Die Traditionsreederei Hamburg Süd leidet unter Preiskampf und hohen Treibstoffkosten. Dennoch wurden neue Arbeitsplätze geschaffen.

Hamburg. Die internationale Linienschifffahrt wird erst 2013 oder 2014 aus ihren tiefroten Zahlen heraussteuern. Davon geht Ottmar Gast aus, der Sprecher der Geschäftsführung von Hamburgs Traditionsreederei Hamburg Süd. "Wir denken wie andere darüber nach, Schiffe zeitweise stillzulegen oder die Geschwindigkeit von derzeit 18 weiter auf 16 Knoten zu senken", sagte der Reedereichef gestern in Hamburg. Das geringere Tempo erfordert bei wöchentlichen Abfahrten in den Häfen mehr Schiffe und ist damit eine Antwort auf die Überkapazitäten bei der Tonnage auf See. Gast geht davon aus, dass die weltweiten Linienreedereien 2011 einen Verlust von fünf bis sechs Milliarden Dollar eingefahren haben - nach 14 Milliarden Dollar (10,6 Milliarden Euro) Gewinn im Rekordjahr 2010.

+++Ottmar Gast: "Wir erwarten 2012 keine Erholung"+++

Hamburg Süd konnte zwar 2011 die Frachtraten, den Preis für den Transport von Containern, leicht um ein Prozent auf durchschnittlich 1569 Dollar pro Standardcontainer (TEU) steigern. "Wir hatten auch kein Mengenproblem", sagte Gasts Stellvertreter Joachim A. Konrad. So erhöhte sich die Zahl der transportierten Boxen im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 3,1 Millionen TEU. Doch der steigende Preis für Treibstoff, der 2011 um knapp 200 Dollar pro Tonne höher lag als 2010, verdarb der Reederei das Geschäft. Auch für den Umschlag auf den Terminals sowie für den Transport der Boxen von und zu den Häfen per Lkw und Bahn musste Hamburg Süd mehr bezahlen. "Wir konnten diese Kosten aber nicht an unsere Kunden weitergeben", sagte Gast. Hintergrund ist der scharfe Wettbewerb, der auch von Linienreedern ausgeht, deren Großcontainerfrachter auf Strecken zwischen Asien und Europa unterwegs sind. Sie setzen ihre kleineren Schiffe jetzt auch auf Strecken nach Südamerika ein.

Die Folge der Entwicklung: Trotz eines um sechs Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gestiegenen Umsatzes war das Ergebnis der Linienschifffahrt von Hamburg Süd "unbefriedigend", wie Gast sagte. Ob die Reederei rote Zahlen schrieb oder noch die im Dezember anvisierte schwarze Null erreichte, ließ er offen. Dagegen haben die von Hamburg Süd eingesetzten Massengutfrachter und Tanker 2011 bei einem Umsatz von 308 Millionen Euro einen Gewinn eingefahren. "Wir sind aber nicht sicher, ob wir dies in diesem Jahr wieder erreichen können", sagte Geschäftsführer Arnt Vespermann. Zusammen mit weiteren kleineren Aktivitäten kommt die Reederei auf 4,753 Milliarden Euro Umsatz nach 4,430 Milliarden Euro 2010. Für das laufende Jahr erwartet Gast insgesamt ein zwar besseres, aber noch immer nicht zufriedenstellendes Ergebnis.

+++Reederei mit Tradition+++

Trotz der verhaltenen Einschätzung des Marktes baut Hamburg Süd die Flotte aus. Allein 2011 wurden fünf Containerfrachter übernommen, die mit einer Kapazität von 7100 TEU zu den bisher größten der Reederei zählen. Die Zahl der Seeleute mit deutschen Verträgen erhöhte sich um gut 100 auf 712. An Land stieg die Belegschaft um gut 200 auf weltweit 3756, davon wurden 50 Arbeitsplätze in der Zentrale in Hamburg neu eingerichtet.

Gast kritisierte gestern erneut, dass die Bundesregierung noch immer keine gesetzlichen Vorschriften für die Übernahme von Sicherheitspersonal auf Schiffen unter deutscher Flagge vorgelegt habe. "Um unsere Crews gegen Piraten zu schützen, mussten wir zwei Schiffe ausflaggen." Er hofft jetzt auf eine Regelung bis zum Jahresende. Zum 1. Mai steht ein Wechsel in der Geschäftsführung der Reederei an. Anstelle von Konrad, der in den Ruhestand wechselt, werden künftig Peter Frederiksen und Frank Smet seine Aufgaben übernehmen.