Die angeschlagene Reederei Hapag-Lloyd braucht Milliarden an frischem Kapital - Verhandlungen der Eigentümer am Montag blieben aber bislang ohne Ergebnis.

Hamburg. Die Eigentümer der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd haben am Montag in der Zentrale am Ballindamm über ein umfangreiches Stützungspaket für das angeschlagene Unternehmen verhandelt. Bis zum späten Abend gab es jedoch kein Ergebnis. Nach Abendblatt-Informationen werden die Gespräche heute fortgesetzt.

Vordringlich geht es darum, der Reederei rund 300 Millionen Euro frisches Kapital zu verschaffen. Zu diesem Zweck wollen die Anteilseigner der Reederei deren 25-prozentigen Anteil am Containerterminal Altenwerder abkaufen. Dieser Schritt ist Teil eines Gesamtpakets von rund 1,75 Milliarden Euro, mit dem die Reederei für die kommenden 18 Monate finanziert werden soll.

Die drei größten Eigner von Hapag-Lloyd sind der TUI-Konzern in Hannover mit 43 Prozent, die Stadt Hamburg mit 23 Prozent und der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne mit 15 Prozent. Zum Eignerkreis gehören außerdem die Banken HSH Nordbank und M.M.Warburg sowie die Versicherungen HanseMerkur und Signal Iduna.

Die fünftgrößte Linienreederei braucht dringend frisches Geld. Im ersten Quartal war ein Verlust von 222 Millionen Euro angefallen, die Zahlen für das zweite Quartal sind noch nicht veröffentlicht. Unbestätigten Informationen zufolge sollen bei Hapag-Lloyd monatlich bis zu 100 Millionen Euro Verlust auflaufen.

Spannungen zwischen den Gesellschaftern

Unklar war bislang, wie das frische Kapital für die Reederei aufgebracht wird. Nach Informationen aus dem Kreis der Eigentümer dürfte es darauf hinauslaufen, dass die Gesellschafter rund 750 Millionen Euro bereitstellen und dass die Reederei zusätzlich eine Milliarde Euro an staatlich verbürgten Krediten erhält. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Gesellschafter auf ihren Finanzierungsanteil einigen und dass die Reederei ein überzeugendes Rationalisierungskonzept vorlegt. Die Unternehmensberatung Roland Berger prüft das Unternehmen seit Anfang Juli, unter anderem auch das bislang umgesetzte Sparprogramm, das jährliche Einsparungen von 400 Millionen Euro erbringen soll.

Besonders die Frage der Einsparungen sorgte in den vergangenen Monaten für Spannungen zwischen den Gesellschaftern. Klaus Michael Kühne war mehrmals mit öffentlichen Forderungen nach erheblich stärkeren Einschnitten vorgeprescht und hatte seine Miteigner damit brüskiert. Auch wurden seine Äußerungen als klare Kritik am Hapag-Lloyd-Vorstand aufgefasst.

Die Stadt Hamburg hat bereits deutlich gemacht, dass sie sich im Rahmen ihres Anteils an der Versorgung der Reederei mit frischem Kapital beteiligen wird. Der TUI-Vorstand hat sich ebenfalls in diesem Sinne erklärt - unter der Voraussetzung, dass auch das Konsortium Albert Ballin, in dem die Hamburger Hapag-Lloyd-Investoren vereint sind, entsprechend seinem Anteil Geld nachschießt.