Top im Job: Wie Mitarbeiter richtig eingewiesen werden, erklärt Berater Rainer Zopp

"Ach, Sie sind der Neue? Wo setzen wir Sie denn mal hin?" Eigentlich warten immer mehr Unternehmen mit Blumenstrauß und Einarbeitungsplan auf, wenn ein neuer Mitarbeiter kommt. "Aber auch das gibt es noch oft genug: Der Kollege hat seinen ersten Arbeitstag, und keiner weiß Bescheid", sagt Rainer Zopp, Organisationsberater aus Hamburg. Damit hat das Unternehmen die Chance vertan, einen guten ersten Eindruck zu machen. Ungünstig: "Mitarbeiter lassen sich heute nicht mehr so viel bieten und gehen auch schneller wieder, wenn sie unzufrieden sind." Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels täten Führungskräfte also gut daran, neue Mitarbeiter aufrichtig willkommen zu heißen, sagt Rainer Zopp.

Das geht am Empfang los: "Dort muss man natürlich Bescheid wissen, dass ein neuer Kollege kommt", sagt Rainer Zopp. Der Arbeitsplatz ist aufgeräumt - "auch die Schubladen des Schreibtischs sind leer" -, ein Blumenstrauß und ein Begrüßungsschreiben des direkten Vorgesetzten sind vorhanden. Das Team ist informiert, dass kein Konkurrent, sondern jemand zur Unterstützung kommt. "Dann merkt der Mitarbeiter gleich, dass er seinem neuen Arbeitgeber offenbar etwas wert ist."

Nach der Begrüßung durch den direkten Chef kümmert sich idealerweise ein Pate um den Neuen. "Das ist ein Kollege auf der gleichen Hierarchieebene, aus dem eigenen Team oder einer benachbarten Abteilung." Außerdem dürfe es sich nicht um einen Wettbewerber handeln - etwa jemanden, der sich intern um den Posten des neuen Kollegen beworben hatte. "Derjenige muss unvoreingenommen sein, möglichst schon lange im Unternehmen, und er muss Freude an der Aufgabe haben, jemand Neues zu unterstützen." Und nicht zuletzt müsse er vom Vorgesetzten die Zeit zugestanden bekommen, sich um den Kollegen zu kümmern.

Der Pate bespricht mit dem Neuen den Einarbeitungsplan. Dieser erklärt, welche Aufgaben der Mitarbeiter hat, wer Ansprechpartner für welche Themen sind, was seine ersten Aufträge sein sollen. "Der Einarbeitungsplan wird nicht einmal geschrieben und ist dann dauerhaft gültig", sagt Rainer Zopp. "Er muss immer wieder aktualisiert und angepasst werden - denn eventuell gibt es beim Mitarbeiter Defizite, die man anfangs noch gar nicht gesehen hat und die aufgefangen werden müssen." Außerdem sollte der Vorgesetzte darauf achten, dass der Kollege gerade am Anfang nicht überfrachtet wird. "Er muss ja erst einmal lernen, wie die Abteilung überhaupt tickt."

Der Pate ist auch dafür verantwortlich, den neuen Kollegen auf Fallstricke und ungeschriebene Regeln hinzuweisen. Zopp: "Ein Beispiel. Vielleicht kommt jeden Mittag eine ältere Dame vorbei. Wer ist das? Wie verhält man sich ihr gegenüber? Der Pate muss den Neuen darauf vorbereiten, dass dies die Seniorchefin ist, die stets freundlich gegrüßt wird und die im Hintergrund immer noch viel zu sagen hat."

Dass sich der Pate um den Kollegen kümmert, entlässt aber den Vorgesetzten nicht aus der Verantwortung. "Er signalisiert dem Mitarbeiter, dass auch er immer ein offenes Ohr für dessen Fragen und Anliegen hat." Und das über einen längeren Zeitraum. "Neue Mitarbeiter haben die Eigenart, nach sechs Wochen nichts mehr zu fragen, weil es ihnen unangenehm ist, dann immer noch nicht vollends Bescheid zu wissen", sagt Zopp. Darum müsse der Vorgesetzte vermitteln: "Wer fragt, zeigt Interesse, das hat nichts mit mangelndem Wissen zu tun." Je mehr ein Unternehmen in die Einarbeitung des Neuen investiere, desto mehr werde es auch davon profitieren.