Deutsche Reeder müssen auf hohe Summen für Lohnsteuerrückzahlungen verzichten. Das dürfte den Trend zum Ausflaggen befeuern.

Hamburg. Deutsche Reeder mit Schiffen unter deutscher Flagge erhalten künftig weniger Hilfen vom Staat. Nach einem Beschluss des Bundestages werden die Mittel für Lohnsteuerrückzahlungen für 2011 von 48 auf knapp 20 Millionen Euro gekürzt. Im kommenden Jahr könnten sie sogar komplett wegfallen.

Das dürfte den Trend zum Ausflaggen, der mit der Wirtschaftskrise eingesetzt hatte, verstärken. Nachdem Anfang 2009 noch 500 Seeschiffe unter Schwarz-Rot-Gold fuhren, sind es derzeit nach den Zahlen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie noch 439 Frachter.

Mit der deutschen Flagge sind bei größeren Schiffen jeweils fünf Arbeitsplätze an Bord für deutsch sprechendes Führungspersonal reserviert. Obwohl die Reeder auch EU-Europäer einstellen dürfen, haben dadurch deutsche Offiziere gute Chancen, einen Job zu finden. Gleichzeitig gelten für sie deutsche Tarife und die Absicherung durch die Sozialversicherungen.

"Ich bin nicht sehr glücklich über diese Regelung, weil sich durch die Neuregelung die Wettbewerbssituation unter deutscher Flagge verschlechtert", sagte Eckhardt Rehberg, der Beauftragte für die Maritime Wirtschaft der CDU-Fraktion im Bundestag, dem Abendblatt. Er hoffe aber, dass das Bundesverkehrsministerium für den Haushalt 2012 gegensteuern könne. Dazu wird heute Abend beim Treffen des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) eine Aussage des Maritimen Koordinators der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto (FDP), erwartet.

Die Förderung für Ausbildungsplätze, die derzeit bei neun Millionen Euro liegt, soll erhalten bleiben. Schifffahrtsexperten fürchten aber, dass sich künftig weniger junge Menschen für den Beruf entscheiden, wenn sie nicht sicher sein können, einen Arbeitsplatz unter deutscher Flagge zu finden. Insgesamt setzen deutsche Reeder derzeit 3600 Seeschiffe ein. Von den 60.000 Seeleuten an Bord sind gut 10.000 Deutsche.