Abenteuer erfolgreich überstanden: Erstmals haben zwei nicht russische Handelsschiffe die Passage durch das Nordpolarmeer durchfahren.

Hamburg. Die beiden deutschen Schwergutfrachter "Beluga Fraternity" und "Beluga Foresight" erreichten ihr Ziel in Sibirien, wo die in Südkorea geladenen Kraftwerksteile im Mündungsgebiet des Flusses Ob mit bordeigenen Kränen auf kleinere Bargen verladen werden, um sie noch weiter ins Landesinnere zu bringen. Mitte August hatten beide Schiffe in Wladiwostok abgelegt, wo die Crew vier Wochen auf die Genehmigung der russischen Behörden warten musste.

Die Route durch das Nordpolarmeer, dicht an der asiatischen und europäischen Küste, ist nach Angaben der Bremer Beluga Reederei bisher noch von keinem westlichen Frachter bezwungen worden. "Wir sind alle stolz und glücklich, als erste westliche Reederei die legendäre Nordostpassage erfolgreich durchquert zu haben", sagte Beluga-Chef Niels Stolberg, der die als innovativ geltende Schwergutreederei erst vor 14 Jahren gegründet hatte.

Bedingt durch den Klimawandel war die gefährliche Passage im Sommer 2008 erstmals für einige Wochen eisfrei. Auch in diesem Jahr bildete sich kein Packeis, die beiden deutscher Frachter fuhren dennoch im Konvoi mit einem russischen Atomeisbrecher. Zwar erreicht die Lufttemperatur in diesen Tagen dort oft 25 Grad, das Wasser bleibt jedoch eiskalt. Schnell können sich daher Eisfelder bilden und durch Wind und Wellen zu hohen Packeisschichten aufgetürmt werden.

Doch diese Nordroute von Nordasien nach Europa spart im Gegensatz zu der rund 21 000 Kilometer langen Fahrt durch den Suezkanal knapp 8000 Kilometer. Pro Fahrt erspart die Nordostpassage so eine halbe Million Dollar, so Stolberg. Für Containerfrachter ist sie dennoch keine Alternative: Zum einen fahren die meisten Linien in südchinesischen Häfen ab, sodass es kaum eine Streckenersparnis gibt.

Zudem dürfte die Nordroute für große Containerschiffe zu flach sein. Die Beluga-Frachter haben zudem einen speziell verstärkten Rumpf, sodass sie bis zu 80 Zentimeter dickes Eis bei langsamer Fahrt durchbrechen können. Das Abenteuer Nordostpassage werde jetzt kein einzigartiges Projekt bleiben, kündigte Stolberg an. 2010 will die Bremer Reederei wieder Schiffe auf diesen Seeweg schicken.