Firmenkontaktmesse Stellenwerk an der Uni Hamburg: 5000 Besucher, 50 Firmen, unzählige Bewerbungsgespräche

Hamburg. Am längsten waren die Schlangen beim Bewerbungsmappen-Check. "Wir sind buchstäblich überrannt worden", sagt Frauke Narjes, Leiterin des Career Centers der Universität Hamburg. Sie ist selbst ganz beeindruckt vom Ansturm der Hamburger Studenten und Absolventen auf der Jobmesse "Stellenwerk". "Dieses Jahr war noch viel mehr los als im vergangen Jahr."

Rund 5000 Besucher an zwei Messetagen, fast 50 ausstellende Unternehmen, acht Vorträge mit je 130 bis 150 Zuhörern - Inken Bergenthun, Leiterin des vierköpfigen Stellenwerk-Teams, kann ein paar eindrucksvolle Zahlen nennen. Unter den Ausstellern waren sowohl Konzerne wie Tchibo als auch kleine und mittelständische Firmen. "Einige nutzen die Messe, um sich als Arbeitgeber bekannter zu machen", erzählt Bergenthun. Denn so manche mittelständische Firma gehöre zwar zu den Marktführern ihrer Branche - aber ihr Name sei noch längst nicht allen präsent. Der traditionsreiche Anlagenbauer Imtech etwa sei so ein Beispiel.

Bewerber achten oft noch zu sehr auf den bekannten Namen einer Firma

Die erst 2005 gegründete Smaato Inc. will auch bekannter werden. "Hier können die Bewerber gleich einen Eindruck von uns bekommen", sagt Miriam Hoppe, Marketing Manager der auf "mobile advertising" (Werbung aufs Handy) spezialisierten Firma. Auf Jobportalen im Internet zähle noch zu oft, wie bekannt das Logo eines Unternehmens sei. Zurzeit sind bei Smaato gut 40 Mitarbeiter beschäftigt. "Bis Ende des Jahres wollen wir 60 sein", sagt Hoppe. Sie ist zuversichtlich, dass das klappt. "Wir haben hier sehr gute Kontakte gemacht", sagt sie. "Viele Bewerber haben angekündigt, uns in den nächsten Tagen ihre Unterlagen zu schicken."

Die Allianz hat schon ihren Namen - aber auch sie sucht beim Stellenwerk nach den richtigen Kräften. "Zum Teil waren wir zu fünft gleichzeitig in Gesprächen", sagt Jean-Pierre Gevert. Er ist Assistent des Leiters der Vertriebsdirektion Hamburg. Vor allem Wirtschaftswissenschaftler und -mathematiker seien am Stand gewesen. "Aber auch Philologen und Historiker haben uns angesprochen." Viele waren gut vorbereitet, andere planlos. Mit Fragen wie "Und was haben Sie jetzt für mich?" kann Gevert nicht viel anfangen. "Aber deutlich mehr Leute haben einen positiven Eindruck hinterlassen." Gevert sucht Kandidaten für verschiedene Einstiege: für Trainee-Stellen, duale Studiengänge und Ausbildungsplätze.

Viele sind gut vorbereitet und haben ihre Bewerbungsmappen dabei

Unter den Messebesuchern war auch Karina, die ihren Nachnamen lieber nicht nennen möchte. Sie will hier einen Arbeitgeber kennenlernen, für den sie im Marketing arbeiten kann. Ihre Bedingung: "Die Firma soll soziale Verantwortung zeigen." Eine Bewerbungsmappe "light" hat die 24-Jährige Wirtschaftswissenschaftlerin auch dabei: ihren Lebenslauf plus zwei Praktikumszeugnisse. "Aber das gleich in fünffacher Ausfertigung! Man weiß ja schließlich nie!"

Markus Bäuerle hat sich erst mal beim Mappencheck der Agentur für Arbeit angestellt. "Ich möchte den Service nutzen, vielleicht kann ich ja noch etwas verbessern", sagt der 30-jährige Fachübersetzer für Deutsch, Englisch und Spanisch. "Außerdem sehe ich das als gute Vorbereitung für die Gespräche, die ich gleich an den Messeständen führen will."

Gut vorbereitet sind viele der Besucher, das ist auch Miriam Hoppe von Smaato und Jean-Pierre Gevert von der Allianz aufgefallen. "Einige haben schon richtig auf unsere Firma zugeschnittene Bewerbungen dabei." Hoppe ist beeindruckt. Und das ist für Bewerber ja schon mal die halbe Miete.

Die Messe ist eine Kooperation von drei Hamburger Hochschulen

Stellenwerk ist ein Gemeinschaftsprojekt der Uni Hamburg, der Technischen Uni Hamburg-Harburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Auf dem Portal (s. Kasten) finden Studenten und Absolventen das ganze Jahr über Angebote von Firmen für Praktika, Studentenjobs, Diplomarbeiten und den Berufseinstieg. Seit 2008 lädt Stellenwerk einmal im Jahr zur Jobmesse an der Uni ein.

Das Krisenjahr ist auch an den Studenten und Absolventen nicht spurlos vorübergegangen. "Ich erlebe bei ihnen schon so etwas wie Zukunftsangst", sagt Beraterin Frauke Narjes. "Allerdings sehen wir im Career Center ja auch nur einen Ausschnitt", schränkt sie ein. "Aber sobald eine Krise entsteht, sind die Einsteiger immer die Verlierer."

Was sie manchmal betroffen macht: "Einige haben schon etliche Absagen bekommen - und dann sehen sie gar nicht mehr, wie gut sie eigentlich sind." Diese Absolventen dann wieder zuversichtlich zu machen, auch das versteht die Beraterin als ihre Aufgabe. Denn eigentlich sei gerade der akademische Nachwuchs besonders aktiv und flexibel bei der Suche nach dem Berufseinstieg, hat Frauke Narjes festgestellt. "Die Botschaft ist angekommen, dass sie heutzutage Unternehmer ihrer eigenen Arbeitskraft sind."