt, kann somit ein Volumengewicht von 20 Kilogramm haben." Der Versand könne dann schon mal 200 Euro kosten.

Versendet wird alles - von elektrischen Geräten über Bücher, Spielsachen, kleines Mobiliar, Drogerieartikel bis zu Textilien. Nicht befördert werden dagegen verderbliche Lebensmittel, geladene Waffen und lebende Tiere. "Wir fragen jeden Kunden, was er verschickt, und haften bis zu 520 Euro", sagt Susanne Stier. Wer möchte, kann jedoch eine Höherversicherung bis zu 13 000 Euro abschließen.

"Ich muss vieles am Telefon regeln und bin quasi die Schnittstelle zum Vertragspartner", erklärt Stier. Das können Privatleute oder Firmen sein. Der Umgang mit den Kunden und das Verkaufen mache ihr an ihrem Beruf Spaß, berichtet die junge Frau. Durch ihren Vater, der als Lkw-Fahrer arbeitet, sei sie früh mit der Logistikbranche in Kontakt gekommen und wollte Speditionskauffrau lernen. Dann habe sie von der neuen Ausbildung zur KEP-Kauffrau erfahren.

Während der Ausbildung durchlaufen die Azubis alle Abteilungen, lernen die Kundenbetreuung genauso kennen wie das Beschwerdemanagement. Sie schärfen den Blick dafür, was Versender und Empfänger erwarten. Auch die Arbeit der Paketzusteller lernen sie kennen. "Ein schwerer Job, der Kraft, Nerven und gute Zeiteinteilung verlangt", sagt Stier. Damit die Fahrer die Pakete noch gut tragen können, dürfen diese maximal 31,5 Kilogramm wiegen.

Firmen wie Hermes, DPD und UPS bilden in dem noch jungen und relativ unbekannten Beruf aus. Er bietet Azubis gute Übernahme- sowie Aufstiegschancen in der Logistikbranche. "Wir haben seit 2005 alle unsere Azubis übernommen. Da die KEP-Branche in der Wachstumsphase ist, sehe ich die Chancen für KEP-Kaufleute in den nächsten Jahren positiv", sagt Andrea Schween, Personalreferentin bei DPD. "Wir bieten unseren Auszubildenden Studiengänge im Anschluss an die Ausbildung sowie Schulungen an unserer hauseigenen Akademie an."

Um einen tieferen Einblick in die komplette Logistikkette zu erhalten, studiert Susanne Stier seit 2009 neben ihrem Job Logistic & Supply Chain Management an der Northern Business School. Wenn sie ihr Studium 2013 mit dem Bachelor abschließt, stehen ihr Wege in Führungspositionen offen.