Serie (Teil 16): Ich werde ... Buchhändler. Von Raupe Nimmersatt bis Helmut Schmidt - Tim Sellckau kennt sie alle

Hamburg. Die meisten glauben, dass Buchhändler ein trockener Job ist, den nur Langweiler machen, aber das stimmt absolut nicht", sagt Tim Sellckau. Der 22-Jährige macht eine Ausbildung zum Buchhändler bei Weiland in Altona und sagt: "Ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen."

Seit acht Monaten berät Tim Kunden, bestellt Ware und bucht sie in die EDV. Er mag die Abwechslung: "Hier ist kein Tag wie der andere!" Seinen Ausbildungsbetrieb hat Tim sehr bewusst gewählt: "Viele Ketten setzen heute auf Kommerz, das einzelne Buch rückt in den Hintergrund." Bei Weiland sei das anders, findet er, und auch das Arbeitsklima gefalle ihm. "Obwohl von 30 Mitarbeitern nur drei Männer sind, gibt es keinen Zickenkrieg", sagt er mit einem Augenzwinkern. Auch in der Berufsschulklasse seien nur drei Männer vertreten, erzählt Tim. "Aber es gibt Schlimmeres", findet er und lacht.

Für seine Ausbildung in "der schönsten Stadt der Welt" nimmt der 22-Jährige täglich eine lange Anfahrt auf sich. "Das macht gar nichts, in der Bahn von Henstedt-Ulzburg nach Altona habe ich viel Zeit zum Lesen." Am Liebsten Krimis und Fantasy. Sein Tipp: "Die Tribute von Panem".

Die Lieblingsautoren der Kinder sind noch dieselben wie vor Jahren

Am liebsten arbeitet Tim in der Kinder- und Jugendliteratur. "Die meisten Bücher kenne ich noch von früher, da fällt es leicht, Tipps zu geben." Kirsten Boie, Astrid Lindgren, Paul Maar - die Lieblingsautoren der Kinder hätten sich in den letzten Jahren kaum geändert. "Und nach wie vor sind Dinos und Prinzessinnen voll im Trend."

Der Azubi kümmert sich auch ums Bestellen von Ware. Jeden Morgen liefern die Verlage rund 50 Kisten Bücher, die in die EDV übertragen müssen. "Zu Weihnachten kamen sogar jeden Tag drei mannshohe Paletten an Büchern."

Was ihm besonders gefällt? "Man hat viel Kundenkontakt, und der Beruf ist anspruchsvoller als zum Beispiel der des Schuhverkäufers." Eine gute Allgemeinbildung sei das A und O, erzählt Tim, das müsse man nicht nur im Vorstellungsgespräch, sondern täglich bei Verkaufsgesprächen beweisen.

Das notwendige Wissen häuft er an zwei Tagen pro Woche in der Berufsschule an, wo unter anderem Literaturepochen, moderne Werke und Politik auf dem Plan stehen. Das hilft ihm in der Beratung: "Viele suchen ein Buch und wissen weder Titel noch Autor."

Da heißt es Ruhe bewahren: "Immer freundlich bleiben ist die oberste Devise, egal, was die Kunden wollen." Auch ein gepflegtes Äußeres sei wichtig. "Bei Weiland sind sie da relativ locker, ich darf auch in meinen Metal-Shirts zur Arbeit kommen", erzählt der Musikfan. Solange die Kunden keinen Anstoß an der Kleidung nehmen könnten, sei erlaubt, was gefällt. Andernorts, das weiß Tim aus der Berufsschule, werde das Thema Arbeitskleidung strenger gehandhabt.

Plötzlich fanden auch Tims Freunde seinen Job richtig interessant

Seine Freunde waren erstaunt, als Tim ihnen von seiner Berufswahl erzählte. "Die Reaktion der meisten: 'Das machen nur Nerds!'" Doch als er ihnen von seinen Aufgaben berichtet habe, hätten sie es total interessant gefunden. Viele, sagt er weiter, wüssten noch nicht einmal, dass das ein Lehrberuf sei. Auch ein Grund dafür, glaubt Timm, dass es mehr Lehrstellen als Azubis gebe.

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