Heute könnte im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) die Entscheidung über die Zukunft der Werften in Kiel und Emden fallen.

Hamburg. Der ThyssenKrupp-Konzern will in jedem Fall noch in diesen Monat den Beschluss über den Einstieg der Siag Schaaf AG bei den Nordseewerken in Emden und der Rönner-Gruppe bei HDW in Kiel unter Dach und Fach bringen. Am heutigen Montag tagt nun zum zweiten Mal der Aufsichtsrat der Werftenholding ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) zu diesem Thema. Zuvor gibt es in Hamburg Sitzungen für die Aufsichtsräte der betroffenen Werften.

"Für uns gibt es noch viele offene Fragen", sagte der stellvertretende TKMS-Aufsichtsratsvorsitzende Heino Bade dem Abendblatt. Dazu gehört für den Schiffbau-Experten der IG Metall Küste der vertraglich zugesicherte Bau von zwei Fregatten in Emden, die dortige Beteiligung des Stahlkonzerns nach dem Einstieg der Siag und die Frage, wie lange die Siag die 721 Mitarbeiter von ThyssenKrupp zu den gleichen Bedingungen übernehmen muss.

Die IG Metall und die Betriebsräte wehren sich auch grundsätzlich gegen eine reine Ausrichtung des Schiffbaus der Betriebe auf Marineprojekte. "Wir halten es für geboten, die Entscheidung erneut zu verschieben", sagt Bade.

Gegen die Arbeitnehmer könnte sich ThyssenKrupp mit der Doppelstimme des Aufsichtsratsvorsitzenden durchsetzen. Damit kommt Olaf Berlien, dem Chef der Werften-Obergesellschaft ThyssenKrupp Technologies, eine Schlüsselrolle zu.

Am Sonnabend protestierten mehrere Hundert HDW-Werftarbeiter in Kiel gegen eine Zerschlagung des Schiff- und U-Boot-Baubetriebs. Sie versammelten sich mittags mit ihren Familienangehörigen vor dem Werkstor, um den Druck auf TKMS zu erhöhen. Die HDW-Beschäftigten wehren sich gegen einen Verkauf des Bereichs Handelsschiffbau an die Bremerhavener Rönner-Gruppe.

Schon mehrfach hatten Tausende Beschäftigte gegen eine Zerschlagung des Verbundes protestiert. TKMS-Vorstandschef Hans Christoph Atzpodien hatte versichert, die Beschäftigung an allen drei Standorten sichern zu wollen und ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Er machte aber auch deutlich, dass eine Entscheidung über die künftige Entwicklung noch bis Ende dieses Geschäftsjahres bis zum 30. September fallen soll.